Unter dem Eindruck von Hurrikan Sandy: Der Sonic-Youth-Gitarrist vertont die Apokalypse.
Das nennt man wohl George-Harrison-Effekt: Ähnlich wie der Leadgitarrist der Beatles stand Lee Ranaldo bei Sonic Youth stets im Schatten eines übermächtigen Frontduos und blühte erst nach dem Ende der Band als Solist richtig auf. Auf seinem neuen Album fängt der 57-Jährige die düstere Stimmung der LAST NIGHT ON EARTH ein, die Hurrikan Sandy letzten Herbst in seiner Heimat an der US-Ostküste auslöste. Verständlich, dass er sich im Zuge dessen ein Stück weit vom fokussierteren, filigraneren Sound des Vorgängers BETWEEN THE TIMES AND THE TIDES abwendet. Eingängiges wie das famose ›Lecce, Leaving‹ oder das mit Barock-Charme glänzende ›Late Descent #2‹ bleibt die Ausnahme. Im Vordergrund stehen ungezügelte Improvisationen und eine beim Jammen mit seinen The-Dust-Mitstreitern Steve Shelley, Tim Lüntzel und Alan Licht entfachte Rock-Wucht. Dass Ranaldo eine Doku über die 72er-Konzerte von Grateful Dead als Inspiration gedient haben soll, glaubt man gern!