Fragwürdige Ergebnisse einer orchestralen Frischzellenkur.
Ist das nun Leichenfledderei oder kreative Nachlassverwaltung? Diese Frage schwebt über allen Veröffentlichungen der jüngst erschienenen Alben, bei denen das Londoner Royal Philharmonic Orchestra seine Arrangements zu den aus den Originalaufnahmen isolierten Gesangsspuren hinzugefügt hat (zuletzt durchexerziert etwa bei Elvis Presley oder Aretha Franklin). Nun sind also die Beach Boys an der Reihe und die Resultate sind hier besonders fragwürdig. Denn die Originalversionen der Beach-Boys-Klassiker waren in vielen Fällen ohnehin schon orchestral angelegt, da Meisterarrangeur Brian Wilson auch eine Rockband gleichsam wie einen großen Klangkörper behandelte. Die neuen Fassungen fügen also wenig hinzu, zumal die Produzenten Nick Patrick und Don Reedman auch die Parts der Rhythmusgruppe oft unverändert in die neuen Fassungen übernommen haben. Auch bei der Songauswahl ging man komplett auf Nummer sicher, Überraschungen sucht man hier vergebens. Dass die Stücke dann doch einen gewissen Zauber entwickeln, liegt einfach an der unvergleichlichen Perfektion der originalen Gesangsharmonien. Doch wer diese pur genießen will, ist mit dem Album STACK-O-TRACKS von 1968 oder den A-cappella-Fassungen auf den PET-SOUNDS-Boxen wesentlich besser bedient.
6/10
The Beach Boys
THE BEACH BOYS WITH THE ROYAL PHILHARMONIC ORCHESTRA
CAPITOL/UNIVERSAL