0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Pink Floyd: Auf Kurs zum Mond

-

Pink Floyd: Auf Kurs zum Mond

Nach Syd Barretts Weggang suchten Pink Floyd unablässig nach einem Sound – ihrem Sound. Waters, Gilmour, Wright und Mason fanden ihn letztlich auch. Doch es dauerte, und dieser lange Weg bestand aus einigen seltsamen Auftritten, ein paar verrückten Soundtracks, Experimenten im Studio und Konflikten.

In der langen, illustren Geschichte von Pink Floyd ist der Name Cyril van den Hemel allenfalls eine Fußnote. Doch 1968 hatte er die seltene Ehre, Großbritanniens wichtigste Artrockband für Matinéen in niederländischen Grundschulen zu buchen. „Vor Achtjährigen, die im Schneidersitz auf dem Boden saßen und sich fragten, was zur Hölle da gerade passierte“, wie sich der einstige Bassist Roger Waters erinnerte.

Van den Hemel leitete die Europop Agency, die die besten Underground-Bands für die Amsterdamer Hippie-Hallen Paradiso und Fantasio buchte, etwa Floyd, Deep Purple und Jethro Tull. Im Frühsommer 1968 engagierte er Pink Floyd für eine Tournee durch die Niederlande und Belgien. Ihre Hitsingle ›See Emily Play‹ und die launische Debüt-LP THE PIPER AT THE GATES OF DAWN hatten den sogenannten „Summer Of Love“ des vorangegangenen Jahres begleitet, doch Ende 1967 war Floyds talismanischer Frontmann Syd Barrett im Begriff, die Band zu verlassen. Waters, Keyboarder Rick Wright
und Schlagzeuger Nick Mason ersetzten ihn mit dem Gitarristen David Gilmour. Ihre Zukunft sah jedoch sehr ungewiss aus. Anfang 1968 waren Pink Floyd dankbar für jeden Auftritt, den sie ergattern konnten,
und so kam es, dass van den Hemel sie überreden konnte, in den Schulen zu spielen.

Diese heimlichen Gigs ereigneten sich nachmittags vor den regulären Shows und ohne das Wissen des Bandmanagements. „Cyril sagte: ‚Ihr müsst nur das Schlagzeug und einen Verstärker mitbringen‘“, so Waters. „Dann karrte er uns die Schulhalle.“ Keiner der Beteiligten erinnert sich, was Floyd da spielten, nur an die verblüfften Gesichtsausdrücke ihres jungen Publikums. Diese Gigs dauerten so lange, wie van den Hemel brauchte, um die Gage in Gulden abzukassieren, was selten mehr als 15 Minuten waren. „Dann sagte er: ‚Wir haben das Geld! Wir hauen ab!‘“ Das war für die Band das Zeichen, ihre Instrumente in den Lieferwagen zu werfen und sich aus dem Staub zu machen wie Bankräuber auf der Flucht. Ein paar Stunden später standen sie dann auf der Bühne in Sälen wie dem Concertgebouw in der niederländischen Hafenstadt Vlissengen und verbogen bekifften Jugendlichen mit Songs wie ›Astronomy Domine‹ und ›Interstellar Overdrive‹ die Hirnwindungen. Business as usual.

1973 machte ihr achtes Studioalbum THE DARK SIDE OF THE MOON Pink Floyd zu einer der größten Bands des Planeten. Doch damals, als sie mit quietschenden Reifen von den Parkplätzen niederländischer Schulen rasten, schien Weltruhm eher unwahrscheinlich. Sie versuchten noch, herauszufinden, was für eine Band sie überhaupt sein wollten. Und diese Reise der Selbstfindung würde Filmsoundtracks und Performance-Art-Happenings beinhalten, ebenso wie einen Mann, der im Monsterkostüm ins Publikum pinkelte, und eine Frau namens Constance Ladell mit einem radioaktiven Herzschrittmacher …

Die neuen Pink Floyd begannen, als David Gilmour in ihrem Proberaum erstmals seine Strat einstöpselte und spielte wie Jimi Hendrix. Gilmour war in Cambridge mit Waters und Barrett aufgewachsen, doch ahmte nicht Barretts abstrakten Gitarrenstil nach. Er war schon mit 15 ein semiprofessioneller Musiker –
und das hörte man. „Es war eine Erleichterung, ihn in der Band zu haben“, so Mason. „Zunächst hatten wir aber noch diese Idee gehabt, ein Quintett zu sein – David würde den Großteil der Arbeit übernehmen, während Syd zuhause blieb und Songs schrieb.“ Dies erwies sich als nicht praktikabel, als Barrett keinerlei Songs ablieferte. Sein Verhalten war immer unvorhersehbarer geworden, ausgelöst durch nicht diagnostizierte psychische Störungen und seinen Konsum halluzinogener Drogen. Eine Zeitlang standen die beiden Gitarristen gemeinsam auf der Bühne, doch das war problematisch.

