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Leslie West – Musik als Therapie

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Leslie West – Musik als Therapie

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Statt am 17. Juni einen geplanten Gig mit Mountain in Biloxi, Mississippi, zu spielen, musste Bandgründer Leslie West ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dort amputierten die Ärzte dem 65-Jährigen wegen einer akuten Infektion in einer Not-OP den rechten Unterschenkel. Nun befindet sich der Rocker auf Reha – und hat gerade sein zehntes Soloalbum UNUSUAL SUSPECTS veröffentlicht, das mit einer imposanten Starbesetzung aufwartet.

Leslie West 2011_1Leslie, die Infektion und ihre drastischen Folgen haben dich sicherlich aus der Bahn geworfen. Daher die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es dir, macht deine Genesung Fortschritte?
Offen gestanden geht es mir psychisch wie körperlich mal so, mal so. Vor ein paar Tagen bin ich beim Aufstehen blöd gestürzt und voll auf die Fresse gefallen – was einfach daran lag, dass mein Körper noch nicht richtig verstanden hat, dass ich keinen Unterschenkel mehr habe. Und wenn ich mich nicht konzentriere, mache ich unwillkürlich Bewegungen, als wäre da unten noch ein Fuß. Aber ich will nicht jammern: Die Ärzte machen mir Hoffnung, dass ich relativ schnell lernen werde, mit einer Prothese ziemlich normal zu gehen. Momentan benutze ich einen elektrischen Rollstuhl, um den Alltag zu bewältigen.

Hast du schon eine Ahnung, wann du wieder auf die Bühne kannst?
Für Mitte Oktober sind die Nachhol-Termine der „Three Guitar Heroes Tour“ mit Michael Schenker und Uli Jon Roth angesetzt (geplant sind insgesamt 13 US-Gigs, Anm.d.Red.). Und die werde ich spielen, ob im Sitzen oder Stehen!

Wirst du auch Stücke deines neuen Soloalbums präsentieren?
Garantiert! Bei dieser Tour wird jeder von uns erst ein eigenes Set von etwa 40 Minuten Länge aufführen, bevor wir schließlich einige Stücke zusammen spielen. Und in meinem Teil werde ich neben ein paar Mountain-Klassikern auf jeden Fall Songs des neuen Albums performen. Manche der Lieder haben ihre Bühnenpremiere sowieso schon hinter sich, denn ich habe die ersten Stücke von UNUSUAL SUSPECTS schon vor sechs Jahren geschrieben.

Auf dem Album kannst du eine ganze Reihe illustrer Gitarristen-Kollegen begrüßen: Joe Bonamassa, Billy Gibbons, Zakk Wylde, Steve Lukather und Slash. Hat sich das eher zufällig ergeben oder war das von Anfang an Teil des Konzepts?
Diese Begegnungen mit anderen Gitarristen waren sozusagen die Ursprungsidee. Allerdings hatten sich die Leute bei meinem Label das Ganze zunächst etwas anders vorgestellt: Sie wollten zum Beispiel, dass ich mit Buddy Guy spiele. Hmm, eher ein „Usual Suspect“ als ein „Unusual Suspect“, so oft wie er mittlerweile auf irgendwelchen Alben gastiert. Nichts gegen Buddy Guy – aber ich kenne ihn nicht mal persönlich, und er zählt auch nicht gerade zu meinen größten Einflüssen. Ich wollte lieber mit Menschen arbeiten, mit denen ich wirklich befreundet bin und denen ich mich auch stilistisch nahe fühle. Und so ist es dann gottlob auch gekommen! Wenigstens ist mir dieser Mist mit meinem Bein erst passiert, als alles schon im Kasten war – sonst gäbe es das Album womöglich gar nicht.

