Mike Tramp, ehemals Sänger bei White Lion und Freak Of Nature, und Hamburg – das hat Tradition. Nicht nur mit White Lion erspielte er sich etliche Sympathien in der Hansestadt, nein, erst recht mit Freak Of Nature, denn mit denen gastierte er nicht weniger als fünfmal in der Stadt an der Elbe. Auch Tramp und das Rockcafé haben eine gemeinsame Geschichte, denn vor nicht mal einem Jahr promotete er an selber Stelle seinen Solo-Vorgänger MUSEUM. Nur er und seine Gitarre. Heute ist er mit Band angereist, um sein soeben erschienenes Werk NOMAD zu präsentieren. Lucer heißen sie und geben nicht nur den Support, sondern begleiten den Chef auch gleich als Backingband. Im Van zusammen sind sie unterwegs, nur die vier, ohne Techniker, Crew oder Tourmanager, erklärt Tramp inmitten des Sets. Überhaupt ist er in Redelaune. So erzählt er vor ›Little Fighter‹ von einem Telefonat mit Jon Bon Jovi, in dem die zwei über cheesige Lyrics philosophieren, die Jon behalten soll, was bis heute klappt. Er erzählt von Zeiten in seiner dänischen Heimat, als die Welt ohne Facebook, Handys und Streaming-Services noch in Ordnung war und man sich im heimischen Jugendzimmer mit seinen Buddys treffen musste, um dem neuen Thin-Lizzy-Vinyl zu lauschen. Und er echauffiert sich zu Recht über einen Fan in der ersten Reihe, der von Beginn an vehement und lautstark ›When The Children Cry‹ fordert, mit den Worten „… ›Free Bird‹ kommt bei Lynyrd Skynyrd auch IMMER zuletzt“. Zwischen umjubelten Songs von White Lion wie ›Hungry‹, ›Living On The Edge‹, ›Tell Me‹, ›Broken Heart‹ und eben jenem ›When The Children Cry‹ gesellen sich Soloausflüge wie das tolle autobiografische ›Cobblestone Street‹, ›Better Off‹, aber auch vier Tracks vom neuen Album NOMAD wie ›Give It All You Got‹, ›Wait Till Forever‹, ›High Like A Mountain‹ und ›Who Can You Believe‹. Ins abschließende ›More To Life Than This‹ werden gut zwei Strophen von Thin Lizzys ›The Sun Goes Down‹ eingebaut. Und dann gibt es sie doch noch, die quasi Zugabe. Tramp, jetzt allein auf der Bühne, intoniert White Lions allerletzten Song, ›Farewell To You‹. „It’s time to say auf Wiedersehen…“, nach gut 125 Minuten feinstem Singer/Songwriter-Mainstream. Nur: kein einziger Track von Freak Of Nature.
Text: William Miller