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Titelstory: Queen – …und die Welt gehörte ihnen

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Titelstory: Queen – …und die Welt gehörte ihnen

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In einer äußerst cleveren strategischen Entscheidung wurden die beiden Songs auch noch vorab als Doppel-A-Seiten-Single veröffentlicht. Sie wurde zum zweitmeistverkauften Hit der Band, stand sechs Monate durchgehend in den US-Charts und fand allein dort über fünf Millionen Käufer.

Ein Erfolg, der keineswegs als sicher galt, während die Band eilig versuchte, das Album rechtzeitig für ihre selbstauferlegte Deadline fertigzustellen. Zu Anfang in den Basing Street Studios, wo Bob Marley And The Wailers gerade EXODUS aufgenommen hatten, suchte man noch nach Ideen. Am Ende steuerte Mercury nur drei Stücke bei: ›Champions‹, ›My Melancholy Blues‹ und ›Get Down Make Love‹, eine überhitzte Sexhymne, die ziemlich eindeutige Hinweise auf seine Entwicklung von wunderschönen Mädchen zu wunderschönen Jungen gab: „You say you‘re hungry, I give you meat, I suck your mind, you blow my head.“ Heutzutage würde man „#TMI“ tippen. Aber vielen Dank für die Klarstellung, Freddie.

„Das Thema seiner Sexualität kam nie auf, weil es selbst innerhalb der Band nie erwähnt wurde“, bekräftigte May später. „Im Wesentlichen, weil keiner von uns auch nur die leiseste Ah­­nung hatte, dass er anders als wir sein könnte. Darf man das so sagen? Ich meine, wir haben uns viele Wohnungen geteilt und Ähnliches, und ich habe gesehen, wie Freddie mit Mädchen in Zimmern verschwand, aus denen dann Lustschreie zu hören waren. Na ja, also gingen wir davon aus, dass alles so ziemlich so war, wie wir es kannten. Erst viel später wurde uns klar, dass es noch die andere Seite von Freddie gab. Und ich meine sehr, sehr viel später. Wir waren auf Tour in den USA – ich weiß nicht mal mehr ge­­nau, wann, aber es war eine ziemlich große Tournee – und plötzlich waren es Jungs, die ihm auf sein Hotelzimmer folgen, nicht Mädchen. Wir dachten, ‚Hmmmmm …‘“, und hier lachte Brian liebevoll, „und damit war das Thema erledigt. Natürlich war das nie ein Problem. Ich hatte schon immer viele schwule Freunde. Ich begriff nur erst sehr viel später, dass Freddie auch einer von ihnen war.“

1977 war Freddies Sexualität für jeden aus dem Umfeld der Band absolut offensichtlich. Schon zwei Jahre zu­­vor war er fast öffentlich geoutet worden, als ein Journalist eine halbe Stunde vor einem vereinbarten Termin in sein Hotelzimmer gebracht wurde, wo er ihn auf einem Berg von Kissen vorfand, während er von einigen kaum bekleideten, sehr muskulösen Jungen verwöhnt wurde. „Das sind meine Diener, Schätzchen“, erklärte Freddie ihm beiläufig.

Er stand zwar immer noch mit seiner Ex-Freundin Mary Austin in engem Kontakt, doch hatte er ihr nun ihre eigene Luxus-Penthouse-Wohnung in London gekauft, während ein neuer be­­sonderer Freund namens David Minns bei ihm einzog. Als NEWS OF THE WORLD in Angriff genommen wurde, war Minns jedoch bereits durch einen jungen Amerikaner namens Joe Fanelli ersetzt worden.

„Nach siebeneinhalb Jahren“ hatten er und Mary „eine Übereinkunft er­­zielt“, sagte Mercury 1978 zu einem Reporter. „Ich fand, da ich so oft auf Tournee bin, sollte Mary ihr eigenes Leben haben.“

Queen mit Freddie Mercury

War das sein Weg, zu sagen, dass sie nun eine „offene Beziehung“ führten? „Ich gehe mit allem und jedem ins Bett“, antwortete er. „Mein Sexualtrieb ist ex­­trem stark. Ich koste das Leben voll aus.“ Oder, wie er es in einem Interview 1976 sagte: „Ich schlafe mit Männern, Frauen, Katzen, egal was.“

Der andere Song, den er für die Platte schrieb, ›My Melancholy Blues‹, war eine pseudojazzige Klaviernummer ohne Backing-Vocals oder Gitarren. Nur er, der wie ein alter Wüstling schmachtete, zu seinen Füßen ein Kiesstrand aus Champagnerkorken, während die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge seines Schlafzimmers mit Himmelbett scheinen.

Wenn er nicht im Studio arbeitete, verbrachte Freddie nun viel Zeit bei Sotheby‘s, wo er reihenweise teure Antiquitäten und Staubfänger kaufte. Sein Haus in Kensington füllte er mit Drucken von Erte, Holzschnitten von Hokusai und lackierten Möbeln aus Japan. Ähnlich war es auch auf Tour. Diverse Crewmitglieder erinnern sich an zahlreiche Male, die er Minuten vor dem Abflug atemlos am Flughafen auftauchte, mit einem Konvoi aus Assistenten im Schlepptau, die gleichsam antike Mö­­bel, Kunstobjekte, Truhen voller Kleidung und traditioneller Holzpuppen mitbrachten, die er gerne sammelte.
Dem Tourmanager schrie er dann immer ein zackiges „Verlade es!“ zu.