Wie liefen diese Begegnungen eigentlich ab?
Das Schönste dabei: Wir haben nicht einfach irgendwelche Sounddateien hin- und hergemailt und sie dann mit ProTools zusammengebastelt, so wie das heute bei sogenannten „Kollaborationen“ oft der Fall ist. Wir standen uns von Angesicht zu Angesicht im Studio gegenüber. Eine tolle, und speziell im Fall von Zakk Wylde auch sehr lustige Erfahrung! Der Typ ist wirklich super drauf, unglaublich humorvoll und ganz und gar unkompliziert. Er kam ohne Entourage, ohne irgendwelche Groupies oder Manager im Schlepptau, sondern nur mit seinem Gitarrenkoffer unterm Arm ins Studio und legte los. Der Einzige, den ich anfangs nicht auf dem Zettel hatte, war Steve Lukather. Er schaute einfach mal so bei den Aufnahmen vorbei, als wir gerade an dieser Nummer arbeiteten. Ich wusste, dass er diesen akustischen Boogie-Part besser hinkriegen würde als ich, und er ließ sich nicht lange bitten – auch total unkompliziert. Und so fügten sich die Dinge nach und nach zusammen, und zwar viel besser, als ich es mir je hätte träumen lassen.

Nun bist du ja schließlich selbst eine veritable Gitarrenlegende – und auch ein Song auf dem Album trägt den Titel ›Legend‹, wobei der als einziger Track eher vom Piano geprägt wird…
Ich habe kein so aufgeblasenes Ego, dass ich mit meiner Gitarre ständig vornestehen und das Instrument jeden Song dominieren muss. Und zu diesem Lied muss man wissen, dass mein Songwriting-Partner Joseph Pizza die Grundidee dieses Lieds schon vor 30 Jahren hatte – für die Aufnahmen musste ich seinen Text allerdings ändern. Ich hatte keine Lust, über mich selbst als Legende zu singen. Deswegen heißt es jetzt: „Don’t call me legend, I just came here to play“ – das entspricht eher meiner Philosophie.

Mit Joe Bonamassa spielst du den alten Blues-Klassiker ›Third Degree‹ – welche Zukunft hat diese Stilrichtung überhaupt noch?
Diese Nummer einzuspielen, war ein Wunsch von Joe, weil er die Version liebt, die wir seinerzeit auf dem Debüt von West, Bruce & Laing veröffentlicht haben. Mit dem Blues – und vor allem dem Bluesrock an sich – ist das so eine Sache: Meiner Meinung nach hat er eine Art „eingebaute Publikumsgarantie“. Denn egal, ob du gerade einen Hit hast oder nicht – wenn dir der Ruf vorauseilt, dass du guten Bluesrock spielst, werden die Leute immer in deine Konzerte kommen. In Europa sogar noch mehr als in den Staaten. Aber ob sich im Blues stilistisch noch viel Neues entwickeln wird, vermag ich nicht zu sagen, trotz so toller jüngerer Typen wie eben Joe oder auch Derek Trucks. Ich für meinen Teil werde mich jedenfalls immer als Bluesgitarrist verstehen.

Was hat dich dazu bewogen, den Beatles-Song ›I Feel Fine‹ mit auf das neue Album zu nehmen?
Ich spiel das Stück schon seit Jahren bei meinen Gigs als Gitarrensolo, weil ich diesen Riff so mag. Und während der UNUSUAL SUSPECTS-Sessions saß ich in einer Pause da und spielte ein bisschen mit diesem Thema rum. Mein Produzent Fabrizio Gross hörte das – und war sofort Feuer und Flamme. Doch es steckt auch noch eine ganz alte Geschichte hinter dem Song: Ich wuchs im selben New Yorker Apartmenthaus wie Waddy Wachtel auf, wir waren schon als Teenager befreundet. Waddy lernte auf der Gitarre immer alles viel schneller als ich und zeigte mir dann alles. Er brachte mir auch ›I Feel Fine‹ bei. (lacht wehmütig) Wenn man so will, war Waddy mein erster richtiger Gitarrenlehrer – obwohl er zwei Jahre jünger war.

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