Ein genialer, gut gelaunter Grantler
Gerade unterhält man sich noch unschuldig mit Kollegen und Freunden, da brüllt plötzlich ein unbekannter Mann auf der Bühne ein unkontrolliert lautes „Einen großen Applaus für Tokyo“ ins Mikrofon. Die Ohren schlackern, das Herz springt vor Schreck zwei Etagen höher und man ist sich sicher, dass einen die Ansage dieses Herrn gerade mindestens fünf Lebensjahre gekostet hat. Die Show der deutschen Hard-Rocker um Gründungsmitglied Robby Musenbichler geht dann dafür relativ unspektakulär über die Bühne, vor allem nach der Darbietung ihres kleineren Hits ›Tokyo‹ pendelt sich der Puls schnell wieder im normalen Bereich ein. Leider ist der Sound der Vorband nicht wirklich rund und man fragt sich, ob der Tontechniker gerade auf dem Mischpult eingeschlafen ist und dabei versehentlich alle Höhen und Mitten runtergeregelt hat oder ob vielleicht nicht doch irgendwo ein kleiner, feixender Blackmore steht und der Vorband den Bass auf Wummerstufe stellt.
Als dann die jüngste Inkarnation von Rainbow gegen 21:20 auf die Bühne kommt, ist der Mischer scheinbar wieder aufgewacht, klanglich ist nämlich bei Blackmore und Konsorten alles im Lot und der Gitarrenmeister wird von seinen treuen Anhängern unter frenetischem Applaus in München willkommen geheißen. Putzig sieht er aus in seiner inzwischen als Standard geltenden Kluft aus schwarzer Tunika, Leggings und Stiefelchen, die Strat praktikabel über seinem deutlich erkennbaren Bäuchlein festgeschnallt. Zwar gilt er nach wie vor als schwieriger Charakter, in Bayern ginge Blackmore vielleicht als der perfekte ‘Grantler’ durch, doch schon zwischen dem Opener ›Spotlight Kid‹ und dem folgenden ›I Surrender‹ vom 1981 erschienenen DIFFICULT TO CURE grätscht er gleich mal elegant vor den ersten Reihen seines Publikums und wirkt dabei wirklich gut gelaunt.
Dieser Eindruck zieht sich weiter durch das gesamte Set. Ritchie hat großen Spaß an dieser Show. Zwar hält er sich oft im Hintergrund auf und lässt seinen jungen Sänger mit der Dio-Stimme (Ronnie Romero) machen, zum richtigen Zeitpunkt jedoch interagiert er immer mal wieder mit dem Publikum, zum Beispiel als er es zum Singen des Riffs von ›Black Night‹ animiert. Das ist auch wichtig, schließlich ist man an diesem heutigen Abend einzig und alleine wegen Ritchie hier. Natürlich erledigen die anderen Künstler ihren Job und die ihnen zustehenden Soli äußerst solide, Keyboarder Jens Johansson war ja schon in den 90ern eine Weile mit an Bord und auch Ronnie Romero ist ein talentierter Sänger, aber im Endeffekt schaut man hier auf die immer noch fähigen Zauberfinger einer lebenden Legende, die ein wenig Unterstützung mitgebracht hat.
Neben den Rainbow-Überfliegern wie ›Stargazer‹, ›Since You’ve Been Gone‹, ›Long Live Rock And Roll‹, ›All Night Long‹ oder ›Man On The Silvermountain‹ gibt es auch einige Purple-Nummern zu hören, die Romero trotz stabiler Gesangsdarbietung irgendwie nicht ganz so gut stehen. Kurz vor Schluss macht sich Blackmore außerdem an ein rührendes Instrumental seiner Mittelalter-Truppe Blackmore’s Night. Während er bei ›Carry On…Jon‹ soliert, erscheinen auf der Leinwand hinter ihm bewegende Bilder aus Jon Lords und Blackmores gemeinsamer Vergangenheit. Immer wieder eine schöne Geste seinem ehemaligen Kollegen gegenüber.