In Japan sorgte der örtliche Veranstalter dafür, dass riesige Kaufhäuser nachts nur für Freddie öffneten, damit er ungestört einkaufen konnte. „Die Ja­­paner nennen das ‚crazy shopping‘“, prahlte er. „All diese Verkäufer stehen herum und der Laden ist komplett leer, bis auf mich.“
Aber er konnte sich solche Eskapaden leisten. 1977, als NEWS OF THE WORLD in Arbeit war, konnten sie das alle. Die Einnahmen aus ihren Plattenverkäufen und Konzertgagen bescherten jedem von ihnen einen Jahresverdienst von 500.000 Pfund (heute etwa vier Millionen Euro). Oder wie Freddie es fröhlich einem Reporter ins Notizbuch diktierte: „Darling, ich triefe nur so vor Geld! Das ist vielleicht vulgär, aber es ist wundervoll.“

Brian May leistete in Sachen Songwriting den größten Beitrag auf der Platte. Vier Stücke stammten aus seiner Feder, darunter ›We Will Rock You‹, und auf zweien davon, ›All Dead, All Dead‹ und ›Sleeping On The Sidewalk‹, sang er zudem Lead-Vocals – es war das erste Mal, dass wirklich offensichtlich wurde, wie sehr seine Stimme der von Freddie ähnelte. Erstere Nummer ist eine liebliche, sanfte Pianoballade mit einer prägnanten Gitarrenfigur, die wie schwaches Sonnenlicht durchscheint. Ihre Wirkung wurde keineswegs davon abgeschwächt, dass es in dem Text „zum Teil“ um den Tod einer geliebten Katze ging, wie May erklärte.

›Sleeping On The Sidewalk‹ klingt exakt wie das, was es ist: ein improvisierter Jam an einem Tag, als Mercury nicht im Studio war. Der Gitarrist lebte hier seine Led-Zeppelin-esken Blues-Jam-Tendenzen aus, während Bassist John Deacon sich hier und da hörbar verspielte und May am Ende herzhaft lachte. Angeblich wusste die Band nicht mal, dass sie aufgenommen wurde, doch May drückte später seine Zweifel über diese Theorie aus. Er bestätigte aber, dass der Track live im Studio eingespielt und seine Vocals mit amerikanischem Akzent nachträglich hinzugefügt wurden. Es ist die Art von lockerer Fingerübung, die jede beliebige Rockband in einem ruhigen Moment beim Soundcheck ausprobiert.

Sein vierter Beitrag hatte dafür wesentlich mehr Substanz. ›It‘s Late‹ ist sogar eines der absoluten Highlights auf NEWS OF THE WORLD. Mit seinen mehr als sechs Minuten war dies Mays Idee eines Lieds, das als Theaterstück in drei Akten entworfen und aufgeführt wurde – tatsächlich werden die Strophen auf dem Textblatt auch als Akte bezeichnet. Doch dies war kein Prog-Gegniedel wie die „schwarze“ und „weiße“ Seite von QUEEN II. Die Gitarren auf ›It‘s Late› sind mal tief, mal hoch, und zeigen dieselbe Tapping-Technik, die Eddie Van Halen auf dem Debütalbum seiner Band ein paar Monate später so genial einsetzen sollte. (May verriet, dass er die Idee für das Tapping von einem texanischen Gitarristen namens Rocky Athas hatte, denn er im Jahr zuvor in Dallas in dem Club Mother Blues gesehen hatte.)
Hier singt Mercury, und zwar mit vollem Einsatz seiner katzengleichen Stimmbänder. „Es ist einer dieser Songs, die eine Lebensgeschichte er­­zählen“, erklärte May später auf queenpedia.com. „Ich denke, es geht um alle möglichen Erfahrungen, die ich ge­­macht habe, und Erfahrungen, die andere Leute hatten, aber es war wohl sehr persönlich. Er wurde in drei Teilen geschrieben. Der erste Teil der Geschichte ist zuhause, der Typ ist bei seiner Frau. Der zweite Teil ist in einem Zimmer irgendwo, der Typ ist nun bei einer anderen Frau, die er liebt und nicht zu lieben aufhören kann. Im letzten Teil ist er dann aber wieder mit seiner Frau zu­­sammen.“

Mit ›Spread Your Wings‹ und ›Who Needs You‹ kamen zwei der besten Stücke auf dem Album von John Deacon. Letzteres ist wunderschön mediterran angehaucht, mit Mercurys Stimme gänzlich auf einem Audiokanal und Mays und Deacons spanischen Gitarren auf dem anderen. Die endlosen Freuden des Stereoklangs. Man kann sich so simple Vergnügungen heute kaum noch vorstellen, doch mit Mays Maracas und Mercurys Kuhglocke wurde daraus ein Lied, wie es 1977 einfach nur Queen bringen konnten.
›Spread Your Wings‹ war noch besser. Als erste Single der Band ohne jegliche Backing-Vocals, vor allem aber als Nachfolger von ›We Will Rock You‹/›We Are The Champions‹ konnte es natürlich nicht mithalten und schaffte es nirgends auf der Welt in die Charts. Dennoch ist es eine der meisterhaftesten und berührendsten Powerballaden auf dem Album.

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