Kunsthandwerk ist eben nicht gleich Kunst
Taylor Goldsmith, der Frontmann der Dawes, ist auch gefragter Sessionmusiker. Für Jackson Browne, John Fogerty und T Bone Burnetts NEW BASEMENT TAPES war er u. a. im Studio, an Songs für Conor Oberst und Brandon Flowers hat er mitgeschrieben. Der Mann ist Vollprofi, Kenner, perfekter Handwerker. Auf dem weitreichenden Gebiet zwischen Folk und Alternative Rock weiß er die Position von jedem einzelnen Kieselstein, wie ein hier aufgewachsener Naturbursch-Bergführer. Für seine Band Dawes ist das ein Segen, aber auch ein Fluch. Beim sechsten Album des Quartetts sitzt erwartungsgemäß jeder Ton richtig, Arrangement und Produktion sind makellos ausgefeilt und machen alles richtig. Die Dawes positionieren sich genau in der Mitte zwischen The Posies und Tom Petty, liefern klassischen Midtempo-Rock mit exakt genug Schmirgelpapier-Sandigkeit, dass man die Platte auch gerade noch so ins „Indie“-Fach stellen kann. Was bei all diesem Klassizismus aber fehlt, ist Überraschung. Ein unorthodoxer Moment, ein Aufhorcher, der Leben in die Bude brächte.
6 von 10 Punkten
Dawes, GOOD LUCK WITH WHATEVER, CONCORD/UNIVERSAL