Etwas Aufregung ist immer dabei, wenn man sich durch Kisten voller alter Platten wühlt und hoff,t in einer Grabbelkiste den lang ersehnten Schatz zu finden. Ein gewisser Charme umgibt den Prozess des Suchens, Findens und Handelns. Vielleicht ist es der innere Jäger und Sammler, der zum Vorschein kommt. Und dann gibt es da noch die Geschichten, die manch alte Scheibe erzählt.
LOVE AT FIRST STING: gekauft, weil das Cover so unglaublich faszinierend auf ein pubertierendes Teenager-Hirn wirkte. Und dann beim ersten Reinhören, der zweite Song auf der ersten Seite: ›Rock You Like A Hurricane‹. Aber was ist das? Die Nadel springt und springt, obwohl der Rest der Platte einwandfrei läuft. Da hatte der Vorbesitzer wohl ganz klar einen Lieblingssong, der hoch und runter lief. Fast schon möchte man diese Person kennenlernen, die dieses Album vermutlich 1984 gekauft hat und sich in diesen Song verliebt hat. Immerhin ist es nicht ganz so leicht, auf einer Schallplatte immer nur einen spezifischen Track laufen zu lassen. Sein eigenes Bewertungssystem scheint auch der Besitzer von BILLION DOLLAR BABIES gehabt zu haben, der eine Strichliste auf dem Inner Sleeve führte. Vielleicht ein angehender Musikkritiker und -journalist?
Dass Schallplatten wieder beliebter werden, ist wahrlich nichts Neues. Im Jahr 2020 wurden allein in Deutschland 99 Millionen Euro Umsatz mit den schwarzen Scheiben gemacht. Der Gelegenheitshörer, der den Geldbeutel schonen möchte, aber auch der versierte Sammler, der eine ganz bestimmte erste Pressung jagt, kommt da ganz schnell zum Second-Hand-Laden.
Und manchmal gibt es seltsame Zufälle, die zum Kauf einer Platte bewegen. Wenn es nicht das anzüglich ansprechende Cover ist, dann vielleicht der eigene Name. Denn wenn der auf der Platte steht, muss sie doch für einen bestimmt sein oder? Und was ist mit Telefonnummern, die in der Eile zu Papier gebracht wurden, um Verabredungen zu ermöglichen? Was ist passiert mit Thomas S., der all seine Platten mit seiner Adresse versehen hat? War er vielleicht so vergesslich, dass er sie immer im Bus hat liegen lassen? Oder hat er sie gern an Freunde verliehen und musste den Überblick behalten? Man kann nur spekulieren. Eins scheint jedoch festzustehen: Er war ein großer Twisted-Sister-Fan. Denn alle seine markierten Platten enthalten seine Initialen T.S. im bekannten Stil des Bandlogos.
Manchmal hat man ja bekanntermaßen mehr Glück als Verstand, zum Beispiel wenn statt rötlicher Pizzaflecken oder frevelhafter Kaffeeringe Schätze in den Rillen schlummern: eine Bootleg-Aufnahme der Beatles von 1965, mitgeschnitten (und ungeschnitten) in Houston – inklusive aller Drohungen das Konzert abzubrechen und dem hektischen Stimmen der Instrumente.
Seit 2008 gibt es den Record Store Day – normalerweise am dritten Samstag im April, doch durch die Pandemie wurden sowohl 2020, als auch 2021 die Tage auf zwei, beziehungsweise drei Daten aufgeteilt, um einen zu enormen Andrang und Menschenmassen zu vermeiden. Während es also bei diesem Event vor allem um neue Alben, Neuauflagen, buntes, geformtes und jegliches seltenes Vinyl geht, um unabhängige Plattenläden zu unterstützen, geht, hat auch die Wühlerei zwischen altem Plastik ihren Charme an allen anderen 364 Tagen im Jahr.
Die LP , das konservieren von Musik auf dem Werkstoff Vinyl wurde mit dem Erscheinen der CD im Jahre 1982 als das Sterbedatum der LP von allen Medien und sogenannten Experten verlautbart. Und nun im Jahre 2021 ist wieder ein wenn
auch kleiner aber stetig wachsender Boom, eine Nachfrage nach dem Schwarzen Gold der LP allgegenwärtig.
Ich selbst habe als Vinyl- Fan . meine erste LP war von den Small Faces im Jahre 1968. Seither habe ich Musik bis auf eine kleine Sammlung von CD,s nur Vinyl bzw. LP,s gekauft.
Es sind in der Zwischenzeit ca. 1000 schwarze, bunte und farbige Scheiben in meinem Besitz. Aktuell habe ich mir die neuste Veröffentlichung von Billy Gibbons , Hardware natürlich auf Vinyl zugelegt.
Für mich gibt es nichts schöneres, magischeres als Musik von einer LP auf meiner HiFi-Anlage anzuhören, zu genießen.
Streamen ist mein zweiter Weg um Musik vor allem Remaster aus vergangen Tagen in bester Qualität hören zu können.
Für mich mit meinen 70 Jahren schließt das eine Medium , die LP , das andere, aktuelle Medium, das Streamen nicht aus. In guter Koexistenz genieße ich beides solange mein Gehör mich nicht im Stich lässt und das hoffe ich wird noch lange nicht passieren. Musik in ihrer Vielfalt ist für mich ein Lebens-Elixier auf das ich nicht verzichten möchte solange ich lebe.