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Paul Stanley: Wer ist er wirklich?

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Paul Stanley: Wer ist er wirklich?

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Auf der Bühne ist er das sexbesessene Starchild, der Rockgott, der den Kritikern ins Gesicht lacht, die Kiss-Ikone, die die ganze Nacht rockt und rollt und jeden Tag Party macht. Privat jedoch ist er ein Nestbauer, Koch, Fitness-Fan und Familienmann, der einen Geburtsfehler verbirgt, aber endlich gelernt hat, sich so zu akzeptieren, wie er ist.

Man weiß, dass man sich Paul Stanleys Haus nähert, wenn die Ohren zu knacken beginnen. Das hat natürlich nichts mit dem stechenden Falsett des bombastischen Kiss-Frontmanns zu tun, das der Band zu mehr als 100 Millionen Albumverkäufen in den letzten viereinhalb Jahrzehnten verholfen hat. Sondern damit, dass er hoch oben in den Santa Monica Mountains lebt, in einer Villa, die er liebevoll als „das Haus, das schlechte Kritiken erbauten“ bezeichnet.

Und damit hat er Recht. Millionen von Fans lieben Kiss, doch Rezensenten aller Art attackieren die Band un­­ablässig, seit sie 1973 auf zwölf Zentimeter hohen Plateausohlen in schwarzen Fetisch-Klamotten und mit fettigem Make-up aus ihrem New Yorker Loft stolperte, um die ruhelosen Seelen der Vorstadt-Teenager zu erobern. Für die meisten ihrer Anhänger waren Kiss immer viel mehr als nur eine Band. Sie waren ein Gemütszustand, ein Ort, an dem dieses Gefühl der Entfremdung gefeiert wurde, wo Jungs Männer und Mädchen Groupies waren und niemand je die Lautstärke runterdrehen musste.

Doch für ihre zahlreichen Kritiker sind sie ein Reizthema. Sie konnten nie so richtig verstehen, warum vier (größtenteils) intelligente und einigermaßen gebildete Typen absichtlich mit ihrer Comic-Theatralik und einfach gestrickter Musik auf blöd machten und sich auf ein Versprechen reduzieren ließen: „Rock‘n‘roll all night and party every day“.

Kiss verkörperten zwar absolut alles, was den Rock‘n‘Roll definierte, doch sie wurden aktiv, wenn auch nicht offiziell, aus der Rock And Roll Hall Of Fame verbannt – bis 15 Jahre nach dem Zeitpunkt, ab dem sie hätten aufgenommen werden können. Dave Marsh, Bestsellerautor, Mitbegründer der Zeitschrift „Creem“ und Mitglied des Nominierungskomitees der Hall Of Fame, zeterte 2011: „Kiss werden nie eine gute Band sein und ich habe meinen Teil dazu beigetragen, sie nicht auf den Wahlzettel zu lassen.“

Zum Glück hatten sie aber auch be­­rühmte Verfechter wie Tom Morello von Rage Against The Machine, der über sich sagte, er habe „seit Jahren laut und mit gereckter Faust dafür plä­­diert, Kiss in die Rock And Roll Hall Of Fame aufzunehmen“. Und ir­­gendwann hörte man auf ihn, denn 2014 wurde die Band endlich in das Heiligtum gelassen – begrüßt von Morello selbst. Er ist aber bei Weitem nicht der einzige Musiker unserer Zeit, dessen Karriere von Kiss inspiriert wurde. Country-Megastar Garth Brooks sagte einst, sie seien seine Beatles gewesen, und Dave Grohl ge­­hört seit 40 Jahren zu ihren eingefleischtesten Fans. „Heutzutage verbringe ich jeden Morgen mit Paul Stanley auf dem Parkplatz der fucking Grundschule unserer Kinder“, verriet er vor einiger Zeit. Er erzählte, das sie sich dabei über Led Zeppelin, ELECTRIC LADYLAND, die Strapazen des Tourlebens und natürlich Benefizveranstaltungen der Schule unterhalten – wie im vergangenen Oktober, als die Foo Fighters zum Spendensammeln auftraten und Paul Stanley dabei für Interpretationen von Led Zeppelins ›Whole Lotta Love‹ und ›It‘s Only Rock‘n‘Roll (But I Like It)‹ von den Rolling Stones zu ihnen auf die Bühne kam.