Achja. Apropos Leinwand: Die Visuals der restlichen Show waren eher… nun ja, nennen wir es mal gewöhnungsbedürftig. Jeder erinnert sich bestimmt noch an alte Windows-Bildschirmschoner oder die visuellen Laser-Kunststücke, die der Windows-Mediaplayer früher beim Abspielen von Musik automatisch erstellte. So in etwa sah – wenn nicht gerade die Ausstrahlung von Cover-Artworks für Erholung sorgte – die visuelle Untermalung des Konzerts aus. Gestört hat das nicht, allerdings für das ein oder andere Schmunzeln gesorgt.
Nach ›Burn‹ verabschiedet sich die Truppe von der Bühne, kurz später kehrt Ritchie noch einmal wieder und wirft vorsichtig T-Shirts und CDs in die Menge, bevor er sich seine Gitarre ein letztes Mal umschnallt und das vielleicht größte Riff aller Zeiten anstimmt: Zuerst zupft er es noch im Stile eines Kinderlieds, dann greift er ordentlich in die Saiten und lässt ›Smoke On The Water‹ durch die Halle tönen. Und so wenig man diesen Song aufgrund seiner höchst penetranten Radio-Präsenz heute noch hören mag, so wird dieses eine geniale Riff von vielen genialen Ritchie-Riffs wohl mit ziemlicher Sicherheit die Jahrhunderte überdauern.
Eigentlich bin ich Deep Purple – und Rainbowfan, aber leider bringt Blackmore gar nichts Neues zustande, Musiker, die nur zu Statisten verkommen…….Schade, so wird Blackmore zu seiner eigenen Karrikatur. Und über “Blackmore´s Night” decken wir das Mäntelchen des Schweigens…..
Das Konzert war eins der besten was ich je erleben durfte – noch besser als Rainbow 2016 auf der Loreley. WArum sollte er etwas neues spielen – das will sowieso niemand hören – ich bins eit 1974 !!! on Tour u. habe gut 2.500 konzerte/Festivals hinter mir – die 400 KM Anfahrt ahben sich mehr als gelohnt… Die “Kritik” von C.Lang kann sowieso keiner verstehen.. War er überhaupt dort ???? Mann kann nur mitreden wen man es Live erlebt hat… sorry – bei uns im Hotel gab es keinen einzigen dem es nicht gefallen hat !!!!
Der Michael hat schon Recht die alten Songs sind eben die besten und die wollen die Fans auch hören .Ich bin auch seit 40 Jahren Purple Freak und alles was sich dazugehört .Man muss eben Fan sein um das zu verstehen .Deep Purple haben damals wie heute ein Weltbild für mich geschaffen.Ich hab’s damals schon gewusst das sie so lange existieren und allesamt spielen bis sie nicht mehr können. Mein größter Respekt an alle Purple und Sabbath Mitglieder
Meine Kritik bezieht sich nicht auf das Konzert, sondern auf Blackmore´s “Rainbow-Coverband”. Richtig lesen bringt Vorteile. Und die beste Rainbow Ära war sowieso mit Dio und Powell !!!!
Toller Konzertbericht, spiegelt meiner Meinung nach Vieles wieder, mit kleinen Fehlern.
Die Vorgruppe, auch deren Stil war für mich gelinde gesagt, nix.
Rainbow kam 21.13 Uhr auf die Bühne und spielten 1,50 Std. Es ist klar, dass Ritchie der absolute Chef ist, trotzdem waren besonders der Keyboarder und auch die Background-Sängerinnen top. Alle waren bestens gelaunt. Der Dio-Verschnitt-Sänger war bei den Krachern gut aufgestellt, aber der kann sicher keine melodische Ballade… Fand ich nur Durchschnitt. Die Videoeinspielungen waren technisch so wie vor 30 Jahren, das war echt einfach, genau gesagt, ein Witz. Mir hat es so gereicht, denn die Musik war top und auch gut abgemischt. Wegen der Videowand und der total einfachen Bühnenausstattung (wie 1980) war man schon in Erinnerungen… Kiss vor Kurzem mit Megashow. Ritchie wird sich immer älter, so rechne ich auch nicht mehr mit viel Neuem. Aber die Gitarre beherrscht er in einer Klarheit, das sucht seinesgleichen…
Der Michael hat schon Recht die alten Songs sind eben die besten und die wollen die Fans auch hören .Ich bin auch seit 40 Jahren Purple Freak und alles was sich dazugehört .Man muss eben Fan sein um das zu verstehen .Deep Purple haben damals wie heute ein Weltbild für mich geschaffen.Ich hab’s damals schon gewusst das sie so lange existieren und allesamt spielen bis sie nicht mehr können. Mein größter Respekt an alle Purple und Sabbath Mitglieder
Nichts für ungut – aber warum muss in Konzertkritiken immer wieder auf ein “deutlich erkennbares Bäuchlein” hingewiesen werden? Das nervt mich tierisch! Ansonsten Danke für die interessante Kritik.
