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Eric Clapton im Interview

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Eric Clapton im Interview

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Nachdem sich die Yardbirds mit ihrer Single ›For Your Love‹ Richtung Pop bewegten, stieg Clapton im März 1965 aus der Band aus. Innerhalb von nur einem Monat hatte der Blues-Purist das perfekte Vehikel für sein Spiel gefunden.

Was konntest du bei den Blues Breakers tun, das bei den Yardbirds nicht möglich war?
John Mayall war ein Blues-Archivar. Er hatte die beste Sammlung von Singles, die ich je gesehen hatte – Chicago-Blues, alles. Er war ein richtiger Wissenschaftler. Als er mir den Job in seiner Band anbot, gab er mir auch noch eine Bleibe bei sich in Lee Green. Also wohnte ich praktisch die gesamte Zeit, die ich mit ihm arbeitete, auch bei ihm. Tagsüber hatte ich dann all diese Platten auf dem Boden, legte sie auf den Plattenteller und lernte, lernte, lernte. Und das war alles, was ich tat. Ich studierte regelrecht, denn mir war sofort klar, dass ich in der perfekten Umgebung dafür war. Er wollte nur Blues spielen. Manchmal wurde es ein bisschen jazzig. Doch mit Rock‘n‘Roll konnte er nichts anfangen, er wollte nicht berühmt sein, sondern nur in Clubs spielen und „echt“ sein. Und ich dachte, das ist das Paradies. Ich kann jetzt all diese Zeit nutzen, um mein Handwerk zu erlernen. Und das tat ich dann fast drei Jahre lang. Ich hörte einfach zu, spielte, hörte zu und spielte.

Und war dir sofort klar, dass die Leute das liebten, was du da machtest?
Ja, ich denke schon. Wir spielten in einigen ziemlich schwierigen Umfeldern – im Marquee, oder bei dem Konzert durch die ganze Nacht im Flamingo, wo richtig ernsthafte Musik zu hören war: Georgie Fame, Geno Washington… Im Vergleich zu denen waren wir eher seicht. Da gab es so kraftvolle Sachen, und ich fing ja gerade erst an, mich zu finden. Was meine Grenzen betrifft, habe ich mich in dieser Zeit wohl wirklich komplett gefunden. Und diese Grenzen sind immer noch dieselben. Mit John wurde ich so gut, wie ich es werden konnte. Und selbst mit all der Freiheit, die wir bei Cream hatten, lernte ich
nicht mehr wirklich etwas dazu. Denn das, was ich lernte, waren die Spielarten von Chicago- und Country-Blues, und die waren alle in Johns Plattensammlung.

War John Mayalls zweites Album BLUES BREAKERS WITH ERIC CLAPTON (1966) die Bühne für deine Arbeit, von der du immer geträumt hattest?
Ja. Das war die perfekte Aufnahmesession. Das Tolle daran war, dass Mike Vernon, der produzierte und die Platte mit John arrangierte, keine Agenda hatte. Es gab niemanden, der sagte, „Wir brauchen eine
Single“ oder „Wir brauchen ein schnelles Stück“ oder „Das muss abwechslungsreicher sein“ oder so. Wir gingen einfach ins Studio und spielten unser Set. Und das war das Set, das wir über das vergangene Jahr jeden Abend gespielt hatten, also fühlten wir uns wohl. Da war nichts Spektakuläres daran, wir haben alles in einem Take gemacht. Der Assistent des Tontechnikers wollte ein Mikrofon vor meinen Verstärker stellen, doch ich bat ihn darum, es wegzulassen. Ich wollte nur durch das Raum-Mikrofon aufgenommen werden. Das verstanden sie nicht, aber ich sagte: „So mag ich es nun mal“. Und so ist das bis heute. Die ganze Platte entstand an einem Tag, das war ganz einfach, und meiner Erfahrung nach ist einfach immer am besten.

