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Iron Maiden – Sieg der Sturheit

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Iron Maiden – Sieg der Sturheit

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Eine peinliche Selbstvermarktung, von der der 52-Jährige beim Interview am nächsten Mittag jedoch glücklicherweise weit entfernt ist. Im Gegenteil: Master Bruce, 1,68 Meter geballtes Selbstbewusstsein, erweist sich als Gesprächspartner, der nicht nur einen Lacher nach dem anderen abfeuert, sondern – anders als Harris – auch über den Metal-Tellerrand hinwegzublicken vermag. Er äußert auch durchaus kritische Worten zu sich und seinem Kollektiv. Nicht ohne Grund hat er der Truppe zwischenzeitlich den Rücken gekehrt – Dickinson kam mit Harris’ stoischer Beharrlichkeit nicht klar. Und obwohl er sich nun wieder ein- und untergeordnet hat und nach eigenem Bekunden keine weitere Alleingänge plant, ist er durchaus zynisch, wenn er von Iron Maiden spricht: „Wir sind wie ein Dinosaurier. Wie ein alter, fieser T-Rex, der gar nicht genug Fleisch bekommen kann. Auch wenn alle anderen Exemplare dieser Art ausgestorben sind, laufen wir stets weiter durch den Dschungel“, unkt Dickinson.
„Das lässt sich auch an der Art festmachen, wie wir arbeiten. Wir könnten auch in einem Keller aufnehmen, und es würde wahrscheinlich kein bisschen schlechter klingen. Aber bei Maiden muss es immer ein großes, teures Studio sein, zu dem wir alle mit einem 1. Klasse-Ticket reisen. Diesmal ging es auf die Bahamas. Aber meinetwegen hätte es auch irgendein Loch in London sein können.“

Eine gesunde Distanz zum eigenen und gruppen-dynamischen Schaffen. Nichtsdestotrotz ist er auch stolz auf das Geschaffene – er preist THE FINAL FRONTIER zufrieden als eines der stärksten, weil vielseitigsten Maiden-Werke aller Zeiten. Wobei, und das verleitet ihn zu einem lauten Lacher, die aktuelle Single ›El Dorado‹ seiner Ansicht nach der schwächste Track ist. „Wer den Song hört, bekommt überhaupt keine Vorstellung davon, wie dieses Album klingt. Doch wir konnten partout kein anderes Lied auswählen. Denn hätten wir das Titelstück genommen, würde jeder denken, es handle sich um ein klassisches Rock-Album – also so ein Pomp- und Pathos-Ding. Hätten wir ›Coming Home‹ ausgewählt, könnten die Leute glauben, dass wir wegen des Gepfeifes einen auf Scorpions machen. Hätten wir dagegen ›When The Wild Wind Blows‹ ausgekoppelt, würde es heißen: ›Jetzt sind sie völlig durchgeknallt – das klingt ja wie Radiohead.‹

Also haben wir ›El Dorado‹ genommen, weil es diesen markanten, galoppierenden Sound und einen großen Refrain hat – und somit verdammt noch mal nach Maiden klingt. Dass sich das restliche Album komplett anders anhört, ist die Überraschung an der Sache. Und ich bin mir si-cher, dass wir damit viele neue Fans gewinnen werden.“

Dass er selbst nur drei Songwriter-Credits bei insgesamt zehn Stücken hat, stört ihn insofern wenig. Dickinson lehnt nicht das epische Progrock-Treiben ab, sondern hat schlicht und ergreifend zu viele andere Aktivitäten. Er ist Pilot der Charter-Airline „Astraeus“ und verfrachtet in dieser Funktion britische Biermonster in die Hotelburgen am Mittelmeer. Zudem sitzt Dickinson bei der Firma „Duellist“ im Chefsessel: Dort wird hochwertiges Fecht-Equipment wie Degen, Masken und Anzüge produziert. Bis vor einigen Wochen war er zudem Moderator von „Masters Of Rock“ auf BBC2 im Einsatz. „Ich bin das, was man einen „Polymath“ nennt. Das bedeutet, dass ich ein Typ bin, der eine Menge unterschiedlichen Scheiß macht.“ Worauf ein weiteres lautes, markerschütterndes Lachen folgt…
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