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Titelstory: Queen – …und die Welt gehörte ihnen

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Titelstory: Queen – …und die Welt gehörte ihnen

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Queen 1975

„Es scheint so zu wirken, dass es da die Regel gibt, nach der Freddie und ich den Großteil des Albums untereinander aufteilen, aber so ist das nicht“, er­­klärte May dem Autor Mick Houghton. „John schreibt sehr langsam, Roger hat mehr Material, als die Gruppe je aufgenommen hat, aber es geht einfach darum, die Sachen auszuwählen, die das richtige Gleichgewicht für jedes Album darstellen. Da gibt es keine festen Regeln. Was die Beiträge betrifft, hat sich die kreative Balance so verschoben, dass es viel mehr ein gemeinsames Ding ist … Dies ist eine sehr entscheidende Zeit für uns als Band. Wir sind an einem Punkt, wo jeder von uns problemlos solo durchstarten könnte. Aber unsere Stärke, und die jeder Gruppe, ist sich be­­wusst zu werden, wie man jedes Mitglied so einsetzt, dass sie sich ergänzen. Das ist das Wichtigste, was wir haben. Das funktioniert nicht nur für die Musik, wenn wir an all den Arrangements arbeiten, sondern auch beim Schreiben und vor allem in psychologischer Hinsicht, wenn wir einander auf Tour gegenseitig unterstützen. Wir wissen, was die Stärken und Schwächen von jedem von uns sind, und können damit umgehen. Das ist ein sehr fragiles Gleichgewicht, und mir ist sehr be­­wusst, dass es recht einfach gestört werden und so die Band bedrohen könnte, selbst von außen. Deswegen macht es mir Sorgen, wenn sich die Medien auf mich oder Freddie konzentrieren. John und Roger sind ein unverzichtbarer Be­­standteil von allem, was wir tun, sie sind nicht nur eine Rhythmussektion. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Da heißt es, John ist der Stille. In der Presse liest man das immer über ihn, und in vielerlei Hinsicht ist es auch wahr, aber in manchen Bereichen ist er ganz eindeutig der Anführer.“

Die NEWS OF THE WORLD-Tournee be­­gann am 11. November 1977 in Portland, Maine. Das Cumberland County Civic Center war ausverkauft und die 8.600 Zuschauer durften die Premiere der bis dato spektakulärsten Bühnenshow von Queen erleben. Zu den mittlerweile 60 Tonnen Equipment gehörte auch eine speziell modifizierte Crown-Lichtanlage, die im Juni im Londoner Earls Court erstmals eingesetzt worden war und den perfekt bombastischen Hintergrund für den unübertrefflichen Anblick von Freddie Mercury in seinem absoluten Zenit bot. Allein die Kosten für den Aufbau dieser Produktion be­­trugen 55.000 Pfund (entspricht heute ca. 400.000 Euro), ein Vermögen in einer Zeit, als die meisten Konzerte nur einen Bruchteil davon benötigten. Die laufenden Kosten pro Tag beliefen sich auf weitere 5.000 Pfund. Was bedeutete, dass die Tournee nur in den riesigen Hallen von Amerika Gewinn abwerfen würde, während die Band 1978 in Großbritannien und Europa draufzahlen musste.
Der größte Unterschied dieser Tour, abgesehen von der spektakulären Produktion, lag nun in den Frisuren der Band: Außer Brian May, der immer noch seine Mähne hatte, trugen alle Mitglieder nunmehr einen trendigen Kurzhaarschnitt. Eine Reaktion auf die Punk-Mode, auch wenn John Deacon, als er sich zu Beginn des Jahres als Erster seine Locken abschneiden ließ, von seinen Kollegen ausgelacht wurde. Jetzt waren aber auch die modebewussteren Taylor und Mercury seinem Beispiel gefolgt. Natürlich nicht mit Sid-Vicious-Stacheln, Gott bewahre, sondern schön adrett.

Auch ihr Kleidungsstil befand sich in einer Übergangsphase. Nur May hielt eisern an seinen Schlaghosen und Blousons mit ausgestellten Schultern fest, während Deacon nun auf schmale Krawatten setzte und Taylor je nach Laune zwischen den beiden Extremen wechselte.

