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Kansas – POINT OF KNOW RETURN

KansasBittere Erkenntnis: Wir sind nichts als Staub im Wind.

Ein Dreimaster kippt in blitzblaue Meeresfluten an harter Abgrundkante in unbekannte Tiefen – gerade so, als ob Planet Erde frei nach mittelalterlichem Weltbild doch eine Scheibe sei. Sollte der einst mächtige Klerus doch Recht behalten haben? Mitunter geben idyllisch gemalte Covergrafiken tatsächlich Einblick in den Inhalt eines Albums – und auch in die Köpfe der zuständigen Musikanten. Im Falle des fünften Werks der Prog-Rock-Formation aus dem amerikanischen Mittelwesten gesellt sich noch ein flott doppelsinniges Wortspiel im Titel mit hinzu. Ein cleverer Schachzug. Möchte man im Rest der Welt doch nicht als Hinterwäldler erscheinen. Tatsächlich erweist sich POINT OF KNOW RETURN im Punk-Revolutionsjahr 1977 als rechter Anachronismus – auch im Abstand von fast vier Dekaden. Aber einer, der sich für das Sextett um Vokalist Steve Walsh und Gitarrist Kerry Livgren als nahezu ebenso lukrativ erwies wie der Multiplatin-Vorgänger LEFTOVERTURE, Durchbruchswerk dank flottem Charthit ›Carry On Wayward Son‹. Jetzt agiert die Truppe noch eine Spur akademischer mit konstantem Blick auf klassische Vorbilder. So erinnern nicht nur die mit üppigen Arrangements ausgestatteten und in Überlange produzierten Epen ›Closet Chronicles‹ (gewidmet Multimillionär Howar Hughes!) oder ›Hopelessly Human‹ an eine amerikanische Überblendung aus den britischen Gegenstücken Yes, Genesis und Emerson, Lake & Palmer. Da konkurrieren Orgel, Synthesizer, Geige, E-Gitarre, Bass und Schlagzeug permanent um Dominanz. Perfekt eingebettet im zackigen 15/4-Takt tönen die mehrstimmigen Gesangspassagen des Titelsongs. Was her macht auch die Albert-Einstein-Reminiszenz ›Portrait (He Knew)‹. Alles in allem eine qualitativ hochwertige Studiomillimeterarbeit von echten Könnern, keine Frage. Aber eben kein Original, sondern eine handwerklich grundsolide Blaupause musikalischer Innovationen um 1969/70. Und dann auch noch das: Ausgerechnet das einzige Ausreißerstück der Scheibe, die mit sparsamen Streichern verzierte Akustikballade ›Dust In The Wind‹, ursprünglich Gelenkigkeitsübung für Gitarrist Livgrens Fingerpicking, verpasst Kansas als Auskopplung die bis heute höchste Notierung in den Billboard-Charts.

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