Alles nur geklaut? 60 R&B-Originale, an denen sich Plant, Page und Co. genüsslich labten.
Keiner klaute so gezielt, gekonnt, konsequent und mit Vorsatz wie die britischen Hartmetall-Giganten Led Zepplin: In ihrer zwölfjährigen Karriere spielten Robert Plant, Jimmy Page, John Paul Jones und John Bonham diverse Stücke ein, deren Konsistenz, Struktur, Inhalt, Melodie oder Text entweder zum Teil oder auch in Gänze von schon existenten Songs stammte. Manchmal gab es für die Originalautoren Credits, zumeist jedoch nicht. Dann stand da eben „Page, Plant, Jones, Bonham“ anstatt irgendeines in die Jahre gekommenen Blues-Pioniers aus dem Mississippi-Delta.
Für solcherlei Frevel wurde die vom skrupellosen Peter Grant vollumfänglich gemanagte Gang zigmal verklagt. Mitunter sogar mit Erfolg, und plötzlich stand dann bei der x-ten Pressung eines der Multipatin-Werke ein zuvor nicht erwähnter Name unter einem Song. Auf dem 3-CD-Set WHEN THE LEVEE BREAKS – 60 SONGS THAT INFLUENCED LED ZEPPELIN findet sich einer der bekanntesten Fälle gleich zum Einstieg: ›You Need Love‹, getextet von Willie Dixon, erschien 1962, interpretiert von Chess-Kollege Muddy Waters über einen schon existenten Instrumentaltrack von Earl Hooker. Drei Jahre später griff sich die Londoner Mod-Band The Small Faces den Song, um ihn in ureigener Version als ›You Need Loving‹ für ihr LP-Debüt einzuspielen. Diese Version diente dann auch als Fundament für ›Whole Lotta Love‹ von LED ZEPPELIN II (1969).
Noch mehr Beispiele gefällig? Blind Willie Johnsons ›Jesus Make Up My Dying Bed‹ endete bei Zep als ›In My Time Of Dying‹, bei Kansas Joe McCoys ›When The Levee Breaks‹ und abermals Blind Willie Johnsons ›Nobody’s Fault But Mine‹ gab es nicht mal eine Titeländerung. Little Richards’ signifikantes Schlagzeug-Intro von ›Keep-A-Knockin’‹ zeigte sich fast identisch mit dem von ›Rock And Roll‹, dessen Restaufbau sich aus Chuck Berrys typischem Gitarren-Style zusammensetzt. Weitere 56 Beispiele finden sich hier fein säuberlich aufgereiht. Nur einer fehlt: Über ›Stairway To Heaven‹, das Randy Californias Instrumental ›Taurus‹ vom 68er-Debüt der Band Spirit verblüffend ähnelt, befand 2016 ein Bundesgericht in Los Angeles, es sei kein Plagiat.
9/10
Various Artists
WHEN THE LEVEE BREAKS – 60 SONGS THAT INFLUENCED LED ZEPPELIN
BIG 3/H’ART