Doch zurück zu Stanleys Haus, das einst dem provokativen Komiker Redd Foxx gehört hatte. Stanley entdeckte es 1996, also in der Zeit, als die Mitglieder von Kiss das Kriegsbeil begruben, das Make-up aus der Schublade holten und die Alive/Worldwide-Tour starteten, die erste mit der Urbesetzung seit dem DYNASTY-Trek 1979. Die Konzertreise, die niemand für möglich gehalten hatte, spielte satte 143,7 Millionen Dollar ein. Mehr, als sie je zuvor verdient hatten, war es die erfolgreichste Rocktour in jenem Jahr. Mit seinem Anteil der Einnahmen aus dem 13-monatigen Trip kaufte Stanley ein riesiges Grundstück, ließ Foxxs stuckverzierten Palast im mediterranen Stil abreißen und sich sein Traumhaus bauen, basierend auf den Landhäusern, die er in Italien lieben gelernt hatte.

Als die Landschaftsgärtner die ersten Zypressen auf dem Anwesen pflanzten, die italienischen Fliesen um den türkisen Pool verlegt und die Fresken im Esszimmer gemalt wurden, warf ein Fan in Cincinnati, Ohio, seine Beinprothese auf die Bühne des Riverside Stadium. Die Band zuckte nicht mal mit den kajalverklebten Wimpern, signierte das Bein und warf es prompt zurück. Und als Kiss schließlich im Londoner Rainbow Theatre die Tour beendeten – Stanley zündete dort seine Gitarre an, bevor er sie zertrümmerte, eine bedeutungsschwere Geste des Zorns –, wurden die Rosenbüsche angelegt und das Wasser in den Springbrunnen angestellt.

21 Jahre später fühlt sich der Hausherr äußerst wohl in seinem Traum von der Toskana. So opulent sein 840-Quadratmeter-Heim in seinen Ausmaßen und seiner Einrichtung auch sein mag, fühlt es sich doch heimelig und gemütlich an.

Im Gegensatz zu vielen anderen Rock-Ikonen wie Rod Stewart und Tom Petty, deren Villen an die steril-eleganten Hotel-Lobbys erinnern, in denen sie einen Großteil ihrer besten Zeiten verbracht haben, sieht Stanleys Zuhause so aus, wie sich sein 19-jähriges Ich die Unterkunft eines Rockstars vorgestellt haben mag: riesige, schmiedeeiserne Kerzenhalter mit Kerzen so dick wie ein Elefantenfuß, gigantische, absurd überpolsterte Sofas, die ganze Menschen verschlucken könnten, prunkvolle Sessel, die gut genug für einen König wären, ein offener Kamin, in dem man ein ganzes Wildschwein braten könnte, ganz zu schweigen von dem Teppich im Leopardenfell-Look (ähnlich seiner maßgefertigten BC-Rich-Gitarre von der ANIMALIZE-Tournee), der ein komplettes Zimmer bedeckt. Sein ganzer Stolz ist aber die Tiffany-Lampe, die er 1978 mit dem ersten großen Erfolg für 70.000 Dollar erwarb.

„Ich hatte mir gerade meine erste Wohnung in New York gekauft. Da gab es zwar kein einziges Möbelstück, aber ich hatte diese Lampe und glaubte, ich sei der größte Glückspilz auf Erden. Heute weiß ich, dass ich es bin!“, sagt er und holt mit dem Arm aus, als würde er sein ganzes Haus, das Grundstück, vielleicht das ganze Universum meinen.

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