Das letzte Open Air der „British Summer Time“-Reihe ist ein besonderes: Tom Petty feiert mitten in einer großen US-Tour mit einem einzigen Europa-Konzert das 40. Jubiläum seines Debüts vom November 1976. Folgerichtig beginnt er auch mit dem Opener des selbstbetitelten Albums. Sound, Licht, Wetter, alles passt fast perfekt in den nächsten zwei Stunden. Warum? Nach der E-Street Band des Bosses gibt es wohl kaum eine andere Kapelle, die a) so lange zusammen und b) so gut miteinander spielt wie die Heartbreakers.
Geführt von Mike Campbell, dem coolsten Vertreter der zupfenden Zunft neben Joe Perry von Aerosmith, geben sie ihrem Geldgeber genügend Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Dabei stellt sich dieser ungern in den Vordergrund; während der Vorstellung seiner Band merkt man, wie sehr er stolz darauf ist, eine solche eingeschworene Einheit anzuführen. Wer allerdings gedacht hat, dass sich der Meister extra für diese Show zu etwas Neuem und Spontanem durchringen kann, liegt daneben.
Lediglich >Stop Draggin‘ My Heart Around<, das Duett mit Stevie Nicks, gab es in dieser Form noch nicht. Aber wenn man schon auf demselben Festival hintereinander auftritt? Apropos: Es wäre das perfekte Tom Petty-Konzert und auch dem Anlass entsprechend historisch gewesen, hätte der 66-Jährige auf einige Solo-Ausflüge wie >Wildflowers< verzichtet und stattdessen weitere Hits eingebaut. Wo waren >The Waiting<, >Don’t Do Me Like That<, >Here Comes My Girl<, >Listen To Her Heart<, >I Need to Know<, >Even The Losers< und vor allem >Into The Great White Open Songs, die den Mythos Petty Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger begründet haben und nicht zufällig 1993 auch auf der GREATEST HITS erschienen sind. Stattdessen gab es >Free Fallin‘< und >Learning To Fly< eher als Kirchentagsversionen, mit viel Pathos und weniger Dampf als auf der letzten Hallentour in Deutschland 2012. Für ein solches Jubiläum hätte Petty auch mal über seinen Schatten springen und an die aus ganz Europa angereisten Fans denken können.