Alles beim Alten? Bei Status Quo ging es im letzten Jahr drunter und drüber. Rick Parfitt stieg gesundheitsbedingt aus, wurde durch einen 29-Jährigen ersetzt und starb am Heiligen Abend. Bandboss Francis Rossi (68) macht trotzdem weiter. Im CLASSIC ROCK-Gespräch erklärt er genau, warum. „Ich habe es oft versucht, aber ich kann einfach nicht aufhören.“
„Worüber willst du reden? Status Quo? Oh, nein!“ Francis Rossi ist derselbe Zyniker wie eh und je. Britischer geht es kaum. Laufende Tour mit ZZ Top? „Machen wir seit Anfang der 70er.“ Unterschied zu damals? „Früher war die Größe des Bandschriftzugs auf den Plakaten wichtig, heute will man eher ins Bett.“ Also war früher alles besser? „Quatsch! Als Musiker ist es immer dasselbe: Mal sind die Gigs super, mal sind sie scheiße. Mal magst du deinen Job, mal hasst du ihn. Alles im Leben ist ein Widerspruch, Yin und Yang, Ja oder Nein. Warum kann es nicht immer Ja sein?“ Gute Frage. Das nennt man vielleicht Leben? „Musste ich mit 68 auch herausfinden.“
Das neue Live-Album THE LAST NIGHT OF THE ELECTRICS sei genauso wichtig und unwichtig wie alle anderen zuvor (Rossi mag selbst das kultig verehrte QUO LIVE von 1977 nicht). Aber die Umstände, unter denen es aufgenommen wurde, seien wichtig. „Es ist das letzte Konzert, bevor Rick starb. Wir waren schockiert, wussten aber schon länger, dass er nicht gesund lebt. Wir beide haben auch immer darüber spekuliert, wer von uns wohl zuerst stirbt. Rick und ich hatten eine Art von Humor, die nicht jedermanns Sache war. Als wir unseren neuen Gitarristen Richie Malone vor Jahren live sahen, da war er zwölf oder 14 Jahre alt, meinte Rick, dass er ihn gerne als Ersatz für sich haben würde. Jetzt müssten wir nur noch einen Klon für mich finden und könnten zuhause bleiben. Ich kann verstehen, dass die Leute fragen, warum wir nach seinem Tod nicht aufgehört haben. Ich kann auch verstehen, dass sie ihn vermissen. Ich vermisse ihn auch. Aber ich bin schon nach der Beerdigung meiner Mutter direkt zur Probe gegangen, als mein Vater vor vielen Jahren starb, waren wir in Belgien auf Tour. Kein Gig fiel aus.“
Mit diesem eher preußischen Arbeitsethos erklärt Rossi vieles. „Natürlich ist mit Rick ein wichtiger Teil der Band nicht mehr da, aber das ist auch eine neue Chance. Richie spielt die Sachen so, wie wir sie aufgenommen haben, das hat die ganze Band noch einmal nach vorne gebracht. Früher wussten wir, was passiert. Heute wissen wir es nicht. Das ist spannend.“
Rossi betont mehrmals, dass ohnehin niemand seine Beziehung zu Rick verstehe. Über 50 Jahre lang haben die beiden fast alles zusammen geteilt. Er fühle sich manchmal sehr einsam ohne ihn. Überhaupt sei das letzte Jahr das erste in seinem Leben, in dem er nicht gewusst habe, was passieren würde. Als Parfitts Sohn dann verbreitete, sein Vater sei von der Band schlecht behandelt worden, platzte Herrn Rossi die Hutschnur: „Das hat mich sehr verletzt, denn das Gegenteil war der Fall! Rick stand immer auf unserer Gehaltsliste, wir haben sogar seine Überführung aus Spanien und seine Beerdigung bezahlt. Und: Wenn wir nicht arbeiten, bekommen seine Erben auch nichts. Wir machen immer weiter.“ Also wird die letzte Nacht eine lange? „Ja.“
Ein Studioalbum will er nicht ausschließen, er kann nichts versprechen. Aber ein neues Soloalbum mit der Sängerin Hannah Rickard ist bereits in Arbeit. „Ich weiß zwar nicht, wann ich das alles noch machen soll, aber ich will mich auch nicht beschweren, dass ich noch lebe.“
Bitte alle Status Quo – Fans, mir zu vergeben. Aber ich fand sie seit Mitte der Achtziger, schon ein paar Tage her, nur schrecklich. Besonders peinlich war es in Colmar in Sommer 2001. Erst die Familien-Schunkel-Band Status Quo, einen Tag später die Scorpions, die es, trotz einiger Schluchzlieder Meines, noch mal so richtig schön krachen liessen. Ein Unterschied wie Tag und Nacht… .