Juni 1965: Rolling Stone Brian Jones führt Nico in Andy Warhols New Yorker Factory ein.
Selbstverwirklichung galt ihr als oberstes Credo: Mit 15 Jahren startete die in Köln geborene, in Berlin aufgewachsene Christa Päffgen ihre Modelkarriere. Über den Fotografen Herbert Tobias erhielt die unterkühlt schöne KaDeWe-Angestellte erste Aufträge. Modedesigner Heinz Oestergaard und Dior Starfotograf Willy Maywald förderten den Umzug nach Paris und das Pseudonym Nico. Ihr ätherisches Antlitz zierte nun Cover von „Vogue“ und „Elle“. Ende der 50er galt sie, von der New Yorker Agentur Eileen Ford unter Vertrag genommen, als International Model. Einer Liaison mit Alain Delon entstammt der 1962 geborene Sohn Christian „Ari“ Aaron. Zu jener Zeit wirkte Nico schon in Kinofilmen mit – diversen Cameos (u.a. in Fellinis „La Dolce Vita“) folgte 1963 eine Hauptrolle in Jacques Poitrenauds „Strip-Tease“. Im gleichen Jahr sang sie im New Yorker Nachtclub „Blue Angel“ Standards.
Rolling Stone Brian Jones erwies sich als effizienter Türöffner: Nicos 45er ›I‘m Not Sayin‘‹, produziert von Jimmy Page, erschien auf Stones-Manager Andrew Loog Oldhams Label Immediate. Im Juni 1965 führte Jones sie in Andy Warhols New Yorker Factory ein. Factory-Regisseur Paul Morrissey besetzte sie im Experimentalfilm „Chelsea Girls“. Gegen den Willen der von ihm protegierten The Velvet Underground installierte Warhol die Mittzwanzigerin als Sängerin. Nicos Mitgliedschaft verhalfen zum Plattenvertrag mit MGM/Verve und Warhols Multimediashow Exploding Plastic Inevitable zu mehr Aufmerksamkeit.
Auf dem 67er-VU-Debüt, produziert von Tom Wilson, sang Nico in sonor dunklem Timbre die Klassiker ›Femme Fatale‹, ›All Tomorrow‘s Parties‹ und ›I‘ll Be Your Mirror‹. Als Reed, Cale und Co. sich von Warhol trennten, flog Nico aus der Band. Unter der Ägide von Wilson sowie mit Hilfe von Reed, Cale, Tim Buckley, Jackson Browne und Ramblin‘ Jack Elliott entstand der im Oktober 1967 erschienene LP-Erstling CHELSEA GIRL. Künstlerisch frei schwamm sich die 1988 49-jährig auf Ibiza verstorbene Nico mit den selbstkomponierten Nachfolgern THE MARBLE INDEX (1968) und DESERTSHORE (1970).