Ein Roadie erinnerte sich an einen Gig, bei dem der desorientierte Barrett so nah bei Gilmour stand, dass er kaum drei Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war: „Dann begann Syd, herumzulaufen, fast so, als würde er überprüfen, ob er ein dreidimensionales Objekt sei“. Gilmour besteht darauf, sich nicht erinnern zu können, welches Bandmitglied vorschlug, Barrett für einen Auftritt an der Universität von Southampton im Januar 1968 einfach nicht abzuholen. Doch dieser spontane Beschluss auf dem Rücksitz eines Autos sollte ihr Leben tiefgreifend verändern.

Am 6. April wurde offiziell bekanntgegeben, dass Syd Barrett Pink Floyd verlassen hatte. In der Woche darauf erschien die neue Single ›It Would Be So Nice‹, eine Popnummer im Stil der Kinks, auf der Keyboarder Rick Wright sang. Sie floppte. „Kompletter Müll“, sagte Waters später. Die Band kehrte in die Abbey Road Studios zurück, um sich die Wunden zu lecken und ihr zweites Album fertigzustellen. Sie hatten es noch mit Barrett angefangen, doch es war Waters, der A SAUCERFUL OF SECRETS über die Ziellinie brachte. Er war der unerfahrenste Musiker von ihnen (und Wright wurde nie müde, Interviewern
zu erzählen, wie er Rogers Bass immer wieder stimmen musste), aber er hatte zuvor in einem Architektenbüro gearbeitet und hatte Angst davor, wieder dorthin zurückkehren zu müssen. „Ich hasste es einfach, unter der Kandare zu stehen“, sagte er 1970. „Und wenn ich will, kann ich mir eines Tages immer noch ein eigenes Haus bauen.“ Waters nahm die Zügel in die Hand und machte sich fast durch schiere Willenskraft zum Songwriter. Doch er und auch der andere Hauptsongwriter Rick Wright mussten erst noch eine neue Richtung finden. „Wir konnten nie wie Syd schreiben“, sagte Wright. „Wir hatten nie die Fantasie, um uns Texte wie er einfallen zu lassen.“

Die Tracks, die A SAUCERFUL OF SECRETS definierten, waren die, die am wenigsten nach den alten
Pink Floyd klangen: ›Set The Controls For The Heart Of The Sun‹ und das Titelstück waren Mini-Symphonien mit ausgedehnten Instrumentalpassagen. Eine Art Testlauf für das, was später mit ›Echoes‹ und ›Shine On You Crazy Diamond‹ kommen sollte. Pink Floyd lancierten A SAUCERFUL OF SECRETS am 29. Juni 1968 beim Midsummer High Weekend, einem kostenlosen Festival im Londoner Hyde Park. Die Hippie-Elfen Tyrannosaurus Rex und der aufrichtige Folkie Roy Harper wärmten das Publikum auf, bevor
Floyd ihr neues Epos präsentierten. Der Festivalmoderator, DJ John Peel, hörte es sich bekifft in einem Boot auf dem Serpentine-See im Park an. „Die Klänge fielen um unsere Körper mit einer samtenen Berührung und dem Geschmack von Honig“, schwärmte er in der Zeitschrift Disc.

Weiterlesen

Rock Meets Classic: So sah es bei der Show in Ludwigsburg aus

Bis zum 21. April ist die Reihe "Rock meets Classic" noch in Deutschland auf Tournee. Diesmal mit von der Partie sind Tarja Turunen, John...

CLASSIC ROCK präsentiert: Elliott Brood live

Gerade eben erst haben Elliott Brood ihr neues Album COUNTRY veröffentlicht, demnächst steht das kanadische Alternative-Country-Trio dann auch an vier Terminen auf deutschen Bühnenbrettern. 16.04....

Was macht eigentlich die Marshall Tucker Band?

›Can’t You See‹ aus dem Jahr 1973 erreicht seinerzeit zwar nur Platz 108 in den Billboard-Charts, hat sich aber schon lange zu einem Southern-Rock-Klassiker...

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Advertisment -