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Rückblende: Soundgarden – ›Jesus Christ Pose‹

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Rückblende: Soundgarden – ›Jesus Christ Pose‹

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1991 übernimmt Grunge die musikalische Weltherrschaft. Mit unter den Regenten: Soundgarden mit ihrem damals aktuellen Album BADMOTORFINGER. Dessen größter Hit heißt ›Jesus Christ Pose‹ – ein Song, der nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch jede Menge Ärger mit sich bringt.

Anfang der Neunziger bäumt sich die Grunge-Welle schäumend auf: Nirvana werfen NEVERMIND auf den Markt, Pearl Jam ihr Debüt TEN, und Alice In Chains feiern mit ›Man In The Box‹ Erfolge. Seattle hat plötzlich mehr zu bieten hat als Boeing und Starbucks. Eine Band jedoch, von der alle den baldigen Durchbruch erwarten, hat mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen: Soundgarden. Sie kann fast ein Jahr lang keinen festen Bassisten finden, nichts geht voran.

Schließlich stößt Ben Shepherd zur Band – ein Glücksfall für Chris Cornell (Gesang/Gitarre), Kim Thayil (Gitarre) und Matt Cameron (Schlagzeug), denn der Mann ist nicht nur ein Top-Basser, sondern auch ein guter Songwriter.

Er ist es, der ›Jesus Christ Pose‹ vom BADMOTORFINGER-Album maß­geblich prägt, wie sich Kim Thayil erinnert: „Wir gingen Anfang 1991 ins Avast Studio, das von unserem Sound-Mann Stuart ­Hallerman geleitet wurde – er hatte bereits ­einige unserer Demos aufgenommen. Wir konnten uns daher bei ihm treffen und in aller Ruhe den ganzen Tag proben. Am Abend kamen dann andere Musiker, die bezahlten, um bei ihm aufzunehmen. Dann mussten wir unsere Sachen wegpacken und uns ­verziehen.“

Während die Vier nachmittags ihr neues Material analysieren, stolpern sie über etwas, das sich wenige Monate später als Soundgarden-Hit entpuppen soll. „Wir haben vor uns hin gejammt“, so Thayil, „und plötzlich hörten wir diesen unglaublich coolen Sound. Es war einer von Bens Riffs. Matt fing dann automatisch an, dazu Schlagzeug zu spielen. Und von da an ging alles rasend schnell.“

Shepherd liefert die Grundidee – dann verwandeln Thayil und Cornell ›Jesus Christ Pose‹ in einen Hit. „Man konnte die Noten und den exakten Rhythmus von Ben gar nicht richtig hören. Alles klang verschwommen, da er so schnell und unglaublich laut spielte. Während ich also versuchte, den Takt nachzuvollziehen, fiel mir ein Gitarrenlauf ein, der wie ein Pterodaktylus auf Crack klang! Das war also mein Beitrag zu ›Jesus Christ Pose‹…

Jedenfalls haben wir die Song-Bausteine alle aufgenommen, und Chris ist mit dem Tape nach Hause gefahren. Er wollte unbedingt den Gitarren-Part lernen. Daraus entwickelte er dann die Bridge.“ ›Jesus Christ Pose‹ ist also ein klassisches Teamwork-Stück, daher tauchen auch alle vier Mitglieder in den Credits auf.

Für den Text ist allerdings nur Chris ­Cornell verantwortlich. Zur damaligen Zeit – Hard Rock driftet gerade in seine albernste Phase ab – will der Soundgarden-Frontmann mit viel Zynismus und schwarzem Humor auf die Lächerlichkeit der Poser-Rocker hinweisen. „Chris hatte diese so genannten Stars einfach satt. Er hasste es, wenn sie beide Arme ausstreckten, um ihren Pseudo-Schmerz zu symbolisieren. Daher griff er die Pose auf und verspottete sie. Doch im Laufe der Zeit ist der ironische Unterton des Songs auf der Strecke geblieben.“

Einige Seattle-Bands hielten Cornell nämlich selbst für einen Poser-Rocker – so zum Beispiel Mark Arm von Mudhoney, der in dem Buch „Grunge Is Dead: The Oral History Of Seattle Rock Music“ schreibt: „Ich mag es, wenn jemand über die Bühne wirbelt und sich die Klamotten vom Leib reißt, um das Publikum zu fesseln. Doch Chris griff sich bei den Gigs immer einen bestimmten Teil seines Shirts und riss es mit einer einzigen Bewegung runter. Da war mir klar, dass er diese Aktion geplant hatte.“

Eine andere Form der Kritik mussten Soundgarden für das Video zu ›Jesus Christ Pose‹ über sich ergehen lassen – denn es gibt darin etliche Anspielungen auf die Kreuzigung Christi. „Wir haben absicht­lich provokante Bilder verwendet – es gab sowohl umgedrehte als auch brennende Kreuze zu sehen. Das war jedoch nichts Neues für uns: Unser ehemaliger Bassist Hiro Yamamoto hatte schon früher ähn­liche Motive für unsere Texte verwendet“, berichtet Gitarrist Thayil. „Doch die Verantwortlichen bei MTV wollten das Video nicht spielen – und das, obwohl Madonna kurz zuvor das Video zu ›Like A Prayer‹ gedreht hatte. Darin ist auch ein brennendes Kreuz zu sehen. Wir fühlten uns natürlich ungerecht behandelt. Sie durfte es, aber wir, die Rocker, wurden ausgeschlossen. Dabei war die Sequenz in unserem Clip wesentlich kürzer.“

Das spielt damals jedoch keine Rolle. Soundgarden müssen auf die Unterstützung des Senders verzichten – obwohl ihnen zumindest niemand eine direkte Jesus-Beleidigung vorwerfen kann. „Wir wollten unbedingt eine farbige Frau ans Kreuz hängen – und auf keinem Fall einen weißen Kerl!“, beteuert Thayil. „Letztendlich haben wir dann eine Dame gefunden, die indianische Wurzeln hatte. Aber im Clip konnte man das kaum sehen.“

Nach einer zähen Debatte lief ›Jesus Christ Pose‹ dann aber doch noch auf MTV – allerdings meist nur spät nachts in der Metal-Sendung „Headbangers Ball“. Doch obwohl das Video kaum gespielt wurde, entwickelte sich das dazugehörige Album BADMOTORFINGER zu einem Verkaufs­schlager – dem weitaus TV-freundlicheren Video zur zweiten Single ›Outshined‹ und erstklassigen Gigs im Vorprogramm von Metallica, Guns N’Roses und beim Lollapalooza-Festival sei Dank. Am Ende schafften Soundgarden also doch noch den Durchbruch – und auch ›Jesus Christ Pose‹ kam zu Ruhm und Ehren.

Bis zum Split der Band im Jahr 1997 haben die Seattle-Riffer die meisten ihrer Shows mit diesem Track entweder eröffnet oder beendet. Und obwohl der Song zu den am ­häufigsten gespielten Tracks der Band-Karriere zählt, nervte er die Komponisten nie – im Gegenteil: Er zählt sogar zu Kim Thayils persönlichen Favoriten. „Ich liebe diesen Song immer noch“, betont er. „Viele Soundgarden-Songs gehen mir wirklich auf die Nerven, ›Jesus Christ Pose‹ jedoch bis heute nicht.“

Das Albumcover von BADMOTORFINGER:
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