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Roxy Music – THE COMPLETE STUDIO RECORDINGS

roxy musicPop um der Pop-Art willen: Nostalgie

Von den Darlings der britischen Pop-Avantgarde zum massenkompatiblen Yuppie-Kitsch – Roxy Music vollzogen in zehn Jahren und mitunter grenzwertiger Designermode eine erstaunliche Wandlung, die zum 40. Bandjubiläum etwas verspätet im 10-CD-Set THE COMPLETE STUDIO RECORDINGS rekapituliert wird. Verpackt in quadratischer Box stapeln sich sämtliche Alben der Jahre 1972 bis 1982 als Picture Discs im Gatefold-Format. Mit im Angebot: Auf Doppel-CD verteilte 32 Tracks, die grandiose Singles wie das Debüt ›Virginia Plain‹, dessen Nachfolger ›Pyamarama‹, diverse Non-LP-B-Seiten, US-Mixe sowie Maxi-Versionen vereinen. Als verwegen experimentelle Schnittstelle zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ordnet sich 1972 das Debüt ROXY MUSIC ein, inklusive des trefflich betitelten Openers ›Re-Make / Re-Model‹. Bryan Ferrys manierierter Gesang, Phil Manzaneras signifikante Gitarrenriffs, Paul Thompsons rustikales Rhythmusfundament, Andy Mackays angejazzte Saxofon- und Oboen-Impressionen sowie Brian Enos luzide Beiträge zwischen VCS3 Synthesizer und Tonbandmanipulationen darf man getrost eine Pionierleistung nennen. Auch FOR YOUR PLEASURE, eine perfekte Überblendung aus Glam und Art Rock, verdient 1973 das Prädikat Meilenstein: Ein zeitloses Werk – vom stürmischen Auftakt ›Do The Strand‹ über die verzweifelte Liebeserklärung an eine aufblasbare Vinylpuppe, ›Every Dream Home A Heartache‹, bis hin zu ›The Bogus Man‹, einem zehnminütigen Improvisationsexperiment im R’n’B-Stil inklusive coolem Fingerschnippen.

Ausgerechnet der von Ferry geschasste Brian Eno erachtet den an seiner Stelle mit Multiinstrumentalist Eddie Jobson eingespielten Nachfolger STRANDED als „beste Leistung“: ›Street Life‹ funktioniert als Singlehit, auf verführerischer Drei-Akkorde-Basis wandelt ›Mother Of Pearl‹. Für die Eröffnungssequenz des in Takt und Tempo vertrackten Funk von ›Amazonas‹ findet Ice-T Dekaden später in ›That’s How I’m Living‹ Verwendung. Frontmann Bryan Ferrys Dauerfaible für attraktive Damen auf dem LP-Cover setzt sich 1974 mit COUNTRY LIFE fort: ›The Thrill Of It All‹ rockt, ›All I Want Is You‹ gibt den adäquaten Charthit. Vorgeschmack auf das Covergirl des nächsten Werks liefert der Jerry Hall gewidmete Rodeo-Pop von ›Prairie Rose‹. Versponnen um Funk und Soul kreist 1975 SIREN: ›Love Is The Drug‹ porträtiert einen sexsüchtigen Diskothekenhengst, was passiert, wenn Europäer scharf gewürzte Fernostkost zu sich nehmen, schildert ›Both Ends Burning‹. Ferrys solistischer Ehrgeiz lässt Roxy Music vier Jahre pausieren, mit MANIFESTO präsentiert sich die Band 1979 nicht mehr als Trendsetter, sondern greift in ›Trash‹, ›Angel Eyes‹, ›Dance Away‹ und dem Titelsong den damaligen Boom rund um Disco, Punk und New Wave auf. Im Trio Ferry, Manzanera und Mackay entsteht 1980 FLESH AND BLOOD. Aufgeweichter Allerwelts-Pop wie ›Oh Yeah‹, ›Same Old Scene‹ und ›Rain Rain Rain‹ kontrastiert mit anämischen Coverversionen von Wilson Picketts ›In The Midnight Hour‹ und ›Eight Miles High‹ der Byrds. Vor allem für Besitzer von High-End-Stereoanlagen eignet sich 1982 AVALON: Perfekt, aber seelenlos in Szene gesetzte Belanglosigkeiten wie die Singleauskoppelungen ›More Than This‹ und ›Avalon‹ liefern dem weltweiten Yuppie-Phänomen den geeigneten Soundtrack fürs Luxuspenthouse.

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