Grundsätzlich habe auch ich ein Problem wenn Musiker sich nur noch selber covern. Nichts desto Trotz kann man aber nicht mehr viel neues (im Rock-Bereich) von ihm erwarten. Was man aber, bei allem Respekt bescheinigen muss, sein Gitarrenspiel hat nichts mehr von der Power von früher. Als Hobbygittarist habe ich früher vergeblich versucht seine Sachen zu spielen. Das hier dargebrachte Solo ist, angesicht dass es Blackmore selber ist den man da hört, aufgrund siner kraftlosigkeit, eher zum weinen.
Das klagende kritische Gequäke hier kommt von Leuten, die …..ja, was…was wollen die eigentlich. Ritchie Blackmore’s Auftritte in den letzten Jahren ist ein einziger und großer Gefallen an die Fans von Deep Purple und Rainbow, dass sie die alten guten Sachen nochmal live vom Ritchie zu hören bekommen. Was soll denn das Gerede, dass nichts mehr Neues von ihm kommt. Dies guten alten Zeiten hat er hinter sich und bedient seine Fans eben mit den großen Krachern seiner Zeit. Deshalb heißt das Ganze ja auch Rock Memories (für die, die kein Englisch können: memories = Erinnerungen) – nicht mehr und nicht weniger schenkt Ritchie höchstselbstpersönlich allen. Natürlich wünscht man sich, Ritchie noch einmal von seiner Fingerfertigkeit von früher zu sehen…seine genialen Soli etc. von früher – aber an all die Kritiker: der Mann ist mittlerweile 74 Jahre alt (!) – da darf man sich viel wünschen, aber nun wirklich nichts Übermenschliches erwarten, sondern durch und druch respektieren, dass er zumindest noch einen guten Teil darbieten kann. Also hört mal bloß auf mit diesem Gemeckere!
Musikalisch zweifellos ein toller Abend mit Rocklegende Ritchie Blackmore. Was uns sehr gestört hat, war der von unserem Block S1 Reihe 16 verstellte Blick auf die Bühne. Die Bandmitglieder standen auf der großen Bühne viel zu weit hinten und wir sahen größtenteils nur Ronnie Romero und ab und zu für einen kurzen Moment Ritchie, wenn er sich mal nach vorne wagte, um mit den Fans zu kommunizieren. Meist agierte er allerdings im Hintergrund. Für den Preis der Tickets eine Zumutung!
Liebe Jacqueline,
vielen Dank für den genialen Bericht, Du sprichst mir mit allem exakt aus der Seele….selbst mit der völligen kurzfristigen Schockstarre bei der Ansage des Supports Tokyo ;-)….
Auch ich war, wie alle Fans des Meisters, schon bei nahezu allen Konzerten, die Ritchie mit Rainbow, Deep Purple und Blackmores Night in unserem Lande zum Besten gab und gestern in München war es einfach nur genial !! Der Sound der Band, der Spaß den Ritchie mit Ronnie hatte, seine Interaktion mit dem Publikum, die Songauswahl….genial !! Was man einfach nicht vergessen darf, der Mann ist 74 und wir als seine Fangemeinde müssen froh sein über jedes Mal bei dem er uns mit seiner Kunst beglückt. Die schnellen Soli gehen einfach nicht mehr aber sein Ton, sein Vibrato, sein Slidespiel sind nicht von dieser Welt, lang lebe der Meister !!
Blackmore war immer ein Sidewinger, kein Hauptakteur, auch nach eigenem Bekunden. Deshalb hätte er imho gut daran getan, eine stärkere Rhythmusgruppe anzuheuern. Aber vielleicht wären ein Bob Daisley oder Bobby Rondinelli dem “Grantler” zu sehr auf die Nerven gegangen. Auch bisher unbekannten Sängern eine Chance zu geben, ist Tradition bei Blackmore. Mal sehen ob Ronnie Romero sie ebenso gut nutzen kann wie einst Ronnie James Dio oder Joe Lynn Turner.
