Für ihr neues Album HOLY GROUND haben sich die Dead Daisies um Mäzen David Lowy niemanden Geringeren als Glenn „The Voice Of Rock“ Hughes an Bord geholt. Als man am Tag der Präsidentschaftswahl Hughes Nummer im sonnigen Kalifornien wählte, begrüßte einen der 69-Jährige freundlich und erzählte prompt gewohnt selbstbewusst von seiner neuen Position bei den Dead Daisies und warum er diese Band auf ein ganz neues Level heben wird.
Glenn, warum bist du jetzt bei den Dead Daisies dabei?
Vor 18 Monaten rief mich deren Management an und fragte, ob ich mich nicht mit David Lowy treffen wollte. Er kam nach Los Angeles, wir aßen gemeinsam im Sunset Marquee zu Abend und damals wusste ich gar nicht, was er von mir wollte. Es stellte sich heraus, dass ich Bass spielen, singen und Songs für die Dead Daisies schreiben sollte, um die Band auf ein neues Level zu bringen, weil sie liebten, was ich in den letzten 40 Jahren meines Schaffens erreicht habe. Also habe ich mit meiner Frau darüber gesprochen. Ich war damals gerade über drei Jahre mit „Glenn Hughes performs Classic Deep Purple“ unterwegs gewesen, eine großartige Show übrigens, und, um ehrlich zu sein, wollte ich einfach mal etwas anderes machen. Im August 2019 traf ich mich mit der ganzen Band in den Sunset Sounds Studios in Hollywood. Und was ich dann getan habe: Ich habe zwei Songs geschrieben. Ich brachte ›Unspoken‹ und ›Holy Ground‹ mit und spielte sie den Jungs vor, was ihnen wiederum sehr gut gef iel. Also haben wir die beiden Nummern aufgenommen und spürten, dass das eine tolle Sachen werden könnte. Zuhause schrieb ich weitere sechs Songs und im November 2019 nah-men wir die schließlich in den Le Fabrique Studios in Südfrankreich auf. Meiner Meinung nach ist dieses Album ein sehr aussagekräftiges Statement für die Dead Daisies. Es ist eine sehr gut komponierte Platte, sehr fokussiert, wir alle sind sehr glücklich darüber. Das einzige Prob-lem ist natürlich diese Pandemie, ansonsten wäre es ja schon vor sechs Monaten herausgekommen. Aber da geht es ja gerade allen gleich. Weißt du, ich bin nun mal ein Live-Sänger, ich liebe es wirklich, die Fans zu unterhalten. Wir scharren also alle schon mit den Hufen und vermissen es sehr.
Also warst du der Haupt-Songwriter auf diesem Album?
Ja, das war auch der Hauptgr und, war um sie mich haben wollten. John Corabi und Marco Mendoza kenne ich schon lange, aber als die beiden die Band verließen, hatten mich die Daisies schon auf dem Schirm, was ich erst später erfuhr. Ich denke mal, die Leute wissen, dass ich ein Rock’n’Roll-Songschreiber bin. Aber weißt du, damit ich in einer Band spielen kann, brauche ich ein wirklich gutes Verhältnis zu den anderen. Wir müssen Freunde werden. Als wir in Frankreich in diesem wundervollen Chateau waren, um aufzunehmen, war das super, weil wir gemeinsam dort lebten. Wir aßen zusammen, hatten Spaß. Ich habe keine Geschwister, deswegen genieße ich diese Bandbeziehungen wirklich sehr.
Was geben dir all diese Kollaborationen, in denen du über die Jahre gearbeitet hast?
