Alles dabei, was ein Metal-Cover so braucht! Als da wären: Eine Mordor-artige Fantasy-Landschaft samt Dämon Murray, dem gehörnten Band-Maskottchen, das mit der rechten Kralle Lasso-mäßig eine Kette schwingt, während die linke eine perfekte Pommes-Gabel formt. Und im Vordergrund, um die religionskritische Botschaft zu transportieren: Ein Geistlicher mit Brille, samt Vorhängeschloss in Ketten gelegt sowie gerade eben von Murray, dem alten Pferdegesicht, ins Wasser geschleudert. Die Kette ist gerissen, was den panischen Blick des Seelsorgers hinlänglich erklärt. In einem Interview, das 2005 auf der remasterten CD-Ausgabe erschien, ruderte Ronnie James Dio, US-Amerikaner mit italienischen Ahnen und mutmaßlich katholisch sozialisiert, allerdings etwas ungelenk zurück: Es könnte doch auch, meinte er, genauso gut ein Priester sein, der gerade einen Teufel tötet. Mit Verlaub: Könnte es nicht! Zumindest solange der Man in Black nicht nebenher als Entfesselungskünstler im Varieté arbeitet, Ricky Shaynes ›Ich sprenge alle Ketten‹ durch pure Willenskraft zu realisieren imstande ist oder demnächst von Erzengel Horst-Dieter („Ein Wunder! Ein Wunder!“) auf göttlichen Schwingen errettet werden wird, ist die Sache ziemlich klar: Murray hat Oberwasser. Und der Kirchenmann ist gleich unter Wasser. Was mit dicker Kette um den Leib gemeinhin eine gewisse Fatalität entwickeln kann. Ein robuster Umgang mit Gottes irdischen Vertretern – und ihren Symbolen – ist im Metal-Genre bekanntlich nicht unüblich und trifft nach Bekanntwerden diverser Missbrauchsskandale heute womöglich insgeheim sogar auf breitere Zustimmung als anno 1983. Rachefantasien sind aber nicht gut fürs Karma! Und wer sie gar umsetzt, dem bleibt als pferdegesichtiger Murray der Einzug ins ewige Ponyhof-Paradies (Saftige Weiden! Willige Stuten!) dereinst garantiert verwehrt. Jede Wette.
Skurrile Albumcover: HOLY DIVER von Dio
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