Im Musikgeschäft hat Chris Martin (34, 2.v.l.) alles erreicht. Jetzt, mit seinem fünften Album MYLO XYLOTO, will der Brite unsere demokratischen Grundrechte retten. CLASSIC ROCK traf den radikalisierten Multimillionär in London.
Chris, was ist ein „Mylo Xyloto“?
Was immer du willst. (lacht) Wir fanden den Begriff allein deshalb toll, weil man ihn googeln kann, ohne eine Bedeutung zu finden. Und selbst wenn er jetzt ein bisschen dämlich wirkt: Eines Tages wird er hoffentlich auf einer Ebene mit Coca Cola, Google, YouTube und all diesen Sachen stehen, die vorher auch nichts bedeutet haben – bis jemand etwas erfunden hat. Wobei ich sagen muss, dass er ja auch zu unserem Bandnamen passt, zu Coldplay. Da wusste zunächst auch keiner, was er bedeutet.
Inwieweit handelt es sich um ein Konzeptalbum?
Zu etwa 73 Prozent. Wenn du eine durchgehende Geschichte finden willst, gibt es die auch. Nämlich eine Art Parallelwelt, in der je-der überwacht wird und trotzdem versucht, so etwas wie Liebe und Geborgenheit zu finden.
George Orwell, die „Weiße Rose“-Bewegung und „The Wire“ lassen grüßen?
„The Wire“ ist eine der besten Serien, die es gibt. Sie ist unglaublich kreativ. Wobei wir von vielen verschiedenen Dingen beeinflusst sind – auch von „The Road“, dem Roman von Cor-mac McCarthy. Und was die Bewegung „Wei-ße Rose“ betrifft, so denke ich, dass jeder von Leuten angezogen wird, die ihre Leidenschaft offen zur Schau stellen. Da sind die Geschwister Scholl einfach nur ein Beispiel.
Wie viel Gesellschaftskritik steckt dahinter?
Eine Menge! Wir leben in einer Zeit, in der die individuelle Freiheit mit Füßen getreten wird. In der die Regierungen sich nur um die Interessen der Wirtschaft kümmern. Dagegen müssen wir uns wehren. Und wir müssen uns auch privat wieder mehr auf das konzentrieren, was wichtig ist: Liebe, Glück und Harmonie.
Wähnst du dich da auf einer Mission?
Warum nicht? Ich hätte nichts dagegen, die Welt zu retten. Das ist definitiv besser, als von noch mehr Geld zu träumen – was eh schon zu viele tun.