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Flashback: Frank Zappas JOE’S GARAGE

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Flashback: Frank Zappas JOE’S GARAGE

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Im Januar 1979 flohen Schah Reza Pahlavi und Kaiserin Farah aus Teheran und dies war ihr endgültiger
Abschied aus dem Iran. Acht Jahre zuvor feierte der Schah noch das 2.500-jährige Gründungsjubiläum des persischen Reiches mi einem pompösen Festakt. Nun begann ein neues Zeitalter, denn Ajatollah Ruhollah Chomeini rief in diesem Teil von Vorderasien die Islamische Republik aus. Und diese wurde
von ihm, einem schiitischen Geistlichen, mit sehr viel Strenge, Pathos und Patina geführt.

Als Herrschaftsfundament setzte Chomeini nicht nur auf die Islamisierung der Republik,
sondern auch auf einen aggressiven Anti-Amerikanismus. So wurde die Stimmung gegen das Land mit den „unbegrenzten Möglichkeiten“ gezielt geschürt. Auch Frank Zappa verfolgte mit kritischem Auge die Vorgänge der islamisch geprägten Revolution, als er im März 1979 mit den Arbeiten an dem Album JOE’S GARAGE begann. Mit pointierten Texten und vielschichtiger Musik ersann er eine Art Rockoper (sie erscheint auf drei Alben mit insgesamt 19 Stücken) mit einem Protagonisten, der in einer faschistoiden
USA-Gesellschaft lebt, die dem Chomeni-Regime nicht ganz unähnlich ist. Westliche Wertevorstellungen sind verpönt, intellektuelle Freizügigkeiten sogar verboten.

Bei den Texten ließ sich Zappa neben der islamischen Revolution von dem Roman „1984“ von George Orwell beeinflussen. Die Hauptfigur Joe ist ein Jugendlicher, der eine Garagenband gründet. Bei Frauen hat er kein Glück und sein Geld wirft er einer fadenscheinigen Religionsgemeinschaft in den Rachen. Außerdem entwickelt Joe eine sexuelle Vorliebe für einen „Sy Borg“, eine Kreuzung aus einem Staubsauger und einem Schwein, welcher im Laufe eines sadomasochistischen Liebesakts versehentlich zerstört wird. Schließlich landet Joe im Gefängnis, wo auch andere Musiker und frühere Musikproduzenten einsitzen. Dort wird er von den Mitgefangenen unterdrückt und gequält. Als er wieder freigelassen wird, sieht er sich mit einer Gesellschaft konfrontiert, in der Rockmusik verboten worden ist – also fast so wie im Iran.

Kramt man das Zappa-Zitat „Politik ist nur die Unterhaltungsabteilung der Wirtschaft“ in diesem Kontext noch einmal hervor, bekommt es in der Rückschau einen ganz neuen Drive. Oder, wie Zappa es einmal selbst in einem Interview auf den Punkt brachte: „Wir Amerikaner denken ja immer, wir seien der ,hot shit‘, aber das einzige, was wir anderen Ländern voraus haben, ist dass wir total bescheuert sind“. In
den zeitkritischen Lyrics zu JOE’S GARAGE basiert alles auf dem Prinzip der „totalen Kriminalisierung“, wo die Regierenden mit harter Hand ihre Bevölkerung in einem totalitären Staat an der kurzen Leine halten. Für die Durchsetzung der Gesetze in diesem Staat ist eine Art Zensurbeauftragter zuständig (der „Central Scrutinizer“), der auch jeden Schritt von der Hauptfigur Joe beobachtet und kontrolliert. Am Ende schwört Joe der Musik ab und arbeitet als Bäckergehilfe.

Zappa mixt sein Wissen über totalitäre Staatsformen mit seiner grenzenlosen Phantasie und Einflüssen aus Science-Fiction-Filmen – und reichert seinen Plot mit einer Vielzahl an vulgären Obszönitäten, Überzeichnungen und Parodien an. Musikalisch wird diese dreiteilige Parabel flankiert von grenzenlosen Einflüssen aus Jazz, Reggea, DooWop, Psychedelic, Blues, Funk, E-Musik-Avantgarde, Art-Rock und Fusion. Über sein Selbstverständnis sagte Zappa gern: „Sex ist richtig, Drogen sind falsch und hinter
Rock’n’Roll steht immer ein großes Fragezeichen. Denn an Rock’n’Roll ist nichts echt – es ist eine Scheinwelt“. Mit JOE’S GARAGE gelingt Zappa und seinen Mitmusikern ein „hidden champion“ innerhalb seiner 33 Studioalben: Dieses Werk hatte genug musikalische Vision und scharfen, prophetischen Weitblick, dass es noch heute wie ein schillerndes Rock-Theater mit Ewigkeitsanspruch wirkt.

Denn gegenwärtig – also über vierzig Jahre später – stellen wir fest, mit wie viel reaktionärer Demagogie und mit was für neuen Ungeheuerlichkeiten unsere Welt immer wieder um die Ecke kommt – sowohl in Persien, als auch in den Vereinigten Staaten.

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