Ich kann mich sehr glücklich schätzen: Ich bin an einem Punkt im Leben angelangt, wo ich mir wirklich aussuchen kann, was ich tun möchte. Und deswegen geht es bei diesen Konstellationen für mich wie gesagt wirklich um die Freundschaften, die daraus entstehen. Ich will Spaß in meinem Leben haben. Und auch, wenn es mal schief geht, lernt man ja aus den vermeintlich schlechten Erfahrungen auch immer. Alles, was man im Leben tut, lehrt einen etwas. Im Hier und Jetzt muss ich immer weiter Musik kreieren, denn wenn ich damit aufhöre, ist es aus mit mir. Als ich meinen Lebensstil vor 30 Jahren änderte, entschied ich mich dafür, die Welt zu beobachten und Musik zu machen. Ich schreibe so viel Musik, dass es schon fast gruselig ist! Ich nehme jeden Tag etwas auf.
Das ist also das Geheimnis hinter deinem Energielevel?
Für mich geht es um Arbeit, Arbeit und Arbeit. Ich meine, was ist Erfolg? Dabei geht es doch nicht um Geld, sondern darum, was dein Leben für einen Sinn und Zweck hat. Und ich weiß nun mal, dass die Musik meine Heilung ist. Sie spricht zu mir. Ich habe dieses Geschenk erhalten, dass ich weiß, welchen Zweck ich auf dieser Erde zu erfüllen habe. Viele Leute wissen das von sich selbst nicht. Wenn ich mich mit Gitarre oder Keyboard hinsetze und ein bisschen herumprobiere, fällt mir nach wenigen Minuten ein neuer Song ein. Wie viel Glück ich doch habe!
War es eigentlich deine Idee, Humble Pie zu covern?
Das ging nicht von mir aus, nein. Du weißt ja, dass die Dead Daisies immer ein Cover einbauen. Als sie mir erzählten, dass es ›30 Days In The Hole‹ sein würde, dachte ich mir einfach, dass das dann wohl mein persönlicher Tribut an Steve Marriott sein würde, der ein guter Freund von mir war.
Wie würdest du die Dynamik in diesem Line-up der Dead Daisies beschreiben?
Doug und ich verstehen uns wirklich wunderbar. Wir kennen uns ja schon länger, da war ich mir also sicher, dass es funktionieren würde. Ich kannte Dean noch von seiner Zeit bei Journey und wusste, dass er ein toller Schlagzeuger und Sänger ist. Ich habe es schon immer geliebt, zusammen mit anderen zu singen, das Mikrofon zu teilen. Ob das jetzt Joe Bonamassa oder David Coverdale waren, ich genieße das. In unseren Liveshows werden Dean und ich oft gemeinsam singen und das ist großartig. Zudem ist er ein toller Perkussionist. Und David Lowey mit seinem super Rhyhtmusgitarrenspiel, das wird grandios. Anfangs habe ich mich schon gefragt, wie das alles mit dieser Band klingen würde. Es stellte sich heraus: Es klingt fantastisch!
Welche Erwartungen hast du an diese Band?
Natürlich, dass wir weiter Musik machen. Ich schreibe wie ein Verrückter. Eigentlich hätten wir unsere Tour ja im Februar in Deutschland gestartet, aber das geht jetzt natürlich nicht. Das ist sehr schade, weil Deutschland über meine ganze Karriere hinweg immer ein sehr wichtiges und wundervolles Land für mich war. Ich werde also erst mal in dieser Band bleiben, aber an irgendeinem Punkt wird es für mich auch wieder als Solokünstler weitergehen. Gerade bin ich dazu da, um diese Truppe auf das nächste Level zu bringen. Und der einzige Weg, das zu erreichen, ist natürlich mit Songs, Songs und noch besseren Songs. Man muss sich einfach immer selbst über treffen und das ist gerade mein Job bei den Dead Daisies.
Meine letzte Frage: Woher kommt dein ausgezeichneter Kleidungsstil?
Na ja, erstens bin ich Engländer. Und mein Vater war ein sehr gut gekleideter Mann, das habe ich von ihm. Außerdem habe ich das Glück, dass ich mit berühmten Designern zusammenarbeiten kann. Ich liebe die Welt der Kunst, und zudem ist es so: Wenn ich mich gut fühle, ste-hen die Chancen sehr gut, dass ich ganz passabel aussehe. (lacht) Danke für das liebe Kompliment, Sweetheart