Unter der Kiss-Maske steckt viel Soul
Anders als sein legendärer Longplayer im Rahmen der vier 1978 gleichzeitig veröffentlichten Soloalben der damaligen Kiss-Mitglieder und auch anders als seine zweite Veröffentlichung unter eigenem Namen, dem 2006 erschienenen LIVE TO WIN, die sich beide im Umfeld des melodischen Hardrocks seiner Hauptband bewegten, ist Paul Stanley mit seiner vor ein paar Jahren gegründeten Formation Soul Station neue Wege gegangen – oder besser gesagt: alte Wege. Denn mit der 16-köpfigen Formation (darunter Kiss-Drummer Eric Singer), mit der Stanley bereits einige Clubtourneen gespielt hat, kehrt der Kiss-Sänger zu seiner ersten musikalischen Liebe zurück, der US-Soulmusik der 60er- und 70er-Jahre. Das mit viel Streichern, Bläsern und weiblichen Backingvocals authentisch produzierte Album bietet vor allem Coverversionen bekannter Soul-Standards wie ›Just My Imagination‹ oder ›Let’s Stay Together‹, die jedoch bei aller Liebe und Respekt, die man Stanleys Fassungen anhört, den Originalen wenig Neues hinzufügen. Künstlerisch spannender sind seine fünf neuen Eigenkompositionen, bei denen die bei den letzten Kiss-Tourneen oft ramponiert wirkende Stimme des 69-Jährigen in den hohen Lagen wieder glänzen kann.
6 von 10 Punkten
Paul Stanley’s Soul Station, NOW AND THEN, UME/UNIVERSAL MUSIC