Nobody’s Darling.
Der Autor von „Unter Null“ und „American Psycho“ hat eine Autobiografie geschrieben – die im Grunde ein Pamphlet ist. Der Gegner: die liberale Linke. Ellis wirft ihr vor, eine „Wutmaschine“ zu sein, die mit Identitätspolitik „kulturellen Faschismus“ betreibe. Soll heißen: Besonders die Generation der Millennials, die „Generation Weichei“, sei so sehr darauf bedacht, politisch korrekt zu handeln und nicht in ihrer Identität (die kann schwul, schwarz oder weiblich sein) verletzt zu werden, dass sie hysterisch alle „nicht progressiven“ Ansichten ausgrenze und so die freie Meinungsäußerung – auch in der Kunst – einschränke. Nun klingt Ellis, wenn er zum Beispiel über die Angriffe gegen sich auf Twitter schreibt oder von „Totalitarismus“ spricht, selbst oft wehleidig und hysterisch. Und das ist ein Problem des Buchs. Dabei ist es wahr, dass der moralische Überlegenheitsgestus mancher nervt. Oder dass sich darüber diskutieren lässt, ob bestimmte Bücher, Filme etc. mehr über ihre Gesinnung als ihre Qualität beurteilt werden. Oder ob in den sozialen Medien jeder in seiner eigenen Meinungsblase lebt. Der Linken in Zeiten von Trump und Mauerbau die böse Rolle zu geben, wirkt aber zumindest problematisch. Was nicht heißt, dass es kein Spaß wäre, „Weiß“ zu lesen. Wenn Ellis von seinen eigenen Büchern erzählt, von Filmen, Autoren, Richard Gere, Hollywood und Charlie Sheen. Oder wenn er am Ende zu Kanye West nach Calabasas fährt.
7/10
Weiß
Von Bret Easton Ellis
Kiepenheuer & Witsch
Autorenfoto: Casey Nelson