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The Jimi Hendrix Experience: Könnt ihr mich sehen?

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The Jimi Hendrix Experience: Könnt ihr mich sehen?

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Die Lautstärke erlaubte es Hendrix, verschiedene Formen von Sustain und Feedback zu erschaffen und zu modulieren, ebenso wie einen vollen, „getriebenen“ Gitarrenklang, der in keinem vorgewählten Modus bei niedrigeren Lautstärken, wie sie moderne Verstärker generell zur Verfügung stellen, existierte. Die zusätzliche Geheimwaffe in der Effektabteilung war ein Elektrotechniker, Erfinder und Gitarrist namens Roger Mayer, den Hendrix bei einem Gig im Bag O’Nails in Soho kennengelernt hatte. Mayer zeigte ihm Octavia, ein Gerät, das er erfunden hatte und das die Effekte eines Oktaventeilers und eines Fuzz-Pedals kombinierte. Hendrix verwendete es am prominentesten auf ›Purple Haze‹, der zweiten Single, was der Beginn eines langen, fruchtbaren Arbeitsverhältnisses wurde.

Weitere Gadgets von Mayer waren eine modifizierte Fuzzbox namens Fuzz Face und ein ebenfalls überarbeiteter Höhenbooster. „Hendrix schien eine Million Fuzzboxes zu haben, die er zusammenschaltete“, erinnerte sich Chkiantz. „Da waren jede Menge Kabel und das ganze System war ziemlich instabil.“

Ein weiteres Gadget, das noch in der Entwicklungsphase war, war ein handgetriebenes Wah-wah – ein Vorläufer des heute allgegenwärtigen Geräts, das über ein Pedal bedient wird. Hendrix setzte es auf ›I Don’t Live Today‹ ein, um ein Geräusch zu erzeugen, das an eine gedämpfte Trompete erinnerte. All das wäre aber nichts als Schall und Rauch gewesen ohne Hendrix’ erstaunlich flüssiges Spiel und seine einzigartige Vision als Songwriter. Einige seiner abgespaceteren, psychedelischeren Auswüchse wurzelten in seiner Liebe zur Science-Fiction und der Gegenkulturbewegung, die zum Summer of Love von 1967 erblühen sollte, doch es gab auch eine andere Seite an seinem Material, die sein frühes Leben voller Entbehrungen und Armut widerspiegelte. Seine Mutter war 17, als er geboren wurde, und konnte sich anfangs nicht um ihn kümmern. Sein Vater war in der Armee und weit weg stationiert, also wurde Jimi in seiner Jugend ständig herumgeschoben. Dieses intelligente, sensible, künstlerisch begabte Kind wuchs zu einem selbstbewussten Star heran, doch Jimi trug stets den Schmerz und die Wut in sich, die er in Songs wie ›Manic Depression‹ und ›I Don’t Live Today‹ mit überwältigenden Ergebnissen anzapfte.

So übercool er auf der Bühne oder vor Fernsehkameras auch gewirkt haben mag, war Hendrix tatsächlich bekannt für seine Schüchternheit und hatte zu Beginn der Albumaufnahmen wenig Selbstvertrauen als Sänger. So verlangte er zum Beispiel, dass die Lichter im Studio ausgeschaltet werden, damit er beim Einsingen seiner Takes nicht gesehen wurde. Und während seine Gitarrenparts mit atemberaubender Geschwindigkeit und Präzision eingespielt wurden, waren wesentlich mehr Arbeit und Anstrengung nötig, um die Vocals so hinzubekommen, wie man sie haben wollte. Dabei vermittelte er seine Texte mit einer unglaublichen Ausdrucksstärke. Von der sehnsüchtigen Romantik auf ›The Wind Cries Mary‹ und ›May This Be Love‹ über den ausgelassenen Soulman-Swagger auf ›Fire‹ bis zu dem dauererigierten Blues-Brüllen auf ›Red House‹ beherrschte er einfach alles.

Außerdem war er in einem Maße authentisch, wie es sich seine britischen Zeitgenossen nur erträumen konnten – ein schwarzer Amerikaner, der sogar live wie im Studio mit Original-R’n’B-Legenden wie Little Richard gespielt hatte. Wie der Biograf Charles Shaar Murray es formulierte: „Hendrix war alles, was die Townshends, Mayalls, Jaggers und Claptons nur zu sein vorgegeben hatten“. Passend zur gesamten Entstehung des Albums bedurfte es auch eines hektischen Endspurts, um alles vor dem Abgabetermin fertigzustellen. Chandler beendete das Abmischen und Sequencing um 3 Uhr morgens am 25. April. Wenige Stunden später zog er im Schneideraum eine Testkopie der Platte, die er dann um 11 Uhr Horst Schmaltze vorspielte, dem A&R-Leiter bei Polydor Records. „Das ist das Beste, was ich je gehört habe“, verkündete der. 17 Tage später stand ARE YOU EXPERIENCED in den Läden.

