Hässlich und wunderschön
Islands Post-Rock-Ästheten Sólstafir haben längst ihren ganz eigenen Trademark-Sound gefunden.
Irgendwo zwischen unwirtlicher isländischer Kargheit, epochaler Erhabenheit und tief empfundener Melancholie entwerfen sie kunstvolle, meist lange Gebilde aus Post-Rock, Metal und nordischer Entrücktheit, stets mehr der Atmosphäre verschrieben als dem Pop-Song.
Auf ENDLESS TWILIGHT OF CODEPENDENT LOVE hören sie damit nicht auf, werfen aber erstmals einen Blick zurück. Mehrfach blitzt ihr schneidender Black Metal früherer Tage in den Stücken auf, im Vergleich zum vert räumten Vorgänger BERDREYMINN geht es in den Stücken über Isolation, Abhängigkeit, geistige Krankheiten und toxische Beziehungen zudem deutlich düsterer zu. Weil es Sólstafir aber eben trotz aller inhaltlicher Gravitas schaffen, überwältigend schöne Harmonien an den isländischen Nachthimmel zu malen, kann man sich einmal mehr fallen lassen in diesem köstlich-kargen Kosmos aus viel Schatten und ein wenig Licht.
8 von 10 Punkten
Sólstafir, ENDLESS TWILIGHT OF CODEPENDENT LOVE, SEASON OF MIST/SOULFOOD