Lange haben wir warten müssen, jetzt spielten Faith No More endlich auch in Deutschland wieder Headliner-Konzerte. Zuletzt taten sie das Ende der 1990er, seit ihrer Rückkehr 2009 waren sie hier – anders als in den USA und Südamerika – lediglich auf wenigen Festivals zu sehen. Dort aber und zuletzt im Vorprogramm von Black Sabbath in London waren Faith No More unglaublich gut. Und jetzt hatten sie auch noch ihr tolles neues Album SOL INVICTUS im Gepäck. Viel konnte nicht schief gehen, die Crossover-Legenden lieferten zweimal ordentlich ab.
Berlin hatte den Vorteil der deutlich schöneren Location, Hamburg glich das mit ein bisschen mehr Euphorie im Publikum und mehr Lärm von der Bühne aus. Beide Bühnen waren mit reichlich Blumen geschmückt, auch die Setlisten waren nahezu identisch. Das neue ›Motherfucker‹ eröffnete, das alte ›Be Aggressive‹ packte einen drauf, anschließend vereinten sich Klassiker wie ›Epic‹, ›We Care A Lot‹, ›Last Cup Of Sorrow‹ (nur Berlin) oder ›Digging The Grave‹ (nur Hamburg) mit SOL INVICTUS-Songs wie ›Black Friday‹ und ›Superhero‹. ›Midlife Crisis‹ mit seinem verspielten Mittelteil und dem singenden Publikum avancierte an beiden Abenden zum Highlight.
Neben der unfassbaren Coolness von Mike Patton natürlich. Denn auch wenn er nicht mehr den Elan von früher hat, in Sachen Leidenschaft und Lässigkeit macht ihm auch 2015 niemand etwas vor. Böse keifte er, verachtend lachte er, charmant-arrogant führte er ohne viele Worte durch den Abend. Es war eine Freude, ihn mal wieder auf der Bühne zu sehen. Leider in beiden Fällen keine wirklich lange, denn in Berlin und in Hamburg war nach rund 90 Minuten Schluss. Gleichzeitig waren es jeweils 90 großartige Minuten und vielleicht auch einzigartige. Denn ob Faith No More noch mal touren? Ob sie überhaupt weitermachen? Weiß niemand. Nicht mal die Band. Daumen drücken.
FAITH NO MORE: Berlin, Zitadelle (06.06.) und Hamburg, Sporthalle (24.06.)
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