Die Wirkung war weitreichend, unmittelbar und anhaltend. Schnell stieg es in den britischen
Charts auf Platz 2, wo es nur an SGT. PEPPER’S LONELY HEARTS CLUB BAND nicht vorbeikommen konnte. Das Opus Magnum der Beatles war auch an Weihnachten noch auf dem Spitzenplatz.
ARE YOU EXPERIENCED hatte da fast schon seine erste Million an weltweiten Verkäufen erreicht, war aber in den Ranglisten unvermeidlicherweise wieder zurückgefallen. In den USA erschien das Album am 23. August 1967 mit einem anderen Tracklisting und neuem Artwork (inklusive des Schreibfehlers ›Foxey Lady‹), erreichte Platz 5 und hielt sich über zwei Jahre in den Billboard-Charts.

Aufgrund der Gitarrenhelden-Anklänge und der wahnwitzigen Lautstärke, in der es aufgenommen wurde, gilt es heute neben FRESH CREAM als Prototyp des Heavy-Metal-Albums. Das Spektrum an Stimmungen, Tempi und musikalischen Texturen spricht zwar gegen diese Klassifizierung, doch zweifellos war ARE YOU EXPERIENCED ein prägender Einfluss auf spätere Debütwerke von u.a. Black Sabbath, Deep Purple und Led Zeppelin. Folglich überrascht es nicht, dass es über die Jahre zum Stammgast auf zahllosen „Bestes Album aller Zeiten“-Listen wurde. Es war jedenfalls der erste Schachzug des überragendsten Gitarristen, den die Welt je erleben durfte. Und lieferte die Blaupause für eine Reihe von Hendrix-Epigonen, von Robin Trower und Stevie Ray Vaughan bis zu John Mayer, der denkwürdigerweise sagte: „Wer ich als Gitarrist bin, definiert sich durch mein Versagen, nicht Jimi Hendrix geworden zu sein“. Und es waren nicht nur Gitarristen. Stewart Copeland von The Police nannte ARE YOU EXPERIENCED als sein Lieblings-Schlagzeugalbum aller Zeiten, und andere Trommler wie Matt Sorum von Guns N’ Roses oder Roger Taylor von Queen nannten es als wichtigen Einfluss.

Prince hingegen wies Vergleiche mit Hendrix stets zurück, trotz der untrüglichen Parallelen in der allumfassenden Bandbreite ihrer Talente. Seine Coverversion von ›Red House‹ (umbenannt in ›Purple House‹) sprach Bände über den Einfluss von ARE YOU EXPERIENCED auf seine Musik. Viele weitere Stars haben Songs von der Platte gecovert, etwa ZZ Top (›Foxy Lady‹), Sting (›The Wind Cries Mary‹), John Lee Hooker (›Red House‹) oder Eric Gales (›May This Be Love‹). Gibt es jemanden, der noch nicht „experienced“ ist? Nun, die Genannten sind es jedenfalls, neben unzähligen Musikern und Fans aus allen Erdteilen und Genres, die bis heute von dieser unvergleichlich inspirierenden und unauslöschlichen Sammlung von Songs und Klängen fasziniert sind.

Text: David Sinclair

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1 Kommentar

  1. Jimi Hendrix war zu seiner Zeit ein absoluter Ausnahme-Musiker und Gitarrist. Seine Fähigkeiten waren zu der damaligen Zeit absolut neuartig. Hendrix war ein Gesamt-Künstler, Musiker der für viele nach ihm als Vorbild galt ohne seine musikalischen Ausdrucksformen zu erreichen. Mit dem damals verfügbaren Equipment das er bis zu seinen physikalischen Grenzen ausreizte schuf er Klänge die damals völlig neu waren. Als Zeitzeuge, Fan und Hobby-Gitarrist
    und der Nutzung von ähnlichem Equipment, Marshall-Stacks und Fender-Strat nebst Vox-Wah-Wah und Fuzz-Boxen war ich nie in der Lage auch nur annähernd so zu spielen und diesen Sound zu erzeugen den Jimi kreierte. Nicht die Technik ist maßgeblich, sondern der Mensch als Musiker der diese Technik einsetzt um bleibende Musik zu schaffen. Hendrix war und ist noch heute ein Vorbild an dem sich bewusst oder unbewusst viele Musiker und Gitarristen orientieren und das ist gut so. Damit wird das musikalische Vermächtnis einer der kreativsten Musiker und Gitarristen niemals in Vergessenheit geraten. Noch heute nach über 50 Jahren ist sein Sound, seine Songs und seine Interpretation dieser Songs erzeugt noch immer jedes mal beim anhören bei mir unbeschreibliche Gefühle, Emotionen und Glücksgefühle.

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