Vieles im Kommentar sehe ich genau so. Aber schwer enttäuscht war ich wieder einmal vom Meister selbst! Die meisten Lieder waren zu langsam und die Gitarren-Solis waren, gelinde gesagt sehr, sehr schwach. Wenn man 2 Sekunden vor dem nächsten Riff aufhört zu spielen um dann wieder einzusetzen, sorry, das hab ich ganz bestimmt wesentlich besser von Ritchie gesehen. Wie auf der Loreley war ich sehr enttäuscht! Das WIRKLICHE Highlight war Ronnie Romero, der mir wesentlich besser gefallen hat als vor 3 Jahren. Und falls jemand meckern möchte, was er natürlich gerne tun kann: Ich stand 10 Meter vor der Bühne, mache seit 30 Jahren Musik und spiele (singe) die Hälfte dieser Lieder selbst. Ich muss sie mir nicht noch einmal anschauen. Schade eigentlich…
Da bin ich als Gitarrist ganz ihrer Meinung. War auch von Blackmore enttäuscht. Selbst die Solos der Gassenhauer (Smoke on the water, Since You’ve Been Gone) waren großenteils improvisiert. Und da erwartet man schon in etwa die “Studioversion”. Man stellt sich als Konzertbesucher ja schließlich auf das Solo ein und hat das Original im Ohr. Generell hatte er vor allem bei schnelleren Läufen auch Probleme mit dem Timing. Ein Gitarrist einer Coverband müsste sich da von Kennern einiges an Kritik anhören.
Der Tag vor dem Konzert und danach. Man fiel auf mit seinem Rainbow und Purple T-Shirt. Ganz Europa war in München versammelt, Skandinavien, Russland, Frankreich usw. Alles war so friedlich und freundlich. Und alle waren da um Blackmore zu sehen. Es war einfach nur geil. Moderate Eintrittspreise. Keine abgehobenen Tour Tickets, die man sich Plus Anreise leisten muss. Hier kann geschrieben werden was will, aber den Augenblick kann mir keiner mehr nehmen. Ritchie, Purple, und alles was da dran hängt. DANKESCHÖN!!!
Auch wenn die Riffs nicht mehr so schnell kommen wie vor 40 Jahren, so muss man sich doch vor dem Altmeister der Gitarre verbeugen. Konzert war toll. Stimmungskiller war das Keyboardsolo, dachte schon Ritchie hätte nen Herzinfarkt als nur mehr der Orgler für zu lange Zeit alleine auf der Bühne war. Die Bühne selbst hätte nen Meter höher sein können. Die kleineren Leute ab der 10 Reihe haben nichts mehr gesehen. Dafür gäbe es eigentlich eine Videowand. Das Tribute für John war grenzgenial.
Ich,Deep Purple,Rainbow und Dio Fan seit über 38 Jahren,bin am 12.6.-54 Jahre jung geworden.
Danke,Vielen Dank Ritchie,für dieses beste Geburtstagsgeschenk ever!!!!
Ritchies Solos waren einfach nur peinlich. Rythmus spielte er mit Wechselschlag wie Lagerfeuergitarre. Warum tut sich so eine Größe das an? Ok, wenns um Geld geht, ist das in Ordnung. Und wenn ich so blöd bin, dafür 80€ zu berappen, ist das auch in Ordung. Long live Rock’n’Roll? Nicht wirklich…
@Christian Lang: Jeder so wie er es möchte. Bei BN ist das Gitarrenspiel zum Teil noch virtuoser als mit Rainbow. Einfach mal hingehen und dann wieder was schreiben. Auf mich wirkt die Strat aber immer noch als ein Körperteil von Ritchie, so unfassbar tief berührt es mich, wenn seine Hände mit der Leichtigkeit einer fliegenden Elfe über die Saiten tanzen. Er ist in beiden Welten zu Hause.
Ritchie war,ist und bleibt der Gitarrenmeister aller Klassen auf immer und ewig ! Er ist unschlagbar ! Hoffentlich erleben wir Ihn noch in den nächsten Jahren live ! Er möge ewig leben !!!!