Unser Onkel hat keine Depressionen: ein Debüt mit nachhaltiger Wirkung.
Gemeinhin Unverständnis ernteten The Byrds 1968: Als die West-küstenpioniere zuerst auf THE NOTORIOUS BYRD BROTHERS vermehrt Country integrierten, um mit dem Nachfolger SWEETHEART OF THE RODEO schließlich einen lupenreinen Meilen-stein im Grand-Ole-Opry-Stil zu liefern, ließ die Akzeptanz des Publikums anfänglich auf sich warten. Nicht minder kontroverse Reaktionen ernteten 1990 Uncle Tupelo aus Belleville, Illinois, für ihren Erstling NO DEPRESSION. Eine urwüchsig Mixtur aus Country, Punk, Americana und Garagen Rock. Ganz ohne den bis dato gängigen Cow-Punk zu bemühen. NO DEPRESSION präsentierte sich dank des souveränen Trios Mike Heidorn, Jay Farrar und Jeff Tweedy schon als den Flegeljahren entwachsen. Und zwar mit 13 exzellenten Songs – elf eigenen sowie zwei Coverversionen (Lead Bellys ›John Hardy‹, A.P. Carters Titelsong) -, deren Sujets nach klassischer Manier die Kleinstadtperspektive im Mittleren Westen widerspiegelten. Vor allem das Vokalisten-, Multiinstrumentalisten- und Kompo-nistendoppel Jay Farrar und Jeff Tweedy, mal im Alleingang, mal im Duett oder auch mal brüsk gegeneinander, verstand aus wunderbar rustikalen Hymnen wie ›Graveyard Shift‹, ›Whiskey Bottle‹, ›Factory Bell‹ und ›Live Worth Livin’‹ das Beste herauszuholen. Zudem geschah ein Wunder: Binnen eines Jahres setzte das mit schlappen 3.500 Dollar gegründete Indie-Label Rockville allein in den USA 15.000 Einheiten von NO DEPRESSION ab, was naturgemäß allerlei Band-Nachahmer nach sich zog. Auf vier fabelhafte Alben brachten es Uncle Tupelo bis zu ihrer Trennung im Jahr 1994. Und für kultige Nach-folgeformationen sorgten Uncle Tupelo auch noch: Jay Farrar formierte Son Volt, Jeff Tweedy initiierte Wilco.