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Metallica: …AND JUSTICE FOR ALL

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Metallica: …AND JUSTICE FOR ALL

„Das überwältigte mich total“, erzählte er James aufgeregt. „Es war die Art, wie Axl es sagte. Das war so fiees, so verdammt echt und so verdammt wütend.“ Es war der Beginn einer Besessenheit von Axl und Guns N’ Roses, die später dazu führte, dass die beiden Bands zusammen auf Tour gingen. Doch James teilte diese Besessenheit nicht.

Als klar wurde, dass Flemming Rasmussen, der Produzent, der sowohl MASTER OF PUPPETS als auch dessen gleichermaßen bahnbrechenden Vorgänger RIDE THE LIGHTNING betreut hatte, nicht so bald verfügbar sein würde, wie die Band es gern gehabt hätte, ergriff Lars – insgeheim hocherfreut – die Gelegenheit, um eine aufregendere Alternative vorzuschlagen: Mike Clink, der Produzent aus Baltimore, auf dessen Konto APPETITE FOR DESTRUCTION ging.

Clinks Karriere hatte als Tontechniker in den New Yorker Record-Plant-Studios begonnen, wo er Produzent Ron Nevison bei Hitalben von Softrock-Titanen wie Jefferson Starship, Heart und, am be­­kanntesten, Survivors Megahit-Single und -Album EYE OF THE TIGER von 1982 assistiert hatte. Clinks beste Eigenschaften waren laut Slash „unglaubliche Gitarrenklänge und eine riesige Menge an Geduld“. Er war klug genug, um zu wissen, dass er bis dato im Wesentlichen Popalben produziert hatte, also hörte er aufmerksam zu, als Slash ihm zur Vorbereitung auf die APPETITE-Sessions Aero­smith-Platten vorspielte. Axl empfahl ihm jedoch interessanterweise ein ganz anderes Werk als Messlatte: RIDE THE LIGHTNING.

Das Studio One On One in North Hollywood war für die ersten drei Monate 1988 ge­­bucht und Lars bat den Bandmanager Peter Mensch, Clink als Produzent unter Vertrag zu nehmen. Clink, ein smarter Geschäftsmann, der nach einem Projekt suchte, das seinen Ruf als erste Adresse für die angesagtesten Rockbands ausweiten würde, war von dieser Anfrage so fasziniert, dass er schon beim ersten Anlauf zusagte. Dennoch schien er auf den ersten Blick nicht die perfekte Wahl zu sein: Clink war dafür bekannt, einen lockereren, bluesigeren, live-artigen Sound im Studio einzufangen. Me­­tallica dagegen standen für fast klinisch präzise Riff-Flächen und maschinenartige Rhythmen.

Clinks Aufgabe war es nun, die beiden Pole irgendwie miteinander zu verbinden. Wie er heute sagt: „Sie stellten mich ein, weil sie die Sachen von Guns N’ Ro­­ses wirklich mochten.“ In seinem ersten Gespräch mit Mensch wurde ihm jedoch vermittelt, dass „sie die Dinge auf ihre ganz eigene Art und Weise tun. Wie, erkannte ich jedoch erst, als ich schon mittendrin steckte“.

„Ich wollte nichts mehr damit zu tun haben.“
James war noch unsicherer. Er war kein großer Fan des GN’R-Albums, und soweit er sehen konnte, war Clink nichts Besonderes – einfach nur ein weiteres von Lars‘ vielen vorübergehenden Steckenpferden. Doch er sah geduldig zu, während sie nach dem passenden Drumsound suchten, der den Vorstellungen von Lars und Mike entsprach. Erst als es an seinen Gitarrensound ging, verlor er diese Geduld. Zunächst hatten sie wie immer zu Beginn von Albumaufnahmen ein paar rohe Cover-Versionen rausgehauen, um potenzielle Probleme auszubügeln – in diesem Fall ›Breadfan‹ von Budgie und ›The Prince‹ von Diamond Head. Doch statt ihre Differenzen beizulegen, unterstrich dieser Ansatz diesmal nur, wie weit sie voneinander entfernt waren, vor allem Hetfield und Clink. „Ich flippte einfach aus“, so James. „Ich wollte nichts mehr damit zu tun haben.“

