Dritter Teil des Nachrufs auf die tragisch früh verstorbene Kultfigur.
Gemessen an den ewigen Gesetzen des Rock’n’Roll lautet die Formel: Nur die Besten oder aber skurrile Außenseiter überdauern die Zeit. Da scheint es kaum verwunderlich, dass viele gegenwärtige Formationen mit einem The im Namen einem ebenso innovativen, authentischen wie originellen, bisweilen auch bizarren bis extrem schwierigen Charakter huldigen: Jeffrey Lee Pierce, Gründer und Chef der legendären Indie-Formation The Gun Club. So vereinen sich beim hochwertigen dritten Teil von The Jeffrey Lee Pierce Sessions Project einmal mehr eine ganze Reihe an Weggefährten, Kollegen, Freunden und Mitläufern. Zum Auftakt grüßen mal eben Iggy Pop, Nick Cave und Thurston Moore verschachtelt verrockt mit ›Nobody’s City‹. Mit The Amber Lights im Rücken kredenzt Debbie Harry das im Stil von Blondies Frühzeit arrangierte ›Kisses For My President‹. Die gleiche Nummer nimmt sich auch Andrea Schroeder vor, doch da tönt es in stark gedrosseltem Tempo nach lasziv-verruchtem Bar-Jazz. Gezielt unter die Haut geht ›Constant Limbo (Constant Rain)‹ von Crippled Black Phoenix And Cypress Grove Feat. Mark Lanegan & Bertrand Cantat. Letzteres Duo taucht noch einmal identisch intensiv bei ›Desire By Blue River‹ auf. Debbie Harry kooperiert mit Nick Cave für die mit Streichern verzierte Ballade ›Into The Fire‹ – Kitsch im Quadrat, aber dennoch nicht ohne das gewisse Etwas. Journalist, Autor und Punk-Spezialist Kris Needs rotzt den ungestümen Rocker ›Thunderhead‹ raus. Primal Scream liefern ein im Andrew Weatherall’s Nyabinghi Noir Mix mit subsonischen Bässen unterlegtes ›Goodbye Johnny‹, das sich auch nahtlos auf SCREAMADELICA integrieren würde. Faszination strahlen ›Bring ‘Em Down‹ von Hugo Race und ›My Cadillac‹ von Cypress Grove aus. Etwas seltsam hingegen gestaltet sich die nur eine Minute lange Toncollage ›The Journey Is Long‹ von Lydia Lunch mit lediglich einem Interview-Sample von Pierce. Tatsächlich zu hören gibt es Jeffrey Lee Pierce im finalen ›Shame And Pain‹, und zwar mit Mark Stewart (Ex Pop Group) und Thurston Moore an der Gitarre.