Der Giant-Sand-Chef macht jetzt Kammerpop
Vor zwei Jahren hat Howe Gelb seine ikonischen Wüstenrocker Giant Sand – zumindest fürs Erste – in Rente geschickt. „Wir alle haben zu viele Gitarren in unserem Leben gehört“, sagt er. Für sein neues Soloprojekt hat er sich jetzt mit der experimentellen Kammerpop-Formation The Colorist Orchestra zusammengetan. Die nutzt genau gar keine Gitarre und setzt stattdessen auf Atmosphäre, auf wie auf Bambushölzern gespielte Percussion, Field Recordings und dezent-orchestrale Arrangements.
Gelb sprechsingt dazu vom Arabischen Frühling, vom eigentlich für ausgestorben gehaltenen Sansibar-Leoparden und von der Liebe natürlich. Besonders schön macht er Letzteres zusammen mit der wie gedankenverloren singenden Songwriterin Pieta Brown, die bei ein paar traurig-sachten Liedern auf NOT ON THE MAP dabei ist. „A whole half century of debacle and debate, from the first wet dream to the last drunken date”, heißt es da einmal tragikomisch. Song zwei ist ein reduziertes Cover von ›Gentle On My Mind‹, Song fünf ein vertontes Gedicht von Ralph Waldo Emerson. Unaufgeregt gut.
8 von 10 Punkten
The Colorist Orchestra & Howe Gelb, NOT ON THE MAP, DANGERBIRD/MEMBRAN