Es ist nicht einfach für Musiker, lange Zeit auf einer fertig produzierten Platte sitzen zu bleiben. Shannon and the Clams, die R’n’B, Doo-Wop, Surf, Garage und Harmoniegesänge zu einer wunderbar eigentümlichen Mischung vermengen, mussten genau das über ein Jahr lang aushalten. Vor gefühlten Ewigkeiten hatte die Truppe ihr neues Album YEAR OF THE SPIDER in Dan Auerbachs Studio in Nashville fertiggestellt, um sich dann von der Pandemie so richtig aus dem angedachten Zeitplan schießen zu lassen. „Für mich war das echt schwer. Ich habe einfach versucht, die Platte zu vergessen und mich auf anderes konzentriert. Dass das Album jetzt endlich rauskommt, fühlt sich wie eine große Belohnung an“, so Gitarrist und Sänger Cody Blanchard.
Bassistin und Sängerin Shannon Shaw ging anders mit der Situation um: „Eine neue Platte ist immer eine Momentaufnahme und ich hatte Angst, dass ich den Bezug dazu verlieren würde. Doch ich kam unseren Songs immer näher und zudem fiel mir auf, dass viele Lieder die kommenden Ereignisse schon angedeutet hatten“. Einige der Tracks waren in einer komplizierten Phase in Shaws Lebens entstanden. Während des Songwritings pendelte die Künstlerin hin und her, um ihren kranken Vater zur Strahlentherapie zu fahren, einen Stalker in ihrer Nachbarschaft zu bekämpfen und zusätzlich neues Material zu kreieren: „Ein Teil meines Lebens war echt gruselig, ich habe all das auf der Platte verarbeitet, weswegen sich der Aufnahmeprozess für mich wie eine Achterbahn anfühlte. Zum Beispiel zogen meine Mitbewohnerinnen wegen dieses ekelhaften Typen aus – darum geht es in ›Mary, Don’t Go‹. Ich habe dann ebenfalls die Segel gestrichen und lebe jetzt in Portland. Es geht mir wieder gut, die Angst ist weg“.
Auch die Single ›Midnight Wine‹ behandelt nicht unbedingt ein luftiges Thema. Erschaffer Cody dazu: „Der Track handelt von Menschen, die eine kapitalistische Welt nicht mehr ertragen und sich betäuben. Es ist ihnen egal, ob sie leben oder sterben. Wir haben einige Bekannte an Drogen verloren. Ich habe versucht, aus dieser Perspektive heraus zu schreiben“. Abgesehen von den düsteren Zwischentönen ist YEAR OF THE SPIDER vor allem musikalisch eine beschwingte und äußerst runde Platte: „Unsere Entwicklung bis hierhin ist wie eine große Lasagne“, meint Cody lachend. „Wir arbeiten so lange zusammen, haben so viel erschaffen, all diese Schichten machen uns aus“. Shannon ergänzt: „Wir haben auch nach 12 Jahren nichts von unserer ursprünglichen Geisteshaltung verloren. Nicht viele junge Bands bleiben so lange zusammen. Alleine das macht mich stolz. Unser Katalog macht mich stolz, unsere Entwicklung. Und das neue Album sowieso“.