Proggig-melancholische Rock-Legenden von den Great Plains.
Bei diesen Rahmenbedingungen deutet eigentlich alles auf ein waschechtes Americana-Album hin. Die Herkunft: Lexington, Pferdehauptstadt Amerikas und mitten im Bluegrass-Gürtel gelegen. Der Hintergrund: Die sogenannte Dust Bowl, die von verheerenden Stürmen heimgesuchte Region in den Great Plains zu Zeiten der Großen Depression in den 30ern. Dennoch sind Dream The Electric Sleep nicht auf den musikalischen Spuren ihrer Hillbilly- und Cowboy-Vorväter unterwegs. Ihr Album BENEATH THE DARK WIDE SKY befüttern sie mit einer melancholisch gehaltenen Mischung aus Progressive Rock, AOR, Shoegaze und den weit ausholenden, pathetischen Soundwelten der 80er Jahre. Gerne instrumental und episch gehalten, gesanglich vorrangig wunderbar harmonisch, erschafft der Dreier ein einnehmendes Soundbild mit einer Aura wie vor einem Gewitter, das bei aller Detailverliebtheit stets den Fokus auf große Momente, große Melodien und große Gesten setzt. Dass das so gut wie nie ins Kitschige oder Vorhersehbare abdriftet (Ausnahme: die College-Seichtigkeit von ›The Good Night Sky‹), liegt vor allem an Stücken wie dem dröhnenden Instrumental ›Men Who Blackout The Sun‹, in denen man plötzlich versteht, weshalb die Inspiration der Amerikaner von Neurosis über Soundgarden bis hin zu Pink Floyd reicht. Ein schönes, ein eklektisches, ein mehr als einmal berührendes Stück Musik.
Dream The Electric Sleep
BENEATH THE DARK WIDE SKY
MUTINY RECORDS/OMN
7/10