Udo Dirkschneider hat in den 1990er Jahren einen Schallplattenladen in seiner Heimatstadt Pulheim (in der Nähe von Köln) besessen. „Ich habe in dieser Zeit viel darüber gelernt, wie Plattenfirmen hinter den Kulissen arbeiten. Wenn ein großer Popact am Samstag bei ‚Wetten dass…?‘ gespielt hat, musste ich am Montag die jeweilige Scheibe im Laden haben – und konnte dann haargenau beobachten, wie das Musikgeschäft von der Darbietung im Fernsehen bis zum Konsumenten funktioniert. Das war für mich eine sehr lehrreiche Zeit“, sagt der Mann mit der charakteristischen Reibeisenstimme. Hier stellt er seine liebsten fünf Platten vor.
The Beatles - HELP!/I’M DOWN (1965)
„Mein Vater und meine Mutter waren dem Rock’n’Roll sehr aufgeschlossen. Bei uns daheim liefen ständig Platten von Little Richard oder Elvis. Mit Schlager oder großen Big-Band-Orchestern konnten meine Eltern nicht so viel anfangen. Das war ein Glücksfall für mich, so dass ich schon recht früh an die richtigen Sachen geraten bin. Im Sommer 1965, wir wohnten damals in Wuppertal, haben die Beatles den Song ›Help!‹ als Single veröffentlicht. Vor allem die B-Seite hat es mir angetan, ich möchte nicht wissen, wie oft ich damals ›I’m Down‹ gehört habe. Mit Sicherheit viele unzählige Male...“
Deep Purple - FIREBALL (1971)
Auch wenn Bands wie Guru Guru, Birth Control oder Amon Düül in den 1970er Jahren oft gespielt haben, muss ich doch gestehen, dass das Phänomen Krautrock komplett an mir vorbei gegangen ist. Wir haben mal zum Spaß den Supermax-Klassiker ›Love Machine‹ aufgenommen. Das war zwar kein Krautrock, eher ein Discoklassiker, aber das war schon eine coole Angelegenheit, das zu machen. Eine meiner Lieblingsbands aus diesem Jahrzehnt waren Deep Purple – besser gesagt, sie sind es noch immer. Die MK II-Ära schätze ich bis heute. Ich wähle das Album FIREBALL, weil es so vielseitig ist.“
Rainbow - RITCHIE BLACKMORE’S RAINBOW (1975)
„Wenn ich daheim Musik höre, ist mein bevorzugtes Medium immer noch die CD. Ich habe einen besonderen Bezug zu Rainbow, diese Band lege ich immer noch oft auf. Ich bin ihnen hinterher gefahren und habe sie mehrfach live gesehen. Das Zusammenspiel zwischen Ritchie Blackmore und Ronnie James Dio hatte etwas Geniales, dazu die treibenden Drums von Cozy Powell – einfach erstklassig! An die Show mit dem Regenbogen auf der Bühne kann ich mich noch sehr gut erinnern, die leicht mystische Aura, die diese Band ausgestrahlt hat, ist bis heute absolut einzigartig. RISING ist dabei keinen Deut schlechter als diese Platte, aber ich kann ja schlecht zwei Rainbow-Alben benennen.“
The Sweet - GREATEST HITS (2001)
„So wie meine Eltern mir Musik nahe gebracht haben, teile ich auch diese Vorliebe mit meinen Kindern. Mein Sohn ist jetzt 20 Jahre alt und spielt Schlagzeug in einer Band. Meine Tochter hat lange Keyboard-Unterricht an der Musikschule genommen. Prinzipiell habe ich keine Vorbehalte vor irgendwelchen Genres. Entscheidend ist, dass ein Song dich packt, und da ist es ganz egal, ob der von Lady Gaga oder einer unbekannten Death-Metal-Band ist. Wenn Partystimmung angesagt ist, höre ich nach wie vor gerne ein Best-Of-Album von The Sweet. Songs wie ›Ballroom Blitz‹ oder ›Fox On The Run‹ sind einfach unverwüstliche Hymnen – diese Lieder sind für die Ewigkeit gemacht.“
Maurice Ravel - BOLERO (1928)
„Wenn ich auf Tour bin, höre ich wirklich sehr wenig Musik. Ich kann mich besser mit Lesen entspannen. Politische Biografien lese ich sehr gerne. Ein Mann, den ich sehr bewundere, ist Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt. Seine Allgemeinbildung fasziniert mich sehr. Zum tagespolitischen Geschehen hat der Mann auch im hohen Alter noch viel Kluges zu sagen und trifft dabei mit seiner staatsmännischen Art genau den richtigen Ton. Kürzlich habe ich erfahren, dass er eine CD mit Werken von Bach aufgenommen hat, die muss ich mir unbedingt noch besorgen, da ich das Werk von Bach sehr schätze. Klassische Musik hat etwas, was sehr beruhigend auf mich wirkt. Wenn ich mich nun für ein einziges Stück entscheiden muss, wähle ich den ›Bolero‹ von Ravel, weil dieses Stück so erhaben ist.“