Einen kleinen Dokumentarfilm ins Rampenlicht der Kinoempfehlung des Monats zu stellen, ist nicht besonders üblich; einen, der wahrscheinlich nur Monate später im Fernsehen auf den einschlägigen Bildungssendern zu sehen sein wird, schon zweimal nicht. Der Film des amerikanischen Regisseurs Joshua Oppenheimer verdient sich diese Huldigung jedoch gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen, da er ein Thema aufgreift, das sowohl im normalerweise so moralisch überlegen um Vergangeheitsbewältigung ringenden Westen, als auch in seinem indonesischen Schauplatz wenig Beachtung findet: Die ermordung von zwischen 500.000 bis 2.000.000 vermeintlichen Kommunisten durch paramilitärische Mördertrupps Mitte der sechziger Jahre. Zum anderen verdient „The Act Of Killing” sein Lob durch die Wahl der Mittel, die das Publikum tief verstört und aufgewühlt zurücklassen. Denn Oppenheimer macht die Täter von einst ausfindig und lässt sie kritikfrei zu Wort kommen, was zu Beginn des Films in unglaublichen Prahlereien ob ihrer Taten mündet. Das Fehlen jedes Unrechtsbewusstseins bei ihren Erzählungen sowie die immer noch enge Verbindung zu den paramilitärischen Einheiten der aktuellen Regierung setzt zu, bevor Oppenheimer mit großartigem Kunstgriff dem Thema einen surrealen Spin verleiht, der eine neue Dimension eröffnet: Er gibt den Tätern allesamt Kinofans die Möglichkeit ihre Taten von einst filmisch nachzuerzählen. Was sich daraus an konfrontativer Erkenntnis, psychologischer Selbsterfahrung und oft unwirklichem und bitterem Humor ergibt, ist nicht weniger als ein Meisterwerk des Dokumentarfilms. Unbedingt anschauen!
Kino: The Act of Killing
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