Wer war damals in der Zeit vor Jimi Hendrix deine Konkurrenz – Jeff Beck, Jimmy Page, Peter Green, Mick Taylor?
So habe ich das damals gar nicht betrachtet. Ich sah niemanden als Konkurrenz an. Der einzige, dessen ich mir wirklich bewusst war – vielleicht, weil er so ernst war –, war Albert Lee. Er spielte mit Chris Farlowe. Albert war für mich ein sehr interessanter Typ, denn er war – und ist bis heute – ein echter Fan der Everly Brothers, und folglich von Rockabilly. Außerdem waren Jimmy Bright und Speedy West seine Helden, also wirkliche Country-Virtuosen. Diese Jungs spielten mit Tennessee Ernie Ford. Und dennoch spielte er in einer R&B-Band mit einem Soul-Sänger. All das fand ich also sehr, sehr interessant und attraktiv. Er hatte einfach diesen Touch. Wenn ich also irgendjemandem wirklich folgte, dann ihm. Ich kannte Jeff Beck nicht mal, als ich bei den Yardbirds ausstieg. Dann sah ich ihn mal in einem Club mit The Tridents, wenn ich mich recht erinnere, und das war toll. Da gibt es gar keine Zweifel: Er war – und ist – ein Pionier. Aber tief in meinem Inneren bewegte es mich nicht. Mir gefiel nicht, wie sich die Yardbirds entwickelten, mit diesem seltsamen Pop-Ding, das sie machten. Das war noch eine Richtung, von der ich weg wollte, soviel ist klar.

In deiner Autobiografie gibt es viel Selbstironie. Wie passt das zu den berühmten „CLAPTON IS GOD“-Graffitis, die damals in London auftauchten?
Ich glaube, das war ein Fake.

Wirklich?
Oh ja. Wann war das? Soll das in der Yardbirds– oder der John-Mayall-Phase gewesen sein?

Ich glaube Mayall, etwa 1965.
Dann irre ich mich vielleicht. Aber als wir mit den Yardbirds im Crawdaddy spielten, war da dieser Typ, der für den Yardbirds-Manager Giorgio Gomelsky arbeitete. Sein Name war Hamish Grimes. Ein
wirklich lieber Kerl. Seine Aufgabe war es, auf die Bühne zu gehen und das Publikum anzuheizen, bevor wir anfingen. Wir dachten nur, warum brauchen wir das, wir können die Leute doch selbst in Bewegung bringen. Doch das Management hielt es für notwendig. Also brachte dieser Typ alle dazu, zu klatschen oder schreien. Und ich hatte immer den Verdacht, dass er es war, der mit einem Eimer Farbe und
einem Pinsel loszog und das an die Wand malte. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass das ein echter Fan war.

Dennoch war das dein Ruf. Du wurdest regelrecht vergöttert, oder?
Na ja, nicht in meinem Beisein. Ich meine (lacht), ich habe das nie gespürt. Die Medien haben davon Wind bekommen. Vielleicht war es ja doch echt, aber dann wurde es zu einer Art Etikett und ich verstand überhaupt nicht, was das mit dem zu tun hatte, was ich machte. Andererseits bin ich auch sehr dankbar dafür, denn es brachte die Musik, die ich voran bringen wollte, also Blues, Country und Gospel, in den Fokus statt dem Pop. Aber ich hatte auch mein Kreuz daran zu schleppen, und das wollte ich nicht.

In den 60ern warst du ein bisschen wie Bowie in den 70ern: jedes Jahr ein neues Image, eine neue Herangehensweise, eine Neuausrichtung, ein radikale Überholung … Fühltest du dich wie ein Formwandler?
Es ging alles sehr schnell. Und da ich neugierig war und keine Selbstzweifel bezüglich meiner Fähigkeiten hatte, habe ich viele verschiedene Chancen wahrgenommen. Ich sah etwas, das mir gefiel, und stürzte mich sofort darauf. Statt nur zuzusehen und zu denken, „Oh, das würde für dich nicht funktionieren“,
versuchte ich es einfach. Ich war immer recht risikofreudig, also veränderte ich mich wohl mehr als ein Durchschnittstyp. Und dann holte mich all das andere Zeug ein und ich steckte fest. Durch die ganzen 70er war ich ein Wrack und wusste nicht wirklich, was los war, von Neugier ganz zu schweigen. Was traurig ist. Ich bereue schon, dass ich soviel Zeit zugedröhnt verschwendet habe.

Kurz nach der Veröffentlichung von BLUES BREAKERS WITH ERIC CLAPTON besuchte dieser ein Konzert von Buddy Guy. Er war vom Trio-Format beeindruckt und wollte selber eines gründen. Schlagzeuger Ginger Baker hatte eine ganz ähnliche Idee, also fragte er Clapton, ob er bei der neuen Band einsteigen wolle, die er gerade aufbaue. Das wollte er, und als Jack Bruce derselben Einladung folgte, war die Supergroup The Cream, wie sie anfangs hieß, geboren.

