Vom Wave-Underground in den Pop-Mainstream…
Wer vor allem den Stadion-Pop der Simple Minds nach 1984 schätzt, der dürfte an der Minibox mit den ersten fünf Alben eher wenig Freude haben: Mit LIFE IN A DAY startete das Quintett 1978 am Übergang von Punk zu New Wave und klang verdächtig nach Roxy Music, Lou Reed und David Bowie. ›Chelsea Girls‹ und der Titelsong rotierten in einschlägigen Diskotheken, Platz 30 in England war immerhin drin. Eine stilistische Überraschung lieferte der Nachfolger REEL TO REAL CACOPHONY: Bei ›Changeling‹ und ›Premonition‹ experimentierten die „schlichten Gemüter“ mit Minimal-Electro und Brit-Pop-Bewusstsein. EMPIRES AND DANCE empfahl sich dann 1980 als Tour-Reisebericht: Zwischen kühlem New Wave-Schick und raffinierten Disco-Zitaten à la Giorgio Moroder definierten die Schotten erstmals ihren ureigenen Stil, nachzuhören auf griffigen Tracks wie der On-The-Road-Hymne ›I Travel‹, dem auf Berlin anspielenden Instrumental ›Kant-Kino‹ und dem Discotheken-Knaller ›Thirty Frames A Second‹.
Der Durchbruch in Großbritannien erfolgte ein Jahr später: SONS AND FASCINATI-ON und das einen Hauch experimentellere SISTER FEELINGS CALL wurden vom Gong-Musiker Steve Hillage produziert, waren als Doppelalbum angelegt und erschienen – gegen den Willen der Band – simultan als Einzel-LPs. Jeden-falls mutierte die Band damit vom Insider-Tipp zum Darling der Stunde mit Jim Kerr als Pop-Beau.
Noch erfolgreicher geriet NEW GOLD DREAM (81-82-83-84): Stilvoll elegant, romantisch verbrämt, voll großer Gefühle und glamouröser Gesten klangen die Single-Hits ›Promised You A Mirac-le‹, ›Someone Somewhere In Summertime‹ und ›Glittering Prize‹ letztlich aber auch wesentlich angepasster – der Stadionkarriere der Simple Minds stand nun nichts mehr im Wege.