Ladies W.C. mit LADIES W.C., SOUVENIR RECORDS Venezuela, 1968. Vielfarbiges oder schwarzes Vinyl, ca. 1.500 €.
Der Name dieser Band war als Spott gegen die strikten Zensurgesetze in ihrer Heimat Venezuela gedacht. Bassist und Sänger Stephen Scott kam in Caracas als Sohn amerikanischer Eltern auf die Welt, die dort lebten, studierte aber in South Carolina, wo er die wilden musikalischen Auswüchse jener Ära in vollen Zügen genoss. Nach seiner Rückkehr nach Caracas tat er sich mit örtlichen Musikern zusammen, darunter Leadgitarrist Adib Casta, dessen furiose Fuzz-Attacken zum Alleinstellungsmerkmal für diese psychedelischen Punks wurden. Wer Freakouts und Fuzz-Wah-Jams sucht, wird mit dem selbstbetitelten Debüt von Ladies W.C. fündig.
Es gibt Samples von Toilettenspülungen, schreienden Babys, brechenden Wellen und abhebenden Flugzeugen, die das halluzinogene Erlebnis dieser Platte verstärken. ›Searching For A Meeting Place‹ klingt wie Cream zu DISRAELI-GEARS-Zeiten auf Ketamin und LSD. Wah-wah-triefende Lead-Riffs werden hier permanent von Fuzz-Soli begleitet. Stücke wie ›I Can’t See Straight‹, ›And Everywhere I See The Shadow Of That Life‹ und ›People‹ sind weitere fuzzgetränkte Juwelen, während die Band sich auf ›Heaven’s Coming Up‹ und dem an ›Green Onions‹ erinnernden ›W.C. Blues‹ dem Blues zuwendet. Was die Pressung von LADIES W.C. so einzigartig macht, ist der „Ölrad“-Effekt des Vinyls, der 1968 noch keineswegs üblich war. Scott spielte nebenher in den USA in der Band Speed Limit 35. Als er sich entschied, nur noch mit ihnen zu arbeiten, besiegelte dies das Ende von Ladies W.C.
(Text: Lee Dorian)