Es muss schön sein, an einem Punkt in der Karriere angekommen sein, an dem man sich so ziemlich alles erlauben darf. Melissa Etheridge hat sich das auch redlich verdient, ihr Weg von ersten Achtungserfolgen als Support von Huey Lewis 1988 zu einer der größten Rocksängerinnen Amerikas verdient schließlich alle Anerkennung. Und wie wir alle wissen, gäbe es keinen Rock ohne Blues und Soul. Letzterem will Etheridge ein Denkmal setzen, wofür sie sich monatelang nach Memphis begab, um dort dem Kultlabel Stax zu huldigen und historische Luft zu schnuppern. Dabei entstanden zwölf Cover-Versionen von Klassikern wie ›Hold On, I‘m Coming‹, ›Respect Yourself (People Stand Up)‹ und ›Rock Me Baby‹, die sie mit gebührendem Respekt, hörbarem Enthusiasmus, viel Verve, tollen Mitmusikern und natürlich ihrer unverwechselbaren Stimme in die Rille presst. Was wie bei jedem derartigen Album nicht die Frage beantwortet, ob irgendjemand darauf gewartet hatte, Neuinterpretationen (teils mit abgewandelten Textpassagen) der Lieder von u.a. Otis Redding, Rufus Thomas oder Sam & Dave zu hören – aber muss man sie überhaupt stellen? Musik ist für alle da, und Etheridges Liebe zu diesen Songs ist in jedem Atemzug spürbar. Ergo: Daumen hoch!
7/10
Melissa Etheridge
MEMPHIS ROCK AND SOUL
CONCORD/UNIVERSAL