Hommage an ein Genie: Syd Barrett zieht die Narrenkappe auf und lacht.
Mit schöner Regelmäßigkeit greift Tante EMI in die Archive, um den schmalen Output eines Genies einer neuen Generation schmackhaft zu machen. Übersehen werden bei den Gedächtnis-Kompilationen für LSD-Prinz Syd Barrett stets rare, seit Jahrzehnten auf Bootleg kursierende Tracks aus der Frühzeit von Pink Floyd wie ›Lucy Leave‹, ›King Bee‹ sowie die als Single ursprünglich ge-planten, aber zurückgezogenen Master von ›Vegetable Man‹ und ›Scream Thy Last Scream‹. Auch die erste übergreifende Kollek-tion AN INTRODUCTION TO SYD BARRETT enttäuscht durch die Abwesenheit der begehrten Raritäten. Als Zugeständnis an Sammler gibt es einen famosen Stereo-Mix von Floyds dritter Single ›Apples And Oranges‹, einmal mehr den verzichtbaren ›Bob Dylan Blues‹, einen 2010-Mix von ›Matilda Mother‹ und einen weiteren von ›She Took A Long Cool Look‹.
Man sollte lieber gleich zu den beiden LP-Originalen greifen: THE MADCAP LAUGHS entstand mit David Gilmour und Roger Waters als Produzenten sowie Mitgliedern von Soft Ma- chine zwischen Mai und Juni 1968. Barretts Kompositions-kunst manifestiert sich zwischen ›Terrapin‹, ›Octopus‹ und ›No Good Trying‹. Entfernt ähnelt das erst im Januar 1970 erschienene Debüt noch dem ersten Floyd-Klassiker THE PIPER AT THE GATES OF DAWN.
Nicht ganz so packend gelingt zwischen Februar und Juni 1970 der von Gilmour und Rick Wright koordinierte Nachfolger BAR-RETT – trotz weiterer Schätze wie ›Baby Lemonade‹, ›Dominoes‹, ›Gigolo Aunt‹ und ›Effervescing Elephant‹.
Ebenfalls digital remastert wurde die nun auf 20 Songs aufgestockte Outtake-Sammlung OPEL, die bezeugt, dass Barrett – sehr zum Verdruss von Gilmour und Co. – den gleichen Song in verschiedenen Takes jedes Mal anders zu interpretieren verstand. An die qualitative Klasse der beiden Vorgänger reicht die 1988 erstmals aufgelegte Archiv-sichtung allerdings ohnehin nicht heran.
An Introduction To Syd Barrett 7
The Madcap Laughs 9
Barrett 8
Opel 6