Solo 1971: das nächste großartige Livealbum aus dem Archiv
Am Abend des 22. Januar 1971 schlüpft der damals 25 Jahre alte Neil Young in ein dunkel-kariertes Flanellhemd und streicht sich die über die Schultern hängenden Haare aus dem Gesicht. Dann steigt er auf die Bühne des Shakespeare Theater in Stratford, Connecticut, und spielt die meisten seiner bis dahin bekanntesten Lieder, allein und abwechselnd an Gitarre und Klavier.
›Tell Me Why‹, ›Cowgirl In The Sand‹, ›Helpless‹, ›Down By The River‹, ›Don’t Let It Bring You Down‹, ›Ohio‹. Dazu ›Journey Through The Past‹, bekannt vom Livealbum TIME FADES AWAY, und ›Dance, Dance, Dance‹ von der ersten Soloplatte seiner Band Crazy Horse (Young: „Something to stomp your feet and bang your hands“). Bei ›Heart Of Gold‹ ist man überrascht, dass kein Jubel aufbrandet, aber das liegt daran, dass den Song damals noch keiner kennt. Er kommt erst ein Jahr später auf HARVEST raus. Genauso ›Old Man‹ und ›A Man Needs A Maid‹, bei dem Young im ersten Refrain noch „afraid, a man feels afraid“ singt. ›The Needle And The Damage Done‹ widmet er den im Jahr davor verstorbenen Jimi Hendrix und Janis Joplin. Ansonsten erzählt er zwischen den Liedern irgendwas von Schnee, der an der Nase kleben bleibt, und von höhenverstellbaren Krankenhausbetten. Am Schluss macht er sich über den Text zu ›Sugar Mountain‹ lustig. YOUNG SHAKESPEARE, das jetzt als Teil von Youngs Archiv-Serie auf Vinyl, CD und DVD erscheint, ist nach WAY DOWN IN THE RUST BUCKET das zweite fantastische Konzertalbum in kurzer Zeit.
9 von 10 Punkten
Neil Young, YOUNG SHAKESPEARE, REPRISE RECORDS/WARNER