Guter, alter Rock’n’Roll
Manche behaupten ja, dass Kim Salmons The Scientists den Grunge 1978 in einer alten Garage in Perth begründet haben. Man kann eine direkte Verbindung herstellen zwischen ihrem sumpfigen Blues- und Psychrock und dem entgleisten Wah-Wah der Grunge-Mentoren Mudhoney sowie den mächtigen Tropical Fuck Storm aus Melbourne. Diese neue Platte – eingespielt von einem Line-up, das zuletzt vor 35 Jahren auf einem Album zusammenwirkte – ist ein von schlechten Absichten gespeister Tumult. Songs wie ›Make It Go Away‹ und ›Naysayer‹, das an Rowland S. Howard erinnert, stolpern ins grelle Licht der Nacht. Plektren quietschen, Salmon stöhnt wie ein verstoßener Geistlicher.
Der Sound ist vor allem roh und beißend sarkastisch. Hier verstellt sich niemand, man hört lediglich den guten, alten Rock’n’Roll, dessen Ruf die Scientists in Australien zementiert haben. Man denkt an Dave Graney’s Moodists, Suicide, Jeffrey Lee Pierces bösartigen Gun Club, Sonnenbrillen nach Einbruch der Dunkelheit und beim Aufwachen im Bett. ›Seventeen‹ gibt sich eine Überdosis Feedback wie einst die Cramps zu ihren Glanzzeiten, ›The Science Of Suave‹ und das passend betitelte ›Dissonance‹ rocken einfach nur. Die Scientists sind wieder da (waren sie jemals weg?), um dich in deinen dunkelsten Albträumen zu jagen.
7 von 10 Punkten
The Scientists, NEGATIVITY, IN THE RED RECORDS
Text: Everett True