Jeder neue Tarantino wird von der üblichen Runde an ausuferndem Fanboy-Hype, latenter Hater-Skepsis und dem sich ständig wandelnden Bereich dazwischen umrahmt: Welche Referenzpunkte aus dem Geekfilm-Kosmos werden dieses Mal aufgetischt? Welche Erwartungshaltungen werden übertroffen oder unterlaufen? Wie steht das neue Werk im persönlichen Ranking von Tarantinos Oeuvre? Denn wenn Tarantino etwas auszeichnet: Er ist der derzeit wohl einzige Autorenfilmer, dessen Filme weltweit von einem Publikum von verkopftem Kritiker über Filmconaisseur bis hin zu sporadischem Kinobesucher geguckt werden. Welcher Filmemacher kann das derzeit wohl von sich behaupten? Richtig: Keiner. Dementsprechend schwierig gestaltet sich eine sämtliche wichtigen Aspekte umfassende Annäherung an „The Hateful Eight“. Als Eckpunkte kann man jedoch fraglos festhalten: Die ausladend und im typisch verschachtelt präsentierten Tarantino-Stil erzählte Geschichte um das Aufeinandertreffen von acht mörderischen Anti-Helden in einem Abgelegenen Gasthaus entwickelt nicht nur den gewohnten dramaturgischen Sog, dem man sich kaum entziehen kann – sie erweist sich auch als Tarantinos bisher politischste Erzählung. Denn zwischen dem schillernden Figurenensemble aus rassistischem Südstaatengeneral (Bruce Deren), sadistischem Nordstaatenkommadanten (Samuel L. Jackson), durchtriebener Mörderbraut (Jennifer Jason Leigh) oder selbstgerechtem Kopfgeldjäger (Kurt Russell), das sich von einem Schneesturm gegenseitig misstrauisch bis offen feindselig beäugt, lässt sich abgesehen von Tarantinos stets höchst unterhaltsamer unbändiger Fabulierlust erstaunlich viel über die derzeitige Psyche der Vereinigten Staaten lesen.: Vorurteile, Identitäten und Hass sind da nur die offensichtlichsten Themen, mit denen „The Hateful Eight“ als brillantes wie brutales Westernkammerspiel augenzwinkernd hantiert ohne auch nur ein Stückchen Unterhaltungswert einzubüßen.
The Hateful 8
Universum
8/10