Jack English/courtesy of Reprise Records


Es liegen nur ein paar Monate zwischen dem Blues-Breakers und dem ersten Cream-Album FRESH CREAM. Das ist ein ganz schöner Quantensprung. Wie steht FRESH CREAM deiner Meinung nach im Vergleich zu anderen Klassikern von 1966 da, etwa BLONDE ON BLONDE, REVOLVER, PET SOUNDS, AFTERMATH oder FIFTH DIMENSION?
Oh Mann. (tut enttäuscht) Ich fand John Mayalls Album besser als das Cream-Zeug. Ehrlich gesagt fand ich uns auf Platte wirklich schwach. Es gab nur ein paar Sachen, auf die ich richtig stolz war – damals und heute. Die meisten davon waren auf dem Abschiedsalbum [GOODBYE, 1969]. Ich weiß nicht … wir verloren uns ziemlich schnell bei Cream. Das war alles nur Schall und Rauch. Wir versuchten nur, die
Sache am Laufen zu halten. Einen echten Anführer hatten wir ja nicht. Das war wohl ein Teil des Problems. Wer gerade das Sagen hatte, das konnte sich in Sekunden ändern. In einem Moment war ich es, dann Jack und im nächsten Moment Ginger. Das hatte keinen richtigen Zusammenhalt. Wir wurden zur Supergroup, bevor wir besonders weit gekommen waren. Es war so ein Ding, wo man versucht, seinen eigenen, äh, Mythos einzuholen.

Da wurde sicher viel mythologisiert. Es gab sogar diese Geschichte über diesen Pakt mit dem Teufel à la Robert Johnson. Was hältst du von all diesen Legenden über dich? Gibt dir das irgendeine Genugtuung?
Nein, ich nehme das nicht ernst. Das ist bestenfalls interessant, aber ich habe ja auf der anderen Seite davon gelebt. Ich muss auch gestehen, dass ich selbst eine gewisse Schuld trage, also kann ich es nicht wirklich verurteilen, denn ich mythologisiere ja selbst auch, wie bei Robert Johnson. Ich habe zwar nie an diese besagte Geschichte geglaubt, dass er seine Seele verkauft hat, aber etwas Ähnliches gibt es ja auch in … nicht darin, seine Seele zu verkaufen, aber sich einfach einer Sache zu verschreiben. Das könnte eine bessere Beschreibung für all diese Dinge sein.

Du bist in einer ungewöhnlichen Position – du bist gleichzeitig ein Riesenfan und wirst selbst unglaublich verehrt.
Ja. Ich muss mal nachdenken … In gewissem Maße tue ich das wohl bei Bob Dylan. Er versteht es, dieses Ethos über sich selbst zu erschaffen, er ist ein fantastischer Geheimniskrämer. Ich mag, wie er das am Laufen hält, und ich werde es verfolgen. Ich bin also so schuldig wie jeder
andere, darauf reinzufallen.

Cream konnte man exzessive Instrumentalakrobatik vorwerfen, aber gibt es irgendetwas davon, an dem du festhalten würdest? Waren Cream die Brücke zwischen Blues und Psychedelic? Ein faszinierender Hybrid von Jazz, Blues, Hardrock und Psych?
Wir nahmen jede Menge psychedelische Drogen, viel Halluzinogene. Ich denke mal, das erlaubte es uns, Dinge zu tun, vor denen wir sonst möglicherweise Angst gehabt hätten. Und wir hatten viel Spaß dabei.

Das scheint der allgemein vorherrschenden Meinung zu widersprechen, dass innerhalb der Band nur Spannung und Aggression herrschten.
Nein. Rückblickend war das Beste an Cream für mich, wie viel Spaß wir hatten, während andere das extrem ernst nahmen. Und wir taten das überhaupt nicht! Wir hatten einfach nur die beste Zeit unseres Lebens, fuhren durch Amerika, spielten drei Songs in zwei Stunden. Es war verrückt! Und doch konnten die Leute nicht genug davon bekommen. Also dachten wir, okay, es gefällt ihnen, es gefällt uns, wir wissen nicht, was es ist, und es ist uns egal, also können sie es nennen, wie auch immer sie wollen.

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