Eine etwas schnöde Geburtstagsparty
Die Schlange ist lang vor der Arena Leipzig, denn Tausende Fans wollen zusammen mit Placebo deren 20. Geburtstag feiern. Guter Dinge sind sie und gespannt, was dieser besondere Abend für sie bereithalten wird. Zuerst einmal sind das Deaf Havanna, die mit ihrem sehr ruhigen Indierock zwar spielerisch überzeugen, aber nicht wirklich anheizend wirken.
Dem Publikum ist es egal, mehr als einen Achtungsapplaus haben sie für die Briten sowieso nicht übrig. Der Abend gehört Placebo und nur deswegen sind die meisten gekommen. Als schließlich das Casino-Video von ›Every You, Every Me‹ auf den Leinwänden erscheint, wacht die Menge auf und feiert Brian Molko und Stefan Olsdal begeistert, die ›Pure Morning‹ anstimmend und strahlend auf die Bühne treten. Doch danach ist das Partygefühl auch erst einmal wieder vorbei.
Zwar bieten Placebo mit ›Jesus’ Son‹ und ›Too Many Friends‹ noch zwei aufweckende Stücke, bewegen sich sonst aber eine knappe Stunde in sehr ruhigem, melancholischem Fahrwasser. Die Geburtstagsparty haben sich die Fans sichtlich anders vorgestellt. Die Arena wird ruhig, die Stimmung kippt von Feierlaune immer mehr ins Depressive. Das entgeht auch Molko nicht. „Ich glaube, ihr wollt tanzen! Okay, dann lasst uns ein bisschen Tanzmusik spielen!“, näselt der Sänger motivierend. Mit ›For What It’s Worth‹, dem 17. Song des Abends, stimmt die Band dann auch ein wenig temporeichere Minuten an.
Doch wirklich retten kann das die Stimmung leider auch nicht. Schade, denn spielerisch und stimmlich sind die Herren in Bestform, Molkos Band macht einen guten Job. 20 Jahre Placebo – davon hatten sich alle eine überschwängliche Party versprochen, ein phänomenales Best-Of-Set, das einen am Ende atemlos zurücklässt. Stattdessen gab es die traurige Vertonung einer Karriere, die doch eigentlich gefeiert werden sollte – und einen am Ende sprachlos zurücklässt.