Sogar Freddie hatte sich seine schwarze Haarpracht gestutzt, wenn auch nur auf Schulterlänge. Zusammen mit seinen dicken Koteletten ergab das einen Look, den Londoner Friseure damals als „einen Elvis“ bezeichneten. Doch natürlich war da noch lange nicht Schluss und er musste alles einen Schritt weiter führen. So ging er jeden Abend in verschiedenen, kunterbunten Harlekin-Catsuits (bzw. Nidschinski-Balletkostümen, wie er den „NME“ belehrte) auf die Bühne, offen vom Hals bis zum Nabel, um seine beeindruckend behaarte Brust zu zeigen. „Ich stehe auf dieses Ballett-Ding“, sagte er. „Deswegen versuche ich, dieses Nidschinski-Kostüm rüberzubringen und unsere Musik künstlerischer als zuvor darzubieten. Viele Leute tun das einfach nur ab und sagen, ich trage ein dämliches kleines Kostüm, statt kritisch zu sein und zu sagen, dass klassisches Ballett vielleicht nicht unbedingt zu Rock‘n‘Roll passt.“

Als das Interview im „NME“ erschien, stand es unter der Schlagzeile: „Ist dieser Mann ein Idiot?“ Ein Thema, dass Sid Vicious während der Entstehung von NEWS OF THE WORLD auch persönlich mit Freddie anging. Durch einen wundervollen Zufall, wie man ihn sich nicht hätte erträumen können, hatten Queen und die Sex Pistols ihre Alben in jenem Sommer in den Wessex Studios aufgenommen, Letztere im weniger noblen Studio B. Als Sid in seiner typischen Stimmung angriffslustiger Fröhlichkeit in eine Queen-Session reinplatzte, wo Freddie elegant Klavier spielte, begrüßte er ihn mit diesen Worten: „Habt ihr es schon geschafft, das Ballett den Massen näherzubringen?“ Worauf Freddie antwortete: „Ah, ja, Mister Ferocious, mein Teuerster, wir tun unser Bestes.“ Dann ließ er ihn rauswerfen.

Was Sid nicht wusste (er hatte noch nicht Glen Matlocks Platz in der Band eingenommen), war dass Queen in einem weiteren Zu­sammenfluss ihrer Schicksale für einen der definierendsten Momente in der Karriere der Pistols sorgten, als sie in letzter Mi­­nute ihren Auftritt in der Abendsendung „Today“ von Thames TV abgesagt hatten. Also schickten EMI ihre neuesten Schützlinge, die Sex Pistols, um an deren Stelle beim be­­rüchtigt zwielichtigen Moderator Bill Grundy vorstellig zu werden. Ein einzigartige Chance für die Punks, die daraus einen Wendepunkt der Rockgeschichte machten.

Bei einem kurzen Konzert im Londoner New Theatre am 6. Oktober hatten Queen ihren neuen Look erstmals präsentiert, als das Video zu ›We Are The Champions‹ gedreht wurde. Dort er­­hielten Mitglieder des Fanclubs, die zum Dreh eingeladen worden waren, Vorabexemplare der Single ›Rock‹/ ›Champions‹. Auf der Bühne in den USA allerdings brachte May immer noch sein 15-minütiges Gitarrensolo und Freddie gab sich flamboyant wie immer, auch wenn er gelegentlich eine Lederjacke über das Ballettkostüm zog.

Der wirkliche Spaß auf einer Queen-Tournee er­­eignete sich aber natürlich abseits der Bühne nach den Shows. Led Zeppelin und die Rolling Stones mögen die Messlatte für „excess all areas“ in den 70ern ziemlich hoch gelegt haben, doch Queen schienen fest entschlossen zu sein, diese Tradition fortzuführen und noch einen draufzulegen, Punk hin oder her. „Als wir unseren Durchbruch hatten“, sagte Mercury da­­mals, „wussten wir, dass es für uns keine Grenzen mehr gab.“ Oder wie May 2011 zu CLASSIC ROCK sagte: „Es war absichtlich exzessiv. Teils zu unserem eigenen Vergnügen, teils für das un­serer Freunde, teils, weil es für die Label-Leute aufregend war, und teils, einfach weil wir es konnten.“

Die 24 USA-Konzerte im November/Dezember 1977 waren ein solcher Triumph, dass sich sogar Freddie fragte – wenn auch nur kurz –, wie sie das noch übertreffen könnten. Es gab einige Meilensteine zu verbuchen, etwa die zwei ausverkauften Shows im New Yorker Madison Square Garden am 1. und 2. Dezember oder die ebenso schnell ausverkauften Auftritte im Los Angeles Fo­­rum am 21. und 22. Dezember. Jedes Mal, wenn sie eine Bühne betraten, verdienten sie nun riesige Geldsummen. Die zwei natürlich ebenfalls ausverkauften Konzerte in der Cobo Hall in Detroit spielten 184.477 Dollar ein (entspricht heute ca. 640.000 Euro), während sie für eines im Boston Garden 122.959 Dollar erhielten.

Das Geld floss nun so schnell und reichlich, dass ihnen nahegelegt wurde, ins Steuerexil zu gehen, um nicht zu viel davon an das Finanzamt abtreten zu müssen. Aber wiederum ließ Freddie seine berühmten Zähne blitzen und lachte nur. „Ich bin auf wilde Einkaufstouren gegangen“, verkündete er stolz. „Man sagte mir, ich solle jetzt etwas kürzer treten, weil mir eine große Steuernachzahlung bevorstehe. In den letzten drei Jahren habe ich ca. 100.000 Pfund ausgegeben.“

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