Guns N’ Roses: Dizzy Reed im Interview

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Guns N’ Roses: Dizzy Reed im Interview

Dizzy Reed von Guns N' Roses im InterviewDer Guns-N’-Roses-Keyboarder über sein Soloalbum, ein Leben für die Musik und seine Arbeit mit dem „Triumvirat der Hölle“.

Seit dem Ende des klassischen Line-ups der frühen 90er-Jahre waren Guns N’ Roses unsicheres Terrain. Sie spuckten so viele Mu­­siker aus, dass Slash einmal be­­hauptete: „Es gibt keinen Fucker in der Band, den ich überhaupt kenne.“ Umso be­­eindruckender ist es, dass Dizzy Reed seinen Platz an den Keyboards seit den 90ern innehat, damit ist er so lange dabei wie sonst nur Axl Rose. Zehn Jahre nach CHINESE DEMOCRACY und neben der „Not In This Lifetime Tour“, die aktuell bis Juni pausiert, hat Reed die Zeit für ein Soloalbum im Sleaze-Rock-Modus gefunden.

Was sollte man machen, während man sich deine neue Platte ROCK’N ROLL AIN’T EA­SY anhört?
Trinken, sich prügeln, Sex haben. Alles, was dir eine gute Zeit bringt. Man kann natürlich auch nachdenklich sein dazu.

Das Album ist sehr „sleazy“: Ist das ein Kompliment für dich?
Ja, das ist es tatsächlich. Das war die Richtung, in die wir gehen wollten. Das Coole war, dass ich produziert und fast alles selbst geschrieben habe. Ich stand in der Verantwortung, also konnte ich tun, was ich wollte. Und es ist verdammt gut gelaufen.

Worum geht’s in den Songs?
Was ›Dirty Bomb‹ betrifft, hab ich in der Zeitung eine Story über dieses russische Chick ge­­lesen, das nukleare Geheimnisse für Geld verkauft hatte. Ich dachte: „Wir leben in einer ka­­putten Welt.“ Ich zeigte es (Co-Autor) Del Ja­­mes und wir haben eine Figur entworfen und ein Setting irgendwo zwischen T.Rex und Du­­ran Duran. Mit ›This Don’t Look Like Vegas‹ sind Ricky Warwick und Del um die Ecke ge­­kommen, es geht um ihre verrückten Abenteuer in Vegas. ›Cheers 2 R Oblivion‹ ist der klassische Herzschmerz-Song, als wäre das Ende der Welt da, denn so habe ich mich selbst gefühlt. Als ich den Track geschrieben habe, war mir alles egal. Die Welt hätte untergehen können, was soll’s. Es war eine harte Zeit in einer meiner Beziehungen.

Wo wärst du heute, wenn es dir nicht möglich wäre, durch die Musik eine Art Katharsis zu erlangen?
Die Chancen stehen sehr gut, dass ich dann in der Psychiatrie wäre. Es besteht ohnehin die Chance, dass es dort endet mit mir. Oder ich würde irgendwo in einer Bar sitzen und sagen: „Gott, würde ich gern Musik machen.“

Was kannst du zum Titelsong ›Rock’N Roll Ain’t Easy‹ sagen?
Es lief gerade für mich. Ich hatte Erfolg, kam um die Welt, war Teil einiger großartiger Tourneen und Platten. Doch plötzlich hatte sich meine erste Ehe in Luft aufgelöst, die Hälfte meines Zeugs im Koffer, wohnte ich wieder in diesem dreckigen Appartement in North Hollywood. Und es regnete draußen, das volle Programm. Da fiel mir ein: „Ich lasse diese Situation für mich arbeiten.“ Ich nahm die Gitarre zur Hand und fertig war der Song. Der Silberstreif ist: Die Person, die in dem Appartement lebte, ist jetzt meine Frau, wir sind glücklich verheiratet. Aber der Rock’n’Roll ist keine leichte Sache, die meisten Leute denken, es geht nur um Sex, Drogen und Partys. Bei mir fing alles an, weil ich keinen normalen Job haben wollte. Die Ironie ist: Um in diesem Business zu bestehen, musst du härter arbeiten als die meisten anderen.

„Axl Rose ist eine großartige Person, einer der witzigsten Menschen, die ich kenne. Jeden Abend, bevor wir auf die Bühne gehen, hat er einen Joke auf Lager – und meist ist der auch noch gut.“

Als du zu Guns N’ Roses gegangen bist, warst du besorgt wegen ihrer Reputation?
Nah, ich passte da ganz gut rein. Der ganze Scheiß machte mir rein gar nichts aus. Ich war in einer Band, die The Wild hieß – und wir machten unserem Namen alle Ehre.

Wie wild waren die GN’R-Tourneen in den 90ern?
Daran kann ich mich nicht erinnern.

Sind Guns N’ Roses ohne die Drogen besser?
Jeder ist besser ohne Drogen.

Was ist dein Favorit aus dem GN’R-Repertoire?
Das ist wohl ›Civil War‹, denn das war der erste Song, den ich mit der Band spielte, und das erste Mal, dass ich mich im Radio hörte. Dabei saß das Triumvirat der Hölle im Kontrollraum – Slash, Duff und Axl – und alle auf einmal sagten mir, was ich zu tun hatte. Aber es hat ge­­klappt.

Wie würdest du deine Beziehung zu Axl Rose beschreiben?
Er ist eine großartige Person, einer der witzigsten Menschen, die ich kenne. Jeden Abend, bevor wir auf die Bühne gehen, hat er einen Joke auf Lager – und meist ist der auch noch gut. Und niemand arbeitet härter als dieser Kerl, in der Presse kommt das immer falsch rüber. Es ist irgendwie traurig, was einige Leute verbreiten, nur um ihre Sachen zu verkaufen.

So viele Musiker sind zu Guns N’ Roses ge­­kommen und wieder gegangen. Wie kommt es, dass du so lange durchhältst?
Axl und die Band haben mir eine Riesenchance gegeben, als sie ganz oben waren. Das will ich zurückgeben. Was immer sie von mir brauchen, das kriegen sie.

Hattest du je das Gefühl, du könntest rausgeschmissen werden?
Nein, keine Ahnung. Aber wenn ich’s je vermassle, wird man mich das wissen lassen.

Was war deine größte Geldverschwendung?
Scheiße, ich hatte nie genug Geld, um es zu verschwenden.

Zahlt es sich etwa nicht aus, bei Guns N’ Roses zu sein?
Es läuft ganz okay. Aber ich bin ganz gut dabei, wenn es ums Ausgeben geht, ich habe eine Ex-Frau und vier Kinder.

Kriegen Keyboarder den Respekt, den sie verdienen?
Absolut nicht. Nie, nie, nie. Dies ist die Welt der Sänger und Gitarristen. Wir leben nur darin.

Was für eine Art Schuljunge warst du?
Ich hielt mich immer sehr zurück, das Wichtigste war, es hinter mich zu bringen. Meine Band war meine Identität, Schule nur lästige Pflicht.

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