Clink brachte das in eine unbequeme Position. „So sehr ich auch glaube, dass sie wollten, dass ich meinen Zauber auf diese Tracks wirken lasse, waren sie es doch gewohnt, die Dinge auf ihre eigene Art zu tun. Ich hatte immer das Ge­­fühl, dass ich nur der Platzhalter war, bis Flemming wieder frei war oder sie ihn überreden konnten, an der Platte zu arbeiten, denn zu der Zeit funktionierte es einfach nicht… Sie kamen nicht damit klar, dass ihnen jemand sagte, was sie tun sollten. Und das war wohl genauso sehr meine wie ihre Schuld. Ich hatte ja gerade das Album für Guns N’ Roses gemacht, wo ich das Sagen gehabt hatte. Dann lief ich gegen eine Wand und das war schwer für mich.“

Er hatte auch das Gefühl, dass „Cliffs Abwesenheit für sie beunruhigend war… Vielleicht wollten sie insgeheim doch etwas Familiäreres, denn ohne ihn war das ein großer Schritt.“ Was auch immer das Problem war, nach drei Wochen im Studio rief Lars Flemming an und bettelte ihn förmlich an, seinen Terminplan über den Haufen zu werfen, herzufliegen und die Sessions zu retten. „Lars rief mich an und sagte, dass sie feststeckten und frustriert davon waren, und er fragte, ob ich eventuell verfügbar sei“, so Rasmussen. „Ich sagte ihm, dass ich ziemlich viele Aufträge an­­stehen hatte, wenn er mich also brauchte, müsste ich es so schnell wie möglich wissen… Am nächsten Tag rief er wieder an und sagte, ich solle kommen. ‚Wann kannst du hier sein?‘“

Zwei Wochen später traf er bei One On One ein und bestand darauf, dass die Band wieder bei null anfange. Übernommen wurden nur die rohen Cover-Versionen, die später als B-Seiten für Singles verwendet werden könnten, und nur zwei Drumtracks, die Clink mit ihnen aufgenommen hatte, für ›Harvester Of Sorrow‹ und ›The Shortest Straw‹. Flemming sieht den Grund für das Scheitern mit Clink darin, dass „er wahrscheinlich erwartete, dass sie die Art von Band waren, wo alle zusammen spielten und das als Ausgangspunkt nahmen. Doch davon waren sie damals weit entfernt… Sie frickelten an Gitarrenklängen herum, und das seit zwei, drei Wochen, und James war alles andere als angetan“, lacht er. „Als ich mit Lars sprach, sagte der: ‚Wir werden kein zweites MASTER machen. Das wird aggressiver, so mächtig und direkt wie möglich‘.“

Das Endergebnis war so, wie Lars es gefordert hatte: das bis dato härteste Metallica-Album, betitelt …AND JUSTICE FOR ALL nach der letzten Zeile der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, hier als schockierende Me­­tapher eingesetzt für das Grundthema von Wut und Ungerechtigkeit, das jeden der Songs durchzieht. Das Problem dabei war nur, dass ein Großteil der Platte nichts als dieser wütende Lärm zu sein schien, sodass es die Emotionen, die es unbedingt erwecken wollte, fast erstickte – ein Raum voller Spiegel, in denen alle Reflexionen furchtbar verzerrt sind.

Die ganze Platte klang tatsächlich seltsam platt. Das Schlagzeug war im­­mer da, aber blechern, die Gitarren waren auf Vollgas, aber irgendwie gedämpft, während die Vocals fast ausschließlich geschrien wurden. Wenn das also Metallica waren, die direkter klingen, war davon auszugehen, dass alle außer den standhaftesten Fans davon vergrault würden – eine ungenießbare Kreation, wie sie auch Dr. Frankenstein in seinem Labor nicht schlimmer hinbekommen hätte.

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