Für die Queen-Traditionalisten – und davon gab es immer noch Millionen – war das Erscheinen von THE WORKS 1984 eine unerwartete Freude. Es als eine Rückkehr zu alter Form zu bezeichnen, wäre aber ungerecht. Es war ein weiterer Schritt nach vorne, nur weniger absichtlich schräg als der geschmähte Vorgänger. Die Elektronik diente hier nicht dem Konterkarieren von Erwartungen, sondern wie in den erhabenen Zeiten von einst lediglich als weiterer Bestandteil ihrer majestätischen Musik. ›Radio Ga Ga‹, geschrieben von Taylor, war ein Megahit und schien ein neues Kapitel in der sich stets weiter entfaltenden Geschichte von Queen zu eröffnen.
Doch noch besser war ›I Want To Break Free‹ mit seinem wunderschön trabenden Rhythmus, den wieder John Deacon beigesteuert hatte, und dem glückselig dezenten Synthie-Solo, gespielt vom großen Fred Mandel, der erste namhafte Gastmusiker, der je auf einem Song von Queen zu hören war. Das Video war natürlich ein Riesenspaß – die unerträglich kurzen Röcke, die schief sitzenden Damenperücken, der schlampig aufgetragene Lippenstift und die im Mundwinkel hängenden Kippen. Der Song war großartig, fröhlich und, wenn man ihn sich ohne das begleitende Staubsauger-Video anhörte, eine genial umgesetzte Forderung nach der einen Sache, für deren Bedeutung Rockmusik einst erfunden worden war: die Freiheit, man selbst zu sein, egal, wer das auch sein mag, wenn niemand sonst zusieht.
Ein paar Jahre später ging ich zur Beerdigung von Brian Munns, dem genialen EMI-Pressesprecher, der die Karriere von Queen durch Dick und Dünn begleitet hatte. Ich fand es enorm bewegend, dass er sich gewünscht hatte, dass ›I Want To Break Free‹ laufen sollte, während sein Sarg in die Flammen des Krematoriums fuhr. Freddie war da schon von uns gegangen, aber zu hören, wie er sang, „It’s strange but it’s true/I can’t get over the way you love me like you do“, trieb mir eine Freudenträne ins Auge. Für Freddie, für Brian, für uns alle.
Ebenso erinnerte ich mich an die harsche Kritik, die viele meiner Kollegen äußerten, als bekanntgegeben wurde, dass Queen bei Live Aid auftreten würden. Und wie nichts davon mehr zählte, als Freddie, Brian, John und Roger in jenem Sommer Wembley und die ganze Welt im Sturm eroberten.
Als ich Brian May exakt 20 Jahre später fragte, was er als Freddies größte Qualitäten als Live-Performer nennen würde, abgesehen natürlich von dieser fantastischen Vier-Oktaven-Stimme, antwortete er: „Ich denke, diese Kombination aus diesem Mut, dieser Kühnheit, aber auch dieser großen Verletztlichkeit.“
Ist das aber nicht genau das, was Queen als Band ausmacht? Die Fähigkeit, mehr als nur eine Rockband zu sein? „Nun, das ist sehr nett von dir“, sagte er. „Es ist wahr, dass es für uns keine Grenzen gab. Wir versuchten nicht nur, nie dasselbe zweimal zu tun, wir sahen auch diese große Herausforderung, auszuloten, wie weit wir in jede beliebige Richtung gehen können.“ Und wie war das bei den vielen Malen, wenn sie zu weit gingen? „Da müsstest du Freddie fragen.“




