Er hat im zarten Alter von elf Jahren Keith Moon kennen gelernt, mit Lemmy in einer Bar in Soho die Nacht zum Tag gemacht, Fergie von den Black Eyed Peas zu einer Zusammenarbeit überredet und ganz nebenher Alice Cooper zu seinem Rock’n’Roll-Dad auserkoren. Das Erstaunlichste an Slash (49) ist jedoch, dass er es auch dann noch geschafft hat, seinen Hut aufzubehalten, während um ihn herum das blanke Chaos tobte.
Er vereint zwei Qualitäten, die ihn nicht nur selbst zum Star gemacht haben, sondern ihm auch geholfen haben, in der Clique der Rock-Topseller Fuß zu fassen. Slash ist a) ein durch und durch unkomplizierter, gutgelaunter Zeitgenosse und war b) lange Jahre dafür bekannt, einer Party nicht abgeneigt zu sein. In Verbindung mit seinem musikalischen Talent ergab dies eine nahezu magische Kombination, die es Saul Hudson ermöglicht hat, mit den ganz Großen im Riff-Business zu feiern. Und obwohl Slash ein Mensch ist, der gerne nach vorne schaut, wagt er für CLASSIC ROCK einen Blick zurück – und erinnert sich an die spannendsten Begegnungen seines Rocker-Lebens.
KEITH MOON
Ich liebe The Who, und das schon seit frühster Kindheit. Nachdem ich TOMMY das erste Mal gesehen hatte, war es um mich geschehen. Es war einfach großartig. Doch es kam noch besser – ich traf Keith Moon. Ich war mit meinen Eltern in Los Angeles bei einer Veranstaltung in einer Messehalle oder so was Ähnlichem. Jedenfalls sah ich plötzlich Keith – und konnte ihn überreden, ›Uncle Ernie‹ von TOMMY für mich zu spielen. Was für ein unglaubliches Erlebnis für einen Elfjährigen! Ich erinnere mich noch heute an jede Sekunde, denn ich hatte seither nie wieder ein aufregenderes Treffen. Keith Moon war ein echter Star für mich!
ALICE COOPER
Er hat mich tief beeindruckt, insbesondere damals, als wir mit Guns N’Roses noch ganz am Anfang standen. Alice nahm uns unter seine Fittiche und weihte uns in die Geheimnisse des Rock-Geschäfts ein. Das hat er nicht nur mit uns getan, sondern auch für eine Reihe anderer Bands. Ich kam mir damals so vor, als hätte ich endlich einen total verrückten Vater gefunden, der genau zu mir passt. Ich liebe ihn! Besonders bewundernswert an Alice Cooper ist die Art und Weise, wie er mit seinem Ruhm umgeht. Er hat alles erreicht, Generationen von Musikern und Fans geprägt. Dennoch ist er sehr entspannt, muss sich nie darstellen, sondern hat sich und sein Ego wirklich unter Kontrolle. Beeindruckend.
AEROSMITH
Als ich noch Schüler war, gab es für mich keine größere Band als Aerosmith. Und dann durfte ich plötzlich mit Guns N’Roses in ihrem Vorprogramm spielen. Wahnsinn! Mein Traum wurde Wirklichkeit! Beim unserem ersten Soundcheck kam Steven Tyler vorbei und stellte sich vor. Sehr nett von ihm. Wir haben im Laufe der Tour viel mit ihm und den anderen Jungs gemacht und sie ziemlich gut kennen gelernt. Eigentlich sind wir die ganze Zeit aufeinander gegluckt. (lacht)
DAVE MUSTAINE/LARS ULRICH
1988 sind wir beim „Monsters Of Rock“-Festival in Donington aufgetreten. Wir haben dafür sogar einige Daten der Aerosmith-Tour in den Staaten sausen lassen, wenn ich mich recht erinnere. Ich glaube, wir waren nur ganz kurz in England, sind hin- und sofort wieder zurückgeflogen, um nicht zu viele Shows zu verpassen. Na, jedenfalls bin ich dort mit Dave Mustaine und Lars Ulrich rumgehangen. Ich kannte die beiden schon länger, hatte sie des Öfteren in Los Angeles getroffen. Und sie sind zu dem Zeitpunkt jedenfalls ganz gut mit-einander klar gekommen. Doch wie gesagt: einen richtigen Exzess gab es nicht, denn ich musste schon wenige Stunden nach dem Gig zurück in die USA fliegen. Schade eigentlich.
METALLICA
1992 hätten Lars und ich dann öfter die Gelegenheit gehabt, miteinander zu plauschen, denn wir gingen mit Metallica auf Tour. Doch daraus wurde nichts. Die Stimmung war von Anfang an merkwürdig. Metallica waren ganz anders drauf als wir, ihre Einstellung passte nicht zu der unseren. Es gab von Beginn an Spannungen im Team. Obwohl, Spannungen ist vielleicht zu übertrieben, aber es lief alles andere als entspannt ab. Bedauerlich, denn ich hatte mich zuvor immer bestens mit James Hetfield und Lars Ulrich verstanden. Doch ich erinnere mich nicht daran, dass ich während der gesamten Tour auch nur ein einziges Mal gefeiert hätte… Hinzu kam, dass sich James bei der Montreal-Show böse seinen Arm verbrannte – und Axl auch noch die Dreistigkeit besaß, unpünktlich zu sein und die Fans eine Stunde auf unseren Auftritt warten zu lassen. Das sorgte für ordentlich Ärger. Danach herrschte zwar keine dicke Luft, aber wir sprachen nicht wirklich miteinander. Alle schwiegen sich an. Im Grunde tut mir es mir heute noch leid, dass die Sache sich so entwickelt hat, aber ich konnte auch nichts tun, um es zu verhindern. Jedenfalls bin ich froh, dass ich mich inzwischen wieder blendend mit den Metallicas verstehe.
SEBASTIAN BACH
Skid Row waren unser Support bei der 1991er Europatour zu USE YOUR ILLUSION. Duff, Axl und ich haben viel Zeit mit Sebastian verbracht und dabei einige Scheiße gebaut. Er zog das allerdings auch magisch an. Die Nummer mit dem Brief ist nur ein Beispiel dafür: Skid Row hatten ein Schreiben von dem Amt bekommen, das für den Bezirk Wembley zuständig war. Darin stand, dass sie den Song ›Get The Fuck Out‹ von SLAVE TO THE GRIND nicht live spielen sollten. Doch was tat Mr. Bach? Er las den Wisch auf der Bühne vor – vor Tausenden von Fans. Und stimmte dann prompt den Song an. Natürlich durfte die Band danach nie wieder im Einzugsgebiet der Behörde auftreten.