Der Geist von gestern im Hier und Jetzt.
Seine gescheiterte Ehe, der Tod seines Vaters und viel zu früh verstorbene Freunde – Treetop-Flyers-Frontmann Reid Morrison hätte in den letzten Jahren allen Grund gehabt, in Selbstmitleid zu versinken. Letztlich allerdings schweißten die Schicksalsschläge seine Band nur noch enger zusammen. Auch wenn die wohlige Melancholie nicht vollends verschwunden ist – auf seinem bezeichnenderweise selbstbetitelten dritten Album klingt das inzwischen um eine neue Rhythmusgruppe ergänzte Londoner Quintett wie eine Band, die ihren Weg gefunden hat. Immer noch umweht die Strahlkraft der kalifornischen Sonne und der harmonieverliebte Sound von Crosby, Stills & Nash und The Byrds die Musik der Briten und auch die klassischen US-Soul-Anleihen sind nicht verschwunden, aber ähnlich wie bei ihrem texanischen Seelenverwandten Israel Nash sorgt nun ein dezent modernisiertes Soundgewand dafür, dass diese umwerfende LP weit mehr als eine reine Hommage an die alten Helden und Ideale ist: Beeindruckend mühelos transportieren die Treetop Flyers hier den Geist von gestern in die Gegenwart.
8/10
Treetop Flyers
TREETOP FLYERS
LOOSE MUSIC/ROUGH TRADE