Schillernder Sound und neuer Optimismus.
Nach dem introvertierten, in Indie-Rock und vor allem Folk verwurzelten AWAY von 2016 haben Okkervil River nun offenbar eine Welle der Beschwingtheit erwischt. „Die Platte soll Spaß machen und ermutigen“, sagt denn auch Sänger Will Sheff. „Es geht darum, sich besser zu fühlen.“ Und das ist nach dem Hören dieses Albums wirklich nicht unwahrscheinlich – auch wenn das Eröffnungsstück von einem gar nicht so lustigen Thema handelt: ›Famous Tracheotomies‹. Neben ihm selbst haben sich, wie Sheff singt, etwa Mary Wells, Dylan Thomas und Ray Davies diesem auch Luftröhrenschnitt genannten Eingriff unterziehen müssen. Dass der Song nicht zum Stimmungskiller wird, liegt zum einen daran, dass darin Fakten aufgezählt werden, der Gesang aber umso empfindsamer ist, was ziemlich witzig wirkt, zum anderen am schillernden 80er-Popsound samt Saxofon und jubilierenden Chören. Ganz am Ende spielt die Melodie von ›Waterloo Sunset‹, und alles scheint wieder gut. Und so geht’s weiter. Das Tragische und Traurige wird nicht ausgeblendet, doch es verliert gegen die gefeierte Lebensfreude, gegen die Kraft der Gemeinschaft. Und keine Angst: Das klingt auf Platte weniger kitschig, als es sich hier liest. Musikalisch setzt die Band auf Maximalismus. Synthesizerfanfaren und Keyboards führen zurück zum Rock der 80er, das Saxofon erinnert an Roxy Music, in den poppigeren Momenten meint man gar, die New Romantics herauszuhören. Selten klangen Sheff und Kollegen unterhaltsamer.
7/10
Okkervil River
IN THE RAINBOW RAIN
PIAS